Mieten statt kaufen
15.11.2018, 08:45 Uhr
Immer mehr Händler bieten Ware zur Miete an
Vom Hightech-Fernseher fürs Wohnzimmer bis zum Holzspielzeug für Kleinkinder: Immer öfter mieten Verbraucher Konsumgüter statt sie zu kaufen. Verbraucherschützer sehen das nicht ohne Sorge.
Ob Fernseher, Kinderkleidung oder Spielzeug: Immer öfter haben die Verbraucher die Wahl, ob sie die Produkte kaufen oder nur auf Zeit ausleihen wollen. Viele bekannte Einzelhändler - wie Otto, Media Markt, Saturn, Real oder Tchibo - haben inzwischen auch Mietangebote im Programm. Sogar Ikea will schon bald auf den Verleihtrend aufspringen. Ganz ohne Gefahren für Verbraucher ist das neue Geschäftsmodell aber nicht.
"Bei Gebrauchsgütern geht es den Konsumenten immer stärker um Nutzen und Komfort, statt um klassischen Besitz", erklären die die Unternehmensberatung KPMG und das Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) den Trend zum "Mieten statt Kaufen". Nach einer aktuellen Umfrage des Marktforschungsinstituts Splendid Research fühlt sich knapp die Hälfte der deutschen Konsumenten von Mietangeboten angesprochen.
In vielen Bereichen ist das Prinzip Nutzen statt Besitzen längst Alltag. Streaming-Dienste für Musik wie Spotify oder Deezer ersetzen die eigene Platten- oder CD-Sammlung. Fahrradverleiher wie "Call a Bike"oder Autoverleiher wie Car2go ermöglichen Mobilität ohne einen eigenen fahrbaren Untersatz. Doch halten Mietmodelle mittlerweile auch bei Elektronik, Bekleidung und Spielzeug Einzug.
Vorreiter ist der Versandhändler Otto
Einer der Vorreiter ist der Versandhändler Otto, der bereits seit 2016 technische Geräte von der Waschmaschine bis zum Saugroboter vermietet. Das Geschäft entwickele sich sehr gut, berichtet Unternehmenssprecher Nick Marten. Seit dem Start habe sich die Zahl der angebotenen Produkte von 70 auf rund 500 erhöht. "Besonders gefragt waren in den letzten zwölf Monaten Drohnen, Fernseher und Smartphones", verrät er.
Auch die großen Elektronikketten Media Markt, Saturn und Conrad bieten längst Technik zur Miete an und arbeiten dabei mit dem Berliner Internet-Start-up Grover zusammen, das von der Tageszeitung Welt schon zum "Spotify für Konsumgüter" ernannt wurde. Das Interesse an Mietangeboten habe in diesem Jahr "noch einmal deutlich zugenommen", heißt es bei MediaMarktSaturn. Die Elektronikketten würden deshalb "das verfügbare Angebot an mietbaren Produkten in den kommenden Monaten noch einmal deutlich erweitern".