Hohe Frachtkosten 25.08.2021, 08:50 Uhr

Probleme in der Lieferkette trüben Nachfrage-Boom bei Puma

Rasante Erholung vom Corona-Schock: Die Nachfrage bei Puma ist derzeit riesig - das Unternehmen könnte deutlich mehr verkaufen als es in den Lagern hat. Wenn da nicht die Probleme in der Lieferkette und steigende Frachtkosten wären.
(Quelle: Robert Ascroft/Puma)
Probleme in der Lieferkette und steigende Frachtkosten verderben dem Sportartikelkonzern Puma die gute Laune über die rasante Erholung vom Corona-Schock. Die Nachfrage ist derzeit riesig - Puma könnte derzeit deutlich mehr verkaufen als das Unternehmen in den Lagern hat. Die Lieferzeiten nehmen zu. Investoren hoffen, dass die Probleme nur kurzfristiger Natur sind und schicken die Aktie von Rekord zu Rekord. Dies könnte womöglich Anfang September mit dem Aufstieg in die erste Börsenliga belohnt werden.
Was bei Puma los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht.

Lieferproblematik

Das Hauptaugenmerk des Managements liegt derzeit auf der Lieferproblematik. So übersteige die Nachfrage derzeit das Angebot, räumte Konzernchef Björn Gulden zuletzt Ende Juli bei der Vorlage der Halbjahreszahlen ein. Die Lagerbestände stiegen auf niedrigem Niveau. "Diese könnten derzeit höher sein." So war die Beschaffung zuletzt schwierig, die Frachtkapazitäten knapp und die Häfen überlastet.
Neben den Engpässen bei der Fracht und den damit eingehenden explodierenden Transportkosten ist auch die Corona-Pandemie mit Blick auf die Lieferketten noch nicht ausgestanden. Im Gegenteil: So steigen die Infektionszahlen in weiten Teilen der Welt wieder an. In Südvietnam, einem wichtigen Produktionsstandort für Puma, ist es im August zuletzt wieder zu Beschränkungen gekommen, Fabriken wurden geschlossen. Puma versuchte, Produktion zu verlagern, etwa in den Norden des Landes.

Profitabilität ist belastet

Die ganze Problematik inklusive steigender Rohstoffkosten treibt dann auch bei Puma die Ausgaben in die Höhe und belastete die Profitabilität. So verbesserten sich Rohertrags- sowie operative Marge im Vergleich zum coronabedingt schwachen Vorjahr deutlich, lagen zuletzt jedoch unter den Werten des ersten Quartals. An die Kunden weitergeben will Puma die Kosten jedoch aktuell nicht. Breit angelegte Preissteigerungen stehen dem Konzernchef zufolge derzeit nicht zur Debatte.
Ebenfalls noch nicht ausgestanden sind die politischen Spannungen westlicher Staaten mit China, die im Frühjahr zu Boykottaufrufen gegen westliche Marken in dem für Puma wichtigen Markt geführt hatten. Die Umsätze sanken dort im zweiten Quartal währungsbereinigt um fünf Prozent. Die Boykottaufrufe hatte Puma vor allem zu Beginn des zweiten Quartals Anfang Mai hart getroffen, die Umsätze waren Gulden zufolge "signifikant" gefallen. Das habe sich vor allem im E-Commerce-Geschäft gezeigt. Zuletzt habe sich die Entwicklung in China wieder etwas gebessert, so Gulden.
Trotz der zahlreichen operativen Schwierigkeiten war das zweite Quartal ein sehr gutes. Insgesamt hatten sich die Umsätze auf rund 1,6 Mrd. Euro fast verdoppelt, angetrieben von einer hohen Nachfrage im nordamerikanischen Markt. Aber auch das europäische Geschäft erholte sich deutlich, nachdem Beschränkungen des öffentlichen Lebens gelockert wurden. Die Prognose für das laufende Jahr hatte Puma daher erhöht und erwartet währungsbereinigt ein Umsatzwachstum von mindestens 20 Prozent. Auch das operative Ergebnis soll deutlich besser ausfallen und im besten Fall sogar über dem Vor-Corona-Jahr 2019 liegen.

