Immer mehr Händler bieten Ware zur Miete an
Neue Angebote steigern Nachfrage
Für den Handelsexperten Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU ist das Interesse der Ketten am Mietmarkt gut nachvollziehbar. Schließlich kurbelten die neuen Angebote die Nachfrage an. "Für den Handel ist es ein Problem, wenn die Kunden ein Produkt zu lange nutzen - etwa wenn derselbe Fernseher fünf Jahre oder länger im Wohnzimmer steht", erklärt er. "Durch das Vermieten kommt viel schneller der Zeitpunkt, an dem sie dem Kunden ein neues Angebot machen können." Außerdem machten die Leihangebote die Preise zumindest auf den ersten Blick günstiger und könnten damit neue Käuferschichten erschließen.
Auch Eltern, deren Kinder im Eiltempo aus den neuen Kleidern herauswachsen oder sich mit dem altbekannten Spielzeug langweilen, können inzwischen auf Mietangebote zurückgreifen. Gleich zwei große Handelsketten haben diese Zielgruppe für sich entdeckt: der Kaffeehändler Tchibo und die Supermarktkette Real.
Kinderkleidung zum Mieten
Tchibo bietet schon seit Jahresanfang zusammen mit dem Magdeburger Start-up Kilenda auf einer eigenen Website Kinderkleidung zum Mieten: vom Baby-Body für 80 Cent pro Monat bis zum Teenager-Kleid in Größe 176 für 2,20 Euro pro Monat. Seit April wurde das Angebot außerdem noch um Spielzeug ergänzt. Tchibo hebt die Vorteile für die Umwelt durch längere Nutzung und Weiterverwertung hervor. Real bietet seit August auf seinem Onlineportal ebenfalls Spielzeug zur Miete an.
Sogar bei Möbeln tut sich etwas. Der schwedische Möbelriese Ikea entwickelt gerade "ein Konzept, um Möbel zu vermieten", wie Unternehmenschef Jesper Brodin kürzlich der Neuen Züricher Zeitung verriet. Er sehe Interesse an einem solchen Angebot vor allem "bei Gruppen, deren Lebensumstände sich schnell ändern können" - etwa bei Studenten, im Ausland stationierten Arbeitnehmern oder Familien, betonte der Ikea-Chef. "Dieses Angebot wird schon bald auf den Markt kommen", versprach Brodin.
Ganz ohne Tücken sind solche Mietofferten allerdings nicht. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rät Kunden, bei den Angeboten mitzurechnen. "Mieten kommt meist viel teurer als Kaufen", beobachteten die Verbraucherschützer, als sie anlässlich der Fußball-WM Mietangebote unter die Lupe nahmen. Besonders für Verbraucher, die gleich mehrere Mietangebote nutzten, könne es ein böses Erwachen geben. "Die scheinbar überschaubaren Monatssummen pro Gerät türmen sich über lang zu horrenden Beträgen."