4.200 Skischuhe recycelt 24.10.2022, 13:39 Uhr

Kreislaufwirtschaft: Tecnica schenkt alten Skischuhen ein neues Leben

Die Tecnica Group hat im Jahr 2021 das Projekt „Recycle Your Boots“ ins Leben gerufen. Jetzt berichtet der Hersteller über erste Erfolge: Insgesamt wurden bis jetzt 4.200 Skischuhe  gesammelt, demontiert und zu neuen Produkten recycelt.
(Quelle: Tecnica)
Von der Piste zum Recycling und zurück auf die Piste – nach diesem Motto präsentierte die Tecnica Group im vergangenen Jahr ihr Projekt „Recycle Your Boots“, kurz „RYB“, dessen Ziel es war, Skischuhe unabhängig von Marke und Modell wiederzuverwerten und zu recyceln, um daraus neue Rohstoffe zu gewinnen und diese zur Herstellung neuer Skischuhe und weiterer Bergsport-Produkten zu nutzen – und das mit einem geringeren Energieverbrauch und weniger Emissionen. Mit dem Projekt will man auch den Wintertourismus ankurbeln, weil die Möglichkeit, alte Schuhe zurückzugeben, die Verbraucher dazu anregt, den PoS zu besuchen.
Kunden, die 2021 einen Tecnica-Skischuh kauften, konnten im Rahmen des Projekts ihre gebrauchten Schuhe bei teilnehmenden Geschäften zum Recycling abgeben, anstatt sie wegzuwerfen. Um die Schuhe zu recyceln, arbeitet der italienische Hersteller mi einem Netz von Projektpartnern zusammen: dazu gehören insbesondere die Sporteinzelhändler, die sich an der Sensibilisierung der Skifahrer und an der Sammlung alter Skischuhe beteiligen. Das italienische Unternehmen Fecam sorgt für die Abtrennung der Innenschuhe und zerlegt jeden Skischuh in seine einzelnen Kunststoff- und Metallteile, die an die nahe gelegenen Laprima Plastics Werke geschickt werden. Dort werden sie in Rohstoffe der zweiten Generation umgewandelt.

Maurizio Priano, Blizzard-Tecnica International Marketingmanager, ist auch Projectmanager des Recycling-Projekts.
Quelle: Tecnica
Beeindruckende Ergebnisse

„Vom Herbst 2021 bis heute haben wir in einer aufgrund der Pandemie schwierigen Saison, über 4.200 Paar gebrauchte Skischuhe zurückgenommen. Das ist ein beeindruckendes Ergebnis, das uns zufrieden und optimistisch stimmt. Vor allem wenn man bedenkt, dass diese Menge mit 54 Einzelhändlern, aus sieben Ländern, erreicht wurde. Und das ohne, dass im ersten Step die Verleihgeschäfte involviert waren. Denn diese mussten ihre Rental-Skischuhe für ein weiteres Jahr einsetzen, da auf Grund des Rohstoffmangels die Produktionskapazitäten der Unternehmen reduziert waren“, erklärt Maurizio Priano, Blizzard-Tecnica International Marketingmanager, der das RYB als Projectmanager leitet. Ziel sei es, bis Ende der ersten drei Projektjahre mindestens 20.000 Paare zu sammeln, so Priano weiter. In der kommenden zweiten Saison sollen neben Italien, Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Schweden auch Großbritannien, Belgien, Holland und die Tschechische Republik mit dabei sein.
Giorgio Grandin, Innovation Manager bei der Tecnica Group.
Quelle: Tecnica
Eine der größten Herausforderungen des Projekts war es, eine praktikable Lösung für das Recycling der Skischuhe zu finden. „Es war bemerkenswert schwierig herauszufinden, wie man den Polyurethanschaum und die sehr komplexen Komponenten der Skischuhe sauber voneinander trennen und somit sortenrein wiederverwenden kann“, räumt Giorgio Grandin, Tecnica Group Innovation Manager, ein. Doch dank der Zusammenarbeit mit ReMat konnte man Upcycling-Verfahren entwickeln, bei dem zunächst alle Bestandteile und insbesondere das Polyurethan der Skischuhe recycelt und in eine kompakte Rohstoffplatte aus regeneriertem Material umgewandelt werden konnten.

Auch andere Marken sollen profitieren

In Zukunft soll sich auch das Tochterunternehmen Nordica am RYB-Projekt beteiligen. Darüber hinaus will Tecnica das RYB-Projekt weiteren Sportartikelherstellern vorstellen. Dabei sollen die Verfahren und technischen Lösungen erläutert und die eigenen Erfahrungen weitergegeben werden, denn eine der Grundideen des Projekts war es von Anfang an, gebrauchte Schuhe aller Marken zurückzunehmen und zu recyceln und sich dabei nicht auf Tecnica und Nordica zu beschränken. „Infolgedessen hatten wir es mit wenig homogenen wiedergewonnenen Rohstoffen zu tun, die geringwertiger waren, die in ausschließlich funktionalen, nicht ästhetischen Elementen von Schuhen oder anderen Produkten wie Skiern verwendet werden können. Aus diesem Grund haben wir einen ‚Pass für das Recycling von Materialien‘, aus denen Tecnica- und Nordica-Schuhe hergestellt werden, eingeführt“, erklärt Grandin. Ab der Kollektion 2023/24 sollen deshalb alle Tecnica-Skischuhe mit einem QR-Code am Schaft versehen sein, der dem FECAM-Auswahlzentrum genaue Informationen über die Materialien, wie auch über deren Elastizitätsmodul und den Hersteller vermittelt. Mithilfe der Informationen kann die Schale vom Innenschuh getrennt und die Kunststoffteile können exakt nach Material sortiert werden. Das wiederum erlaube die Generierung homogener Rohstoffe, von denen man die mechanischen Eigenschaften genauestens kennt, so Grandin weiter. Diese Materialien könnten in größerem Umfang zur Herstellung funktionaler Komponenten der Skischuh-Schale verwendet werden, sodass eine weitere Reduzierung des Verbrauchs von neuen Rohstoffen sowie des CO2-Fußabdrucks erreicht wird. Selbstverständlich ohne die Langlebigkeit oder Performance des Skischuhs zu beeinträchtigen.
Die Erkenntnisse des Recycling-Projekts sollen auch in den ersten Nachhaltigkeitsbericht von Tecnica einfließen, der demnächst veröffentlicht werden soll.
 
 



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