Lieferkettengesetz 04.12.2020, 10:25 Uhr

BSI hält europäische Lösung für zielführender

Der Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie e.V. (BSI) und seine Mitglieder haben zum Lieferkettengesetz Stellung bezogen und eine Lösung auf EU-Ebene gefordert.
Tatonkas Produktionsstätte in Vietnam geht als Open Factory transparent mit seiner Herstellung um und ist damit ein Vorreiter im Outdoor-Markt.
(Quelle: Tatonka)
Der Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie (BSI) nimmt Stellung zur öffentlichen Diskussion über das Lieferkettengesetz. Man verfolge die öffentliche Debatte über ein Lieferketten- bzw. Sorgfaltspflichtengesetz in Deutschland mit großem Interesse – sowohl bezogen auf die möglichen Auswirkungen entsprechender Regelungen auf die Sportartikelbranche als auch bezogen auf die Tragweite für die deutsche Industrie insgesamt.
Außer Frage stehe: Das mit dem Lieferkettengesetz verknüpfte, übergeordnete Ziel des Schutzes von Menschenrechten in internationalen Wirtschaftsbeziehungen stehe absolut im Einklang mit der BSI-Vorstellung von verantwortlichem Unternehmertum und spiegele sich auch im Verständnis seiner Mitglieder von fairen Geschäftsbeziehungen und Arbeitsbedingungen wider. „In diesem Sinne halten wir es auch grundsätzlich für richtig, dass Deutschland bei diesem Thema eine Vorreiterrolle in Sachen sozialer Verantwortung und Nachhaltigkeit übernehmen will“, so der Verband.
Bei einer gesetzlichen Verankerung fairer Bedingungen in der Lieferkette sollten aus BSI- Sicht allerdings auch faire und gleiche Wettbewerbsbedingungen gewährleistet sowie der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben. Daher plädiere man dafür, in die weitere Debatte über die konkrete Gestaltung der entsprechenden Regelungen folgende, nicht nur für die Sportartikelbranche relevante Überlegungen einzubeziehen:

Regelung auf EU-Ebene vorantreiben

Die Mitgliedsunternehmen des BSI stehen im internationalen Wettbewerb mit Unternehmen mit Sitz in europäischen Nachbarländern und der ganzen Welt. Besonders vor dem Hintergrund, dass man Teil eines gemeinsamen europäischen Binnenmarktes mit dem Grundsatz des freien Warenverkehrs sei, hält der BSI eine rein nationale Lösung für nicht ausreichend und potenziell nachteilig für deutsche Unternehmen. „Wir würden es begrüßen, wenn sich Deutschland an die Spitze einer breiteren Bewegung in Europa stellt und sich für eine entsprechende Regelung der unternehmerischen Sorgfaltspflicht auch auf EU- Ebene einsetzt“, erläutert der BSI.

Alle Marktteilnehmer erfassen

Ein Lieferkettengesetz – ob national oder auf EU-Ebene – sollte die realen Marktverhältnisse in den Blick nehmen. Zu diesen gehöre es aus BSI-Erfahrung leider bereits heute, dass nicht-gesetzeskonforme Produkte aus Drittstaaten beispielsweise über Handelsplattformen und sogenannte Fulfillment-Dienstleister ihren Weg zum Konsumenten in Deutschland finden, ohne dass ein verantwortlicher Wirtschaftsakteur haftbar gemacht werden könne. Diese Lücke sollte vom Gesetzgeber (aus)geschlossen werden. Der BSI fordert daher: „Wir sprechen uns daher für eine Reichweite des Gesetzes aus, die alle Marktteilnehmer umfasst, die in Deutschland respektive in Europa Produkte in Verkehr bringen oder einem Wirtschaftsakteur aus einem Drittstaat dies ermöglichen.“

Anforderungen klar definieren

Um für Unternehmen die notwendige Planungs- und Rechtssicherheit zu gewährleisten, hält es der BSI für unabdingbar, dass der Gesetzgeber klar definiert, bis zu welcher Herstellungsstufe sich die Lieferkette im Sinne des Gesetzes erstreckt, welchen Umfang eine Risikoanalyse haben muss und mit welchen Methoden sie zu erfolgen hat.
„Im Namen unserer Mitglieder bekennen wir uns als Branchenverband ausdrücklich zum Prinzip der unternehmerischen Verantwortung für die Lieferkette und erachten es dabei als selbstverständlich, dass elementare Menschenrechte, wie die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), respektiert und umgesetzt werden“, stellt der BSI fest. Die deutsche Sportartikelindustrie habe den Anspruch, ein Vorbild in Bezug auf Nachhaltigkeit, Sozialstandards und den Schutz der Natur zu sein und bringt dies auch durch Teilnahme an entsprechenden Programmen wie zum Beispiel der Better-Cotton-Initiative zum Ausdruck. „Wir sind uns dessen bewusst, dass auch unsere Kunden dies zunehmend von uns erwarten“, weiß der Industrieverband.
Der BSI habe es sich bereits seit einiger Zeit zur Aufgabe gemacht, seine Mitglieder, die Vertreter der deutschen Sportartikelindustrie, für die oben genannten Themen zu gewinnen und sie bei der Umsetzung ihrer Corporate Social Responsibility-Maßnahmen zu unterstützen. „Wir glauben, dass es die bessere Strategie ist, proaktiv Verantwortung zu übernehmen und positive Veränderungen voranzutreiben. Deshalb halten wir eine europäische Lösung für eine weitaus zielführendere und nachhaltigere im Sinne der Menschenrechte, der Konsumenten und der Industrie als eine nationale Gesetzgebung.“
Der Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie und seine Mitglieder bieten an, sich auch im direkten Austausch mit den zuständigen Bundesministerien in die weitere Diskussion um die konkrete Ausgestaltung eines Lieferkettengesetzes einzubringen.



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