SAZsport Experten
13.10.2017, 13:28 Uhr
13.10.2017, 13:28 Uhr
Effizientere Compliance Audits
Die Zulieferer auf Einhaltung von Sozialstandards zu prüfen gehört heute zum Alltag von vielen Marken. Aber manche Zulieferer müssen bis zu zehn Compliance-Audits in einem Monat durchführen. SAZsport Experte Stefan Seidel, Head of Corporate Sustainability bei Puma, zeigt ein Lösungen auf.
Wie so viele andere Marken haben wir in den 90er Jahren damit begonnen, unsere Lieferantenbasis auf Einhaltung von Sozialstandards zu prüfen. Seitdem haben wir mehr als 5.000 Compliance Audits von Argentinien bis Vietnam durchgeführt. Jedes Jahr kommen weitere 400 Audits dazu. Gleichzeitig beschweren sich unsere Zulieferer, dass sie teilweise bis zu zehn Compliance-Audits in einem Monat (!) ertragen müssen, die oft auch noch zu widersprüchlichen Korrekturmaßnahmen für verschiedene Kunden führen.
Aus Sicht der Marke sind diesem Audit-Ansatz für die Lieferkette enge Grenzen gesetzt. Dies gilt sowohl im Hinblick auf die Abdeckung der tieferen Schichten der Lieferkette als auch im Hinblick auf den Markenhebel, um systemische Änderungen bei einem Lieferanten mit mehreren Kunden auszulösen. Und dann gibt es die Ineffizienz des Systems, bei dem einzelne Marken Hunderttausende von Euros oder Dollar pro Jahr investieren, nur um ähnliche Auditberichte zu erhalten, wie ihre Branchenkollegen. Die Lieferanten verbringen einen guten Teil der Zeit ihrer Compliance-Teams damit, Auditoren von verschiedenen Abnehmern zu begleiten, anstatt an echten Verbesserungen für ihre Mitarbeiter oder an der Zusammenarbeit mit anderen Stakeholdern zu arbeiten.
In der Vergangenheit wurden viele Anstrengungen unternommen, um dieses System von ineffizienten Brand Audits zu optimieren. BSCI wäre hier als ein erfolgreiches Beispiel im Bereich der Handelshäuser zu nennen. Auch der Weltverband der Sportartikelindustrie hat ein System in dieser Hinsicht entwickelt, dass sich auf die Fahrradindustrie fokussiert. Die meisten anderen Initiativen waren allerdings nicht sehr erfolgreich, da viele Marken der Meinung sind, die von ihnen entwickelten Fragebögen und Compliance-Systeme seien besser als die der anderen. Externe Compliance- und Prüf-Organisationen profitieren von der Audit-Flut und Lieferanten machen mit, um in die Liste der autorisierten Hersteller für große Abnehmer zu gelangen. Es fällt schwer zu glauben, dass die Bekleidungs- und Schuhindustrie kein effizienteres Modell zur Überwachung von Sozialstandards finden kann.
Nehmen wir für einen Moment an, dass der Finanzmarkt ähnlich funktionieren würde. Das würde bedeuten, dass jeder Aktionär oder gar ein potenzieller Aktionär eines Unternehmens seinen eigenen Wirtschaftsprüfer in jede Firma schicken würde, von der er Aktien kaufen will. Nach jedem Audit würde er diesen Unternehmen verbindliche Empfehlungen geben, wie sie ihre finanzielle Leistung verbessern können. Klingt verrückt? Das ist Alltag für viele unserer Lieferanten.
Es stellt sich die Frage, warum wir in Bezug auf Sozialstandards nicht ein ähnliches Modell wie bei der Finanzprüfung und Berichterstattung anwenden können. Ein weltweit anerkannter Prüfungsstandard, eine Liste hochqualifizierter und persönlich akkreditierter Auditoren, die für glaubwürdige Prüfungsunternehmen arbeiten, die ihren Ruf verlieren, wenn irgendetwas Wesentliches schiefgehen sollte (siehe Arthur Anderson). Hinzu kommt die Anforderung, die Ergebnisse der Prüfung, die jedes Jahr vom leitenden Prüfer persönlich unterzeichnet wurde, zu veröffentlichen. Dann wählen die Aktionäre (Marken) ihre Aktien (Orders) nach ihren individuellen Leistungskriterien.
Wir glauben, dass dies möglich ist. Es bedarf lediglich eines globalen Referenzrahmens, seriöser Prüfungsorganisationen und persönlicher Rechenschaftspflicht für die Prüfer, das heißt eines Akkreditierungssystems für professionelle Auditoren sowie vollständiger Transparenz im System durch die Veröffentlichung des Auditberichtes.