Das sagen die Analysten

Marktexperten sind Puma gegenüber optimistisch eingestimmt, Analysten empfehlen die Aktie überwiegend zum Kauf. Die Zahlen für das zweite Quartal wurden positiv aufgenommen, der neue Ausblick gilt unter den Experten weiterhin als eher konservativ. Die Nachfrage nach den Produkten des Sportartikelkonzerns sei robust, allerdings gebe es weiter Engpässe bei der Materialbeschaffung, kommentierte Christian Salis von Hauck & Aufhäuser. Er gehört zu den wenigen Analysten, die die Aktie mit Halten eingestuft hat. Grundsätzlich komme dem Unternehmen aber das nachhaltige Wachstum nach modischer Sportkleidung zugute. Die dynamische Geschäftserholung unterstreiche die exzellente Markenwahrnehmung.
Zuzanna Pusz von UBS zeigt sich ebenfalls weiter zuversichtlich für das Potenzial der Wachstumsstory. Das zweite Quartal sei stark ausgefallen. Vor diesem Hintergrund erscheine der Ausblick konservativ. Aufgrund der coronabedingt unsicheren Fertigungssituation in einigen südostasiatischen Ländern sei es derzeit jedoch schwierig, die genauen Auswirkungen auf Umsatz und Gewinn zu bestimmen. Eine länger andauernde Unterbrechung der Produktion dürfte zu Umsatzeinbußen aufgrund von Lieferengpässen sowie zu einem zusätzlichen Druck auf den Bruttogewinn im zweiten Halbjahr 2021 führen, da die Sportartikelhersteller ihre Produkte möglicherweise per teurerer Luftfracht verschicken müssten.
Berenberg-Analyst Graham Renwick hält die Prognose ebenfalls für zurückhaltend. Sollte der Sportartikelhersteller sein außergewöhnliches Tempo halten, gebe es noch bedeutend viel Luft nach oben. Jörg Frey von Warburg Research rechnet damit, dass sich das Wachstum im kommenden Jahr nochmals beschleunigt.
Gut stehe Puma in den USA da, hebt James Grzinic von der Investmentbank Jefferies hervor. Die Gewinnkennziffern des Sportartikelherstellers bestätigten, welche Kraft aus dem Ausbau der Markenbekanntheit erwachsen könne. Die Zahlen belegten den Run auf die Marke Puma in den USA. Der Sportartikel- und Lifestyle-Konzern fasse immer besser Fuß auf diesem wichtigen Markt mit Blick auf das Niveau von vor der Coronakrise.
Immer noch im Blick hat Adam Cochrane von der Deutschen Bank die Probleme auf dem wachstums- und renditeträchtigen chinesischen Markt. Die jüngsten Probleme einiger Bekleidungskonzerne wegen der Debatte um die Menschenrechte ließen nach, seien aber durchaus ein Risiko, kommentierte er, schätzt aber, dass die langfristigen Folgen für Sportmodeunternehmen nur begrenzt sind.

Das macht die Aktie

Trotz aller Sorgen um die Lieferkettenprobleme sprang die im MDax notierte Aktie zuletzt von Rekord zu Rekord. Jedoch wird die Luft langsam dünner, an die Kurssteigerungen 2020 sowie in den Jahren davor kommt das Papier bislang nicht heran. Aktuell kostet es 107 Euro und ist damit im laufenden Jahr um 16,6 Prozent gestiegen. Damit hat die Aktie eine kleine Verschnaufpause eingelegt, nachdem sie Anfang August die Marke von 108 Euro übertroffen hatte. Puma kommt so auf eine Marktkapitalisierung von 15,5 Mrd. Euro. Der Sportartikelhersteller wird damit als einer der Aufstiegskandidaten für den Dax gehandelt, der Anfang September von 30 auf 40 Unternehmen erweitert wird.
Die Corona-Krise hat Puma dabei schon lange hinter sich gelassen. Die Pandemie hat zwar auch den Aktienkurs des Unternehmens zunächst heftig gebeutelt. Seit dem Crash im März vergangenen Jahres haben sich die Papiere jedoch wieder massiv erholt und konnten die Pandemie-Sorgen abschütteln - so als gebe es kein Corona. Ende Dezember konnte der Kurs bereits die Marke von 90 Euro knacken und erreichte bei über 93 Euro ein Rekordhoch.
Die Aktie gehörte bereits in den vergangenen Jahren zu den Börsen-Lieblingen. Ende Februar 2020, als die Krise bereits sichtbar war, war der Titel bis auf 84 Euro - und dem bis dahin höchsten Stand - gestiegen. Der Absturz kurz danach erfolgte umso heftiger. Der Kurs wurde in den knapp vier Wochen danach fast halbiert. Sein Tief erreichte er dabei bei rund 40 Euro.
Betrachtet man die Entwicklung über mehrere Jahre, hat sich der Einstieg noch mehr gelohnt. Über drei Jahre verzeichnete Puma einen Kursanstieg von mehr als 130 Prozent, über fünf Jahre liegt dieser sogar bei gut fast 360 Prozent. Damit schnitt Puma in diesen Zeiträumen deutlich besser ab als der lokale Erzrivale Adidas. Beim Blick auf die Marktkapitalisierung hat Adidas aber die Nase noch deutlich vorn. So kommt der Dax-Konzern derzeit auf einen Börsenwert von mehr als 61 Mrd. Euro.



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