Zum Testimonial Kaepernick
05.09.2018, 10:34 Uhr
Chapeau Nike!
US-Sportartikelkonzern Nike (Beaverton) hat sich mit seinem neuen Testimonial Colin Kaepernick weit aus dem Fenster gelehnt. Aktuell entsteht eine heiße Diskussion in den USA, teilweise werden Nike-Schuhe verbrannt und auf Social Media gepostet.
Colin Kaepernick ist das neue Gesicht einer Werbekampagne von Nike: Das gefällt nicht jedem in den USA.
(Quelle: Nike)
Der NFL-Star Colin Kaepernick (National Football League) setzte sich hin und kniete später in dem Moment, bei dem andere sich für gewöhnlich aufrichten – bei der Nationalhymne. Der Quarterback der San Francisco 49ers wollte in jenem Oktober 2016 durch diese Geste gegen Polizeigewalt und die vorherrschende Rassendiskriminierung protestieren. Es war ein riskante Aktion für ihn und seither entwickelte sich eine großer Streit in den USA, an dessen Gipfel sich US-Präsident Donald Trump zu Wort meldete und die sich Kaepernick angeschlossenen NFL-Stars, die auf Knien eine Bewegung auslösten als „Hurensöhne“ bezeichnete.
Nun hat Nike genau diesen, seitdem arbeitslosen und von der NFL ausgegrenzten Footballprofi zu einem Testimonial für seine neuesten Werbekampgnen gemacht, neben Ikonen wie LeBron James und Serena Williams. Kaepernick ist Teil der neuesten „Just Do It“-Werbekampagne des amerikanischen Sportartikelherstellers Nike anlässlich des 30-Jährigen Jubiläums des bekannten Markenslogans „Just Do It“ (Mach es einfach). Er twitterte dazu ein Foto, das eine Nahaufnahme von seinem Gesicht zeigt mit dem Werbeschriftzug: „Glaube an etwas, auch wenn das heißen sollte, alles andere zu opfern“. Kaepernick wird seit 2011 von Nike gesponsert. „Wir glauben, Colin ist einer der inspirierendsten Sportler seiner Generation, der die Plattform Sport dazu nutzte, um die Welt zu verbessern“, erklärte Gino Fisanotti, der nordamerikanische Marken-Vizepräsident von Nike.
Als der 30-jährige Kaepernick seinen neuen Job auf Twitter postete, wurde das Feuer um seine Person erneut entfacht und auf Nike übertragen. Viele posteten Fotos auf Social Media mit verbrannten Nike-Schuhen oder ausgeschnittenen Nike-Logos. Auch Trump twitterte über sein Unbehagen über diese „furchtbare Botschaft“ der Zusammenarbeit. Der Aktienkurs von Nike rutschte um 3 % ab, der von Adidas und anderen börsennotierten Unternehmen an diesem Montag übrigens auch.
Die NFL, in der Nike ein Hauptsponsor ist, schreibt den Spielern zur neuen Footballsaison mittlerweile vor, dass sie während der Nationalhymne stehen müssen – sie haben allerdings auch die Wahl, während der Hymne in der Kabine zu bleiben.
Nike lehnt sich mit diesem politischen Statement weit aus dem Fenster, aber es passt absolut in die die Linie der Unternehmensphilosophie, die zuletzt die Unterdrückten in der Gesellschaft gestärkt hat. Die von Männern dominierte Unternehmenskultur wird abgeschafft, vielen Frauen werden leitende Posten angeboten und über 7.000 Gehälter wurden gleichgestellt. „Nike lehnt jede Art von Diskriminierung ab und engagiert sich seit Langem für Diversität und Inklusion", heißt es in einem offiziellen Statement. Und wer sich für die Schwächeren einsetzt, den Mut, hat sich gegen die Regierung zu stellen, darf von seinen Kunden als eine Marke mit einer starken Meinung bezeichnet werden.