Umsetzung der EU-CSRD-Richtlinie 11.10.2023, 11:39 Uhr

Mittelstand muss sich auf verpflichtende Nachhaltigkeitsberichte vorbereiten

In einer Studie hat der Tüv-Verband untersucht, wie viele Unternehmen heute schon Nachhaltigkeitsberichte erstellen, welche Vorteile und Hindernisse die Unternehmen sehen und ob sie auf die neuen Anforderungen vorbereitet sind.
Die CSRD-Richtlinie der EU soll 2024 in nationales Recht umgesetzt werden.
(Quelle: Shutterstock / Flexd Design)
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)-Richtlinie der EU soll 2024 in Deutschland in nationales Recht umgesetzt werden. Ab dem Jahr 2025 wird der Kreis der Unternehmen, die rechtlich dazu verpflichtet sind, Nachhaltigkeitsberichte zu veröffentlichen, um rund 15.000 Betriebe wachsen, so der Tüv. Damit werden Nachhaltigkeitsberichte den Finanzberichten gleichgestellt und die enthaltenen Aussagen müssen von externen Stellen geprüft werden. Dies hat der Tüv-Verband als Anlass gesehen, eine Umfrage unter kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) durchzuführen, um zu ermitteln, wie gut sie auf die bevorstehenden Herausforderungen vorbereitet sind.

KMUs kennen Anforderungen noch nicht

Gut jedes vierte mittelständische Unternehmen in Deutschland hat in den vergangenen Jahren bereits einen Nachhaltigkeitsbericht erstellt (28 Prozent). Bei Mittelständlern mit 50 bis 249 Mitarbeitenden sind es 23 Prozent und bei den großen mit 250 bis 1.000 Beschäftigten 53 Prozent. Nur 60 Prozent der Unternehmen veröffentlichen ihren Nachhaltigkeitsbericht. „Nachhaltigkeitsberichte sind ein wichtiges Instrument, um Maßnahmen für den Umwelt- und Klimaschutz zu dokumentieren, zu bewerten und anzustoßen. Jetzt kommt es darauf an, einen offenen Markt für Prüfdienstleistungen zu schaffen, um Kapazitätsengpässe und hohe Kosten für den Mittelstand zu vermeiden“, sagte Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des Tüv-Verbands, bei Vorstellung der Umfrage.
Jedes zweite mittelständische Unternehmen (51 Prozent), das einen Nachhaltigkeitsbericht erstellt, orientiert sich an bekannten Standards oder Rahmenwerken wie den Vorgaben der Global Reporting Initiative (GRI) oder des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK). Laut Umfrage lassen heute bereits 41 Prozent der befragten Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsberichte von einer unabhängigen Stelle prüfen, 74 Prozent würden ihren Bericht in Zukunft von einer unabhängigen technischen Prüforganisation prüfen lassen. Als größte Vorteile einer externen Prüfung sehen die Befragten eine unabhängige Bewertung der enthaltenen Informationen, eine bessere Vergleichbarkeit und eine höhere Glaubwürdigkeit bei den Stakeholdern. Laut Umfrage haben sich bisher erst 42 Prozent der mittelständischen Unternehmen mit den Anforderungen der Richtlinie auseinandergesetzt, 57 Prozent haben angegeben, dass sie die Anforderung der neuen EU-CSRD-Richtlinie noch nicht kennen. Auch Bedenken bestehen: Die Unternehmen erwarten in diesem Zuge einen höheren bürokratischen Aufwand und sehen Herausforderungen auf der personellen und finanziellen Seite, um die Anforderungen zu erfüllen.
Als positive Aspekte versprechen sich die Unternehmen durch die Berichtspflicht eine Steigerung der Energieeffizienz, eine Reduzierung der Materialverbräuche und der Abfallmenge. Außerdem erhoffen sich die Firmen durch die Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsberichten eine Verbesserung des Unternehmensimages, die Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie sowie die Stärkung des Kundenvertrauens und eine bessere Kundenbindung. Auch die Arbeitgeberattraktivität soll so zunehmen.

Vorbereitung wird empfohlen

Der Tüv empfiehlt, Berichte bereits 2024 freiwillig zu erstellen, um auf die Änderungen vorbereitet zu sein. Von der Politik fordert der Verband, gleiche Wettbewerbsbedingungen in der EU für Mittelstand und Prüfdienstleister zu schaffen. Dazu gehöre, Kapazitätsengpässe zu vermeiden, Kosten für den Mittelstand zu reduzieren, branchenspezifische Diversifizierung der Prüfer zu ermöglichen und die fachliche Expertise der Prüfer zu berücksichtigen. Zudem brauche es klare Qualitäts- und Zulassungskriterien für Prüfdienstleister und Informations- sowie Beratungsangebote zur Unterstützung des Mittelstands.
Die Forsa-Umfrage im Auftrag des Tüv-Verbands wurde unter 500 mittelständischen Unternehmen mit bis zu 1.000 Mitarbeitenden durchgeführt.

Maxim Huber
Autor(in) Maxim Huber



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