Kunststoffrecycling in Gefahr

"Der Markt für Altkunststoffe und Recyclate steckt in einer tiefen Krise. Die Nachfrage ist niedrig, die Produktion wird eingeschränkt oder stillgelegt und der Lagerbestand wächst stetig", erklärte Dr. Dirk Textor, Vorsitzender des bvse-Fachverband Kunststoffrecycling, Anfang Juni 2023 anlässlich des 25. Internationalen Altkunststofftags in Dresden. Laut Textor tobt ein brutaler Preiskampf zwischen Neuware und Kunststoffrecyclaten.

Der Hauptgrund für diese Misere sei jedoch neben dem Preisverfall der Neuware, hohen Kosten für Energie und Transport, gestiegenen Löhnen und Nebenkosten insbesondere der Missstand, dass die Unternehmen der kunststoffverarbeitenden Industrie vorzugsweise auf billige Neuware mit großem CO2-Rucksack anstatt auf klimafreundliche Recyclate setzten. Und eine Besserung dieser fatalen Situation sieht der bvse derzeit nicht in Sichtweite – im Gegenteil. Man befürchtet, dass der dauerhafte wirtschaftliche Betrieb der Recyclinganlagen kaum noch möglich ist. "Wir sehen eine bedrohliche Situation, die das gesamte Recycling gefährdet“, so Textor.

Daher fordert der bvse-Vorsitzende eindringlich: „Wir erwarten, dass sich alle Beteiligten der Kunststoffkette endlich ihrer Verantwortung stellen. Hier sind in erster Linie die Kunststoffverarbeiter, Verpacker und Inverkehrbringer in der Pflicht. Recyclate sind ein integraler Bestandteil der Kunststoffherstellung und der Kunststoffverarbeitung. Die kunststoffverarbeitenden Unternehmen sollten aus purem Eigeninteresse sehr genau ihr derzeitiges Marktverhalten überprüfen und sich schleunigst auf den Weg zu mehr Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz machen."