European Championships Munich: Back to the roofs

Die European Championships, das ist ein Zusammenschluss be­stehender Europameisterschaften, ein neues Event, aber kein zusätzliches. Grundsätzlich geht es bei dieser Allianz bestehen­der Europameisterschaften darum, dass Sportarten und Athleten, die sonst nicht so im Fokus der Öffentlichkeit stehen, eine große Plattform bekommen, um sich zu präsentieren. Das Debüt fand 2018 in Glasgow und Berlin mit insgesamt sieben EMs statt. Sechs Wettbewerbe wurden in Glasgow ausgetragen: Golf, Radsport, Rudern, Triathlon, Turnen und Schwimmen. In Berlin wurden die Leichtathletik-Europameister ermit­telt. Die Stadt München erhielt 2019 den Zuschlag für die zweite Ausga­be des Multisportevents. Zwischen dem 11. und 21. August werden 50 Jahre nach den Olympischen Sommerspielen 1972 in München neun Europameisterschaften ausgetragen – geschlossen in einer Stadt. Zudem will München eine Vorbildrolle darin einnehmen, dass Sport-Großereignisse auch ohne Neubauten und ohne finanzielle Großinvestitionen möglich sind. München will den einstigen Spirit von Olympischen Spielen wieder aufleben lassen und Lust machen auf Multisportevents.

Sport-Großereignisse stehen in den letzten Jahren stark in der Kritik – was die Vergabe angeht und die abstruse Auswahl der Austragungsländer. Zu häufig gehen sie einher mit irrwitzigen Baumaßnahmen in Kombination mit einer sinnlosen Zerstörung von Natur- und Kulturland­schaften. Hinzu kommt, dass die meist schnell und kostengünstig hoch­gezogenen Sportstätten nach den Events unbrauchbar werden und zu Ruinen verfallen. Und genau hier setzen die European Championships Munich einen Kontrapunkt: Für die 177 Medaillenentscheidungen muss­ten keine neuen Sportstätten gebaut werden. Die Mehrzahl der Sportarten und damit der EM-Entscheidungen finden im Olympiapark statt. Also an dem Ort, an dem bereits 1972 die Olympischen Sommerspiele in München ausgetragen wurden. Es beweist, dass Sport-Großevents durchaus auch nachhaltig durchführbar sind. Die Architektur des Olym­piastadions hat nichts von seiner Imposanz verloren, auch die Nut­zungsvielfalt über fünf Jahrzehnte ist beeindruckend. Der Olympiapark ist fester Freizeit-Anlaufpunkt für die Münchner und das Olympische Dorf begehrter Wohnraum. Der Ansatz macht den Unterschied – ist er ganzheitlich und visionär, kann eine ganze Region von einem Sport- Großevent profitieren, langfristig und nachhaltig.

Dem Thema Nachhaltigkeit und nachhaltige Nutzung haben sich auch die Macher der European Championships Munich verschrieben. Es galt ein Großereignis zu lancieren, das nicht sündhaft teuer ist – was geht, wenn die Sportstätten bereits vorhanden sind. Entsprechend werden neben dem Olympiastadion auch die Regattaanlage von 1972 sowie die Olympiahalle genutzt. Im Olympiapark finden, wie auch schon bei den Olympischen Spielen ’72, unterschiedliche Kultur- und Musikveranstal­tungen statt. Der Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Zukunft ist ausdrücklich erwünscht und bildet das Motto der Veranstaltung. Es geht aber eben auch darum, das Format „Sport-Großereignis“ wieder in ein gutes Licht zu rücken, umweltbewusst, kostenorientiert und mit einer gesellschaftlichen Verantwortung. Olympia soll wieder zurück in die Zukunft verbracht werden, modern, nachhaltig, nah am Menschen.

Beim Thema „nah am Menschen“ setzen die European Championships auf ihre Nachhaltigkeitsstrategie „Count & Last“, die aus zwei Säulen besteht. Die erste Säule umfasst sechs Fokusziele wie Nachnutzung von Sportstätten und Sportequipment, CO2-neutraler Transport und Mobili­tät, Abfall und Littering (ökologische Nachhaltigkeit) sowie lokale Wert­schöpfung, was eine ökonomische Nachhaltigkeit darstellt. In der zwei­ten Säule wurden Mitmach-Projekte ausgearbeitet – zwölf an der Zahl. Zwischen September 2021 und August 2022 wird jeden Monat über un­terschiedlichste Kanäle eine breite Masse an Menschen angesprochen und dazu animiert, teilzunehmen. Beispielsweise beim Aktionstag „Fu­ture Class of 22“ für Schulen und Vereine im März. Dazu Marion Schöne, Geschäftsführerin Olympiapark München GmbH: „Wir sind uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Es ist in unserem Interesse, umweltfreundliche European Championships zu verwirklichen. Count & Last geht dabei weit über die reine Veranstaltung des Multisportevents hinaus und soll mit der Vielzahl an interaktiven und nachhaltigen Pro­jekten einen Maßstab für künftige Großereignisse setzen.“