Das vom Social Labor Convergence Project (http://slconvergence.org/) geleitete Projekt zur Harmonisierung von Auditfragebögen und Fabrikbewertungen hat das Potenzial, all dies im Laufe der Zeit zu erreichen. Deshalb unterstützt Puma das SLCP - in unserem besten Markeninteresse, aber auch im Interesse der Millionen von Arbeitern in unserer Branche, von Argentinien bis Vietnam.
Aus Sicht der Marke sind diesem Audit-Ansatz für die Lieferkette enge Grenzen gesetzt. Dies gilt sowohl im Hinblick auf die Abdeckung der tieferen Schichten der Lieferkette als auch im Hinblick auf den Markenhebel, um systemische Änderungen bei einem Lieferanten mit mehreren Kunden auszulösen. Und dann gibt es die Ineffizienz des Systems, bei dem einzelne Marken Hunderttausende von Euros oder Dollar pro Jahr investieren, nur um ähnliche Auditberichte zu erhalten, wie ihre Branchenkollegen. Die Lieferanten verbringen einen guten Teil der Zeit ihrer Compliance-Teams damit, Auditoren von verschiedenen Abnehmern zu begleiten, anstatt an echten Verbesserungen für ihre Mitarbeiter oder an der Zusammenarbeit mit anderen Stakeholdern zu arbeiten.
In der Vergangenheit wurden viele Anstrengungen unternommen, um dieses System von ineffizienten Brand Audits zu optimieren. BSCI wäre hier als ein erfolgreiches Beispiel im Bereich der Handelshäuser zu nennen. Auch der Weltverband der Sportartikelindustrie hat ein System in dieser Hinsicht entwickelt, dass sich auf die Fahrradindustrie fokussiert. Die meisten anderen Initiativen waren allerdings nicht sehr erfolgreich, da viele Marken der Meinung sind, die von ihnen entwickelten Fragebögen und Compliance-Systeme seien besser als die der anderen. Externe Compliance- und Prüf-Organisationen profitieren von der Audit-Flut und Lieferanten machen mit, um in die Liste der autorisierten Hersteller für große Abnehmer zu gelangen. Es fällt schwer zu glauben, dass die Bekleidungs- und Schuhindustrie kein effizienteres Modell zur Überwachung von Sozialstandards finden kann.
Nehmen wir für einen Moment an, dass der Finanzmarkt ähnlich funktionieren würde. Das würde bedeuten, dass jeder Aktionär oder gar ein potenzieller Aktionär eines Unternehmens seinen eigenen Wirtschaftsprüfer in jede Firma schicken würde, von der er Aktien kaufen will. Nach jedem Audit würde er diesen Unternehmen verbindliche Empfehlungen geben, wie sie ihre finanzielle Leistung verbessern können. Klingt verrückt? Das ist Alltag für viele unserer Lieferanten.
Es stellt sich die Frage, warum wir in Bezug auf Sozialstandards nicht ein ähnliches Modell wie bei der Finanzprüfung und Berichterstattung anwenden können. Ein weltweit anerkannter Prüfungsstandard, eine Liste hochqualifizierter und persönlich akkreditierter Auditoren, die für glaubwürdige Prüfungsunternehmen arbeiten, die ihren Ruf verlieren, wenn irgendetwas Wesentliches schiefgehen sollte (siehe Arthur Anderson). Hinzu kommt die Anforderung, die Ergebnisse der Prüfung, die jedes Jahr vom leitenden Prüfer persönlich unterzeichnet wurde, zu veröffentlichen. Dann wählen die Aktionäre (Marken) ihre Aktien (Orders) nach ihren individuellen Leistungskriterien.
Wir glauben, dass dies möglich ist. Es bedarf lediglich eines globalen Referenzrahmens, seriöser Prüfungsorganisationen und persönlicher Rechenschaftspflicht für die Prüfer, das heißt eines Akkreditierungssystems für professionelle Auditoren sowie vollständiger Transparenz im System durch die Veröffentlichung des Auditberichtes.
Das vom Social Labor Convergence Project (http://slconvergence.org/) geleitete Projekt zur Harmonisierung von Auditfragebögen und Fabrikbewertungen hat das Potenzial, all dies im Laufe der Zeit zu erreichen. Deshalb unterstützt Puma das SLCP - in unserem besten Markeninteresse, aber auch im Interesse der Millionen von Arbeitern in unserer Branche, von Argentinien bis Vietnam.