Umweltfreundlichere Produkte 06.04.2018, 13:08 Uhr

Vaude verbannt PFC aus Bekleidung

Vaude will alle Produkte ohne umweltschädliche Fluorcarbone (PFC) fertigen. Jetzt stellt der Outdoor-Ausrüster alle textilen Materialien der Bekleidungskollektion ohne PFC her. Sogar Greenpeace lobt das.
Der Abperleffekt soll jetzt auch ohne PFC möglich sein.
Als Vaude nach eigener Darstellung bereits vor zehn Jahren diesen Weg einschlug, sah sich das Unternehmen noch allein auf weiter Flur, denn PFC soll die gängige Technologie für wasserabweisende Ausrüstungen gewesen sein. Für die Industrie sei dies bequem und billig gewesen. Entsprechend gering sei das Interesse an Alternativen. Auch das öffentliche Bewusstsein war noch kaum vorhanden. Anders bei Vaude: „Angesichts der gravierenden Umweltauswirkungen, die PFC verursacht, kam für uns nur ein kompletter Verzicht infrage“, so Geschäftsführerin Antje von Dewitz.
Als erstes stellte der Outdoor-Spezialist 2011 die wasserdichte Bekleidung komplett auf PFC-freie Membranen um. Die Membran ist eine Art dünne Haut, die das Wasser abhält und zugleich atmungsaktiv ist. Bis heute wird laut Vaude bei den meisten gängigen Membranen PFC zur Herstellung benötigt.
Im nächsten Schritt setzte sich Vaude das Ziel, auch bei allen wasserabweisenden Ausrüstungen auf PFC zu verzichten. Dabei handelt es sich um eine Oberflächenbehandlung, die bewirkt, dass das Wasser auf der Außenseite der Textilien abperlt. Ohne diese Imprägnierung, auch Durable Water Repellency (DWR) genannt, würde sich das Material vollsaugen und ein klammes Gefühl verursachen. Es war bis dato aber nicht möglich, eine Imprägnierung ohne PFC herzustellen, die trotzdem das Wasser abperlen ließ. Also bat Vaude die Materiallieferanten und die Chemie-Industrie nach alternativen Lösungen – doch der Einfluss als einzelner Mittelständler war gering. Erst als Greenpeace 2012 mit der Detox-Kampagne auf die globale Verbreitung von PFC in der Umwelt aufmerksam machte und die Outdoor-Industrie an den Pranger stellte, habe sich die Branche bewegt. Der Druck, den Greenpeace auf die Outdoor-Marken ausgeübt habe, erreichte dann auch die Chemie-Industrie. Von da an hätten die Zulieferer PFC-freie Alternativen entwickelt.
Um möglichst schnell voranzukommen, initiierte Vaude eine Zusammenarbeit sowohl mit allen Beteiligten in seiner Lieferkette als auch mit Mitbewerbern. „Wir haben runde Tische mit unseren Zulieferern gebildet, um im gemeinsamen Austausch das richtige Rezept und den optimalen Ausrüstungsprozess zu definieren. Denn jedes Material, sogar jede Farbe reagiert anders und dieses Know-how musste erst mal gemeinsam erarbeitet werden“, so Antje von Dewitz.
Vaude forschte nach eigener Aussage auch selber an Testmethoden und Standards, die den Lieferanten vorgegeben worden sein sollen. Diese seien im betriebseigenen Labor und anschließend im Praxistest überprüft worden. Dabei kam es auch vor, dass Materialien, die den Labortest bestanden, im Praxiseinsatz durchfielen. Dann musste die geplante Produktion storniert und wieder mit anderen Alternativen getestet werden. Mit großem Aufwand sollen so über 300 Stoffe mit verschiedenen PFC-freien Ausrüstungen getestet worden sein, um sicherzustellen, dass das Wasser abperlt. „Das erwarten unsere Kunden von einer Regenjacke, egal wie umweltfreundlich sie produziert wird“, erklärt Antje von Dewitz. So will der Outdoor-Ausrüster Schritt für Schritt bei immer mehr Produkten auf PFC-freie Technologien umgestellt haben, die unter dem Namen „Vaude Eco Finish" zusammengefasst sind.
Alle Bekleidungsstoffe PFC-frei
Nachdem Vaude wasserabweisende Bekleidung, wie Softshelljacken oder Trekkinghosen, bereits seit Sommer 2015 vollständig PFC-frei herstelle, erfolge der Ausstieg nun auch bei der Ausrüstung aller Oberstoffe von wasserdichten Produkten wie Regenjacken und -hosen. Mit Start der Kollektion Frühjahr/Sommer 2018 sind sämtliche Bekleidungsstoffe zu 100 % PFC-frei. Damit ist der nächste große Meilenstein in der Erfüllung des sogenannten Detox Commitment von Greenpeace vorzeitig erreicht. Darin verpflichte sich Vaude freiwillig, bis spätestens 2020 alle schädlichen Substanzen aus der gesamten Lieferkette zu beseitigen. Einziger Wermutstropfen: Für die wasserdichten Reißverschlüsse in den High-Performance-Produkten gab es bisher von Zulieferseite keine PFC-freien Alternativen. Ab Sommer 2019 wollen die Tettnanger auch hier den Ausstieg vollzogen haben.
Aktuell arbeite man daran, auch Schuhe, Rucksäcke und Zelte PFC-frei herzustellen. Die Umstellung sei jedoch äußerst komplex, da diese aus zahlreichen Komponenten von vielen verschiedenen Zulieferern bestehen. Dennoch sei man schon weit vorangekommen – 96 % der Rucksäcke und Schuhe sollen bereits PFC-frei sein und bis 2020 soll diese Quote auf 100 % steigen.  
„Für uns war der PFC-Ausstieg bei den Bekleidungsstoffen ein enormer Kraftakt. Wir haben diese Herausforderung gestemmt, indem wir über Jahre hinweg mit unseren Partnern aus der Chemie-Industrie und unseren Materiallieferanten sehr fokussiert an den Lösungen selbst sowie an der Prozesssicherheit gearbeitet und unzählige Tests gemacht haben. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir heute zeigen können, dass es möglich ist, PFC-freie Alternativen anzubieten, ohne dass Kunden auf wichtige Funktionalität verzichten müssen“, so Antje von Dewitz.
Auch Chiara Campione, Senior Corporate Strategist bei Greenpeace, lobt: „Vaude hat sich von Anfang an ernsthaft mit dem Thema PFC beschäftigt und sich einen ehrgeizigen Zeitplan gesetzt, um diese schädlichen Chemikalien komplett aus seiner gesamten Lieferkette zu eliminieren. Vaude ist einer von ganz wenigen Outdoor-Herstellern, die sich zu Detox bekennen und diesen Weg mit all seinen Herausforderungen konsequent gehen. Das ist eine echte Pionierleistung, die viel Engagement und Ausdauer erfordert.“
So stellt Vaude den eigenen Weg zum schrittweisen PFC-Verzicht dar:
  • ab Winter 2011: PFC-freie Membran
  • ab Sommer 2015: wasserabweisende Bekleidung PFC-frei
  • ab Sommer 2016: alle Schlafsäcke PFC-frei
  • ab Sommer 2017: erste Rucksäcke und Zelte PFC-frei
  • ab Sommer 2018: alle Bekleidungsstoffe PFC-frei
  • ab Winter 2018: 96 % der Rucksäcke und Schuhe PFC-frei
  • Ziel 2020: alle Vaude-Produkte zu 100 % PFC-frei



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