Kreislaufwirtschaft könnte 15.000 neue Jobs schaffen 29.07.2022, 10:31 Uhr

McKinsey-Studie: Weniger als 1 Prozent Textilmüll wird aktuell recycelt

Aktuelle Ergebnisse einer McKinsey-Studie zeigen ein düsteres Bild: Derzeit werden weniger als 1 Prozent Textilmüll zu neuer Kleidung recycelt. Dabei könnte jetzt schon aus 20 Prozent des Textilabfalls neue Kleidung gewonnen werden!
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Die Ergebnisse der McKinsey-Studie „Scaling textile recycling in Europe – turning waste into value“ zeigen die großen Defizite in der Textilbranche auf: Weniger als 1 Prozent Textilmüll wird derzeit zu neuer Kleidung recycelt. Dabei könnten bereits jetzt aus 20 Prozent des Textilabfalls neue Kleidung gewonnen werden! Darüber hinaus wurden mithilfe der Studie Szenarien berechnet, wie sich das Textilmüllvolumen sowie Sammel- und Recyclingraten bis 2030 entwickeln und mit der Kreislaufwirtschaft für Textilien 15.000 neue Jobs in Europa bis 2030 geschaffen werden könnten. Letzteres könnte eine Marktgröße von 6 bis 8 Mrd. Euro erreichen.
Jeder Mensch in Europa produziert im Durchschnitt mehr als 15 Kilogramm Textilmüll pro Jahr. Bis 2030, so die Hochrechnungen der McKinsey-Studie, könnten es über 20 Kilogramm pro Kopf sein. Dabei wird der Hauptanteil mit 85 Prozent des Abfalls durch private Haushalte verursacht, was Kleidung und Heimtextilien betreffen. Ebenfalls erschreckend, sind die Ergebnisse im Bereich Recycling: Mehr als 65 Prozent der Textilien landen ohne Umwege in der Müllverbrennung oder auf der Deponie. „Dabei könnten, wenn das volle technische Recyclingpotenzial genutzt und mehr Textilien gesammelt würden, bereits im Jahr 2030 zwischen 18 und 26 Prozent des Textilmülls für die Herstellung von neuen Kleidungsstücken wiederverwertet werden“, erklärt Karl-Hendrik Magnus, Senior Partner und Leiter der Modeindustrieberatung bei McKinsey in Deutschland. „Ein skaliertes Textilrecycling würde nicht nur vier Millionen Tonnen CO2 einsparen, sondern auch einen profitablen Wirtschaftszweig mit 15.000 Jobs in Europa schaffen“, resümiert Magnus.

Recycling: Die Sammelrate von Kleidung ist ausschlaggebend

Gerade mal ein Drittel der benutzten Kleidung wird aktuell gesammelt und recycelt – als Second-Hand-Mode oder als grob wiederverwertetes Textilprodukt wie beispielweise Lappen. Nur weniger als 1 Prozent wird als recycelte Textilfasern wieder zu neuer Mode. Hier ist wichtig, dass die Sammelrate bis zum Jahr 2030 auf 50 bis 80 Prozent gesteigert wird. Dann könnte auch die Kreislaufwirtschaft, die aus Textilabfall recycelte Fasern für Mode produziert, auf 18 bis 26 Prozent skaliert werden, so das Szenario der McKinsey-Studie. Dazu Jonatan Janmark, Co-Autor der Studie und Partner im McKinsey-Büro Stockholm: „Das so genannte Fiber-to-fiber-Recycling, bei dem aus Textilfasern neue Fasern für Mode hergestellt werden, stellt die nachhaltigste Möglichkeit dar, um aus Müll etwas Neues mit Wert zu generieren.“ Ein Potenzial mit monetärem Mehrwert, denn diese Art der Kreislaufwirtschaft könnte eine Marktgröße von sechs bis acht Mrd. Euro Umsatz generieren, mit möglichen jährlichen Renditen für die Recyclingindustrie von 20 bis 25 Prozent. Solche Entwicklungen verlangen neue Technologien, wie beispielsweise das mechanische Recycling von Baumwolle, das bereits auf dem Markt etabliert ist. Im Teststadium befindet sich hingegen aktuell eine Verarbeitung von Viskosefasern, und auch das chemische Recycling zur Wiederverwertung von Polyester steckt noch in den Kinderschuhen. Aber auch das Sammeln und vor allem die Aufbereitung von Textilien steht immer noch vor großen Herausforderungen: Die Altkleider müssen nach Qualitätskriterien sortiert , Knöpfe und Reisverschlüsse entfernt und die Faserzusammensetzungen identifiziert werden, da viele Produkte nach wie vor aus Mischfasern bestehen.


Investieren, um Potenziale nutzen zu können


Insgesamt werden etwas 6 bis 7 Milliarden Euro an Investionen bis 2030 benötigt, um das volle Potenzial des Textilrecyclings nutzen zu können. Investiert werden muss in die gesamte Wertschöpfungskette: Vom Sammeln über das Sortieren bis hin zum Aufbau von Recyclingfabriken. Dazu Janmark abschließend: „Die Investition ins Fiber-to-fiber-Recycling lohnt sich nicht nur aus Nachhaltigkeitsgründen. Es können beim Recycling neue Rohmaterialien entstehen, die mehr Modeproduktion in Europa ermöglichen würden. Dadurch könnte diese Recyclingindustrie sogar noch mehr Wert generieren.“



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