Shopping-Trend
19.01.2023, 12:00 Uhr
Vorbehalte gegen Liveshopping: Verbraucher halten das Format für unseriös
In China werden bereits zehn Prozent der Online-Käufe über Liveshopping getätigt. Deutsche Konsumenten sind hier zwar interessiert, doch bislang läuft die Entwicklung eher schleppend; noch dominieren Vorbehalte. Das Potenzial ist laut einer aktuellen Studie aber enorm.
Liveshopping ist in China längst Alltag geworden. Zehn Prozent der Online-Käufe werden dort schon jetzt während der Livestream-Veranstaltungen getätigt. Auch in Deutschland nimmt der Trend langsam Fahrt auf. Laut einer aktuellen Studie der Strategieberatung Simon-Kucher haben Händler und Brands noch viel Potenzial, das sie abrufen können - wenn sie eine geeignete Produkt- und Preisstrategie erarbeiten und entsprechende Verkaufskanäle aufsetzen.
66 Prozent der befragten Konsumenten in Deutschland können sich vorstellen, bei einem Liveshopping-Event einzukaufen. Dabei fallen besonders zwei Produktkategorien ins Auge: 80 Prozent der Teilnehmer würden sich für Veranstaltungen im Bereich Mode und Bekleidung interessieren; 73 Prozent für Kosmetik und Pflege. Das Interesse ist also vorhanden, doch bislang haben nur 8 Prozent der Befragten tatsächlich während Liveshopping-Veranstaltungen eingekauft.
Benedikt Schmitz, Direktor in der Consumer Goods & Retail Practice von Simon-Kucher erläutert: "Besonders Mode- und Kosmetikartikel sind prädestiniert für Liveshopping". Er rät Unternehmen: "Nicht nur Mode- und Kosmetikmarken, sondern auch Händler müssen auf die Nachfrage reagieren und schnellstmöglich entsprechende Verkaufskanäle aufsetzen."
Wie groß das Marktpotenzial für Liveshopping mittlerweile ist, zeigt ein weiterer Vergleich mit dem chinesischen Markt: "An einem halben Tag machten zwei Influencer hier einen Umsatz von 3 Milliarden US-Dollar. Das ist doppelt so hoch wie der durchschnittliche Umsatz im B2C-ECommerce in Deutschland in dieser Zeit", so Schmitz. "Der Markt entwickelt sich rasant. Und das Potenzial für Liveshopping in Deutschland ist riesig."
Komplexe Preisstrategie erforderlich
Kurios ist, dass deutsche Konsumenten offenbar sehr unterschiedliche Vorstellungen bezüglich der Preise während des Liveshoppings haben: 23 Prozent von ihnen rechnen mit einem höheren Preis, 37 Prozent erwarten Schnäppchen-Angebote. "Unterschiedliche Shopper-Erwartungen erfordern eine differenzierte Produkt- und Preisstrategie. Im besten Fall kaufen Shopper direkt beim ersten Event und werden zu Fans des Formats. Es braucht daher sowohl Angebote für Schnäppchenjäger als auch Premium-Käufer", erklärt Nina Scharwenka, Global Head of Consumer und Partnerin bei Simon-Kucher.
Im Moment sei eine Hauptaufgabe des Handels jedoch, zunächst potenziellen Kunden Ängste zu nehmen und Vertrauen aufzubauen. "Dass aktuell vergleichsweise wenig Kunden in Deutschland Live-Shopping-Events nutzen, hat viel mit der Angst vor dem Ungewissen zu tun", erklärt Benedikt Schmitz. Dies hat Folgen: 47 Prozent der Verbraucher halten das Format Liveshopping an sich laut der Studie für unseriös. 26 Prozent haben Vorbehalte bezüglich Bestell- und Rückgaberegeln. Benedikt Schmitz rät daher: "Unternehmen müssen Vertrauen aufbauen. Durch Transparenz aber auch durch bekannte Gesichter als Markenbotschafter und Moderatoren. Wer neben attraktiven Angeboten dann noch eine einfache Interaktion bietet, ist auf dem besten Weg."
Die Ergebnisse der Studie von Simon-Kucher & Partners aus dem Jahr 2022 entstammen einer Umfrage unter insgesamt 494 Teilnehmern in Deutschland, die zu Live-Shopping, Kaufargumenten und Preiserwartungen befragt wurden.
Autor(in)
Aylin
Bonn