50