Wie Gusti-Leder sich von Amazon emanzipiert
"Die nächsten Stolpersteine warteten schon"
Sie waren international dank Amazon Marketplace gut aufgestellt. Haben Sie das dann auch selbst in die Hand genommen?
Pietsch: Natürlich. Aber da warteten die nächsten Stolpersteine. Internationaler Versand ist für einen kleinen Händler erstmal ganz schön teuer, von den Stückpreisen, die Amazon für den FBA-Versand nimmt, kann man auf dem freien Markt zur träumen. Nächstes Problem: Die Buchhaltung! Unser erstes Steuerberatungsbüro hat uns beispielsweise nicht daraufhin gewiesen, dass in Frankreich die Steuermeldungsfristen kürzer sind als bei uns - und die Strafen für zu spät gezahlte Steuern höher.
Klingt alles enorm anstrengend …
Pietsch: Ja. Aber wir haben die Probleme gelöst und es hat sich gelohnt: 50 % der Umsätze kommen heute schon aus Kanälen jenseits von Amazon. Aktuell bauen wir mit unseren bald vier eigenen Stationärgeschäften in Hamburg, Berlin, Rostock und demnächst München einen weiteren Vertriebskanal auf. Das bringt natürlich neue Herausforderungen mit sich. Aber das Ziel ist jeweils ein Drittel der Umsätze über Amazon, den eigenen Online-Shop und die stationären Läden zu erwirtschaften.
Die Entscheidung für den Kraftakt "Raus aus der Amazon-Abhängigkeit" war also die richtige?
Pietsch: Absolut. In diesem Jahr kam der Einbruch im Amazon-Geschäft im Lederbereich, den ich nach unseren Erfahrungen in den USA schon seit Jahren habe kommen sehen. Aber wir sind auf der sicheren Seite, weil wir uns auf Amazon fast ausschließlich aufs Nischengeschäft konzentrieren und uns durch unser eigenes Marketing sowie über die Läden eine Marke aufgebaut haben. Deshalb hat uns die indische und chinesische Konkurrenz nicht so erwischt wie andere Marktteilnehmer.
Aber wie sieht denn das Ergebnis Ihrer Entscheidung unterm Strich aus? Lohnt sich die Unabhängigkeit von Amazon auch wirtschaftlich?
Pietsch: Auf der einen Seite haben wir unseren Umsatz seit 2014 mehr als verdoppelt. Andererseits hat sich der Gewinn unterm Strich seit 2014 nicht erhöht, sondern ist eher gleich geblieben. Aber wir haben in dieser Zeit eine Marke aufgebaut - das wäre uns auf Amazon nicht gelungen, dort findet einfach kein Markenaufbau statt. Zudem haben wir Inhouse Wissen aufgebaut, beispielsweise im Bereich Performance Marketing oder Social-Media-Marketing. Das sind langfristige Werte, die die Firma über Jahre für sich nutzen kann. Heute kann ich sagen: Wenn der Amazon-Umsatz morgen wegfällt, wird es Gusti-Leder auch weiterhin geben. Und das ist mir ganz wichtig, auch im Hinblick auf meine Mitarbeiter.
Wenn Sie nochmal anfangen könnten, was würden Sie anders machen? Einen großen Bogen um Marktplätze schlagen?
Pietsch: Ganz und gar nicht! Um Amazon kommt man ja als kleinerer Händler oder junge Marke nicht herum. Ich verkaufe auch über Ebay, Etsy, Dawanda, Otto oder Real. Ich sage nicht nein zu Marktplätzen, weil sie uns helfen, unsere Marke bekannt zu machen. Wir sind ja eine kleine Marke und brauchen jede Werbung, die wir kriegen können. Wer die schnelle Mark machen will, ist bei Amazon gut aufgehoben. Er sollte sein Unternehmen klein und schlank halten und auch ganz schnell wieder aussteigen können, wenn es nicht mehr läuft. Wer aber langfristig denken will, kommt um den Markenaufbau nicht herum. Wenn ich also etwas anders machen könnte, dann würde ich noch früher und noch mutiger in den internationalen Markenaufbau investieren. Wer länger existieren will, darf sich nicht allein auf Amazon verlassen.
Pietsch: Natürlich. Aber da warteten die nächsten Stolpersteine. Internationaler Versand ist für einen kleinen Händler erstmal ganz schön teuer, von den Stückpreisen, die Amazon für den FBA-Versand nimmt, kann man auf dem freien Markt zur träumen. Nächstes Problem: Die Buchhaltung! Unser erstes Steuerberatungsbüro hat uns beispielsweise nicht daraufhin gewiesen, dass in Frankreich die Steuermeldungsfristen kürzer sind als bei uns - und die Strafen für zu spät gezahlte Steuern höher.
Klingt alles enorm anstrengend …
Pietsch: Ja. Aber wir haben die Probleme gelöst und es hat sich gelohnt: 50 % der Umsätze kommen heute schon aus Kanälen jenseits von Amazon. Aktuell bauen wir mit unseren bald vier eigenen Stationärgeschäften in Hamburg, Berlin, Rostock und demnächst München einen weiteren Vertriebskanal auf. Das bringt natürlich neue Herausforderungen mit sich. Aber das Ziel ist jeweils ein Drittel der Umsätze über Amazon, den eigenen Online-Shop und die stationären Läden zu erwirtschaften.
Die Entscheidung für den Kraftakt "Raus aus der Amazon-Abhängigkeit" war also die richtige?
Pietsch: Absolut. In diesem Jahr kam der Einbruch im Amazon-Geschäft im Lederbereich, den ich nach unseren Erfahrungen in den USA schon seit Jahren habe kommen sehen. Aber wir sind auf der sicheren Seite, weil wir uns auf Amazon fast ausschließlich aufs Nischengeschäft konzentrieren und uns durch unser eigenes Marketing sowie über die Läden eine Marke aufgebaut haben. Deshalb hat uns die indische und chinesische Konkurrenz nicht so erwischt wie andere Marktteilnehmer.
Aber wie sieht denn das Ergebnis Ihrer Entscheidung unterm Strich aus? Lohnt sich die Unabhängigkeit von Amazon auch wirtschaftlich?
Pietsch: Auf der einen Seite haben wir unseren Umsatz seit 2014 mehr als verdoppelt. Andererseits hat sich der Gewinn unterm Strich seit 2014 nicht erhöht, sondern ist eher gleich geblieben. Aber wir haben in dieser Zeit eine Marke aufgebaut - das wäre uns auf Amazon nicht gelungen, dort findet einfach kein Markenaufbau statt. Zudem haben wir Inhouse Wissen aufgebaut, beispielsweise im Bereich Performance Marketing oder Social-Media-Marketing. Das sind langfristige Werte, die die Firma über Jahre für sich nutzen kann. Heute kann ich sagen: Wenn der Amazon-Umsatz morgen wegfällt, wird es Gusti-Leder auch weiterhin geben. Und das ist mir ganz wichtig, auch im Hinblick auf meine Mitarbeiter.
Wenn Sie nochmal anfangen könnten, was würden Sie anders machen? Einen großen Bogen um Marktplätze schlagen?
Pietsch: Ganz und gar nicht! Um Amazon kommt man ja als kleinerer Händler oder junge Marke nicht herum. Ich verkaufe auch über Ebay, Etsy, Dawanda, Otto oder Real. Ich sage nicht nein zu Marktplätzen, weil sie uns helfen, unsere Marke bekannt zu machen. Wir sind ja eine kleine Marke und brauchen jede Werbung, die wir kriegen können. Wer die schnelle Mark machen will, ist bei Amazon gut aufgehoben. Er sollte sein Unternehmen klein und schlank halten und auch ganz schnell wieder aussteigen können, wenn es nicht mehr läuft. Wer aber langfristig denken will, kommt um den Markenaufbau nicht herum. Wenn ich also etwas anders machen könnte, dann würde ich noch früher und noch mutiger in den internationalen Markenaufbau investieren. Wer länger existieren will, darf sich nicht allein auf Amazon verlassen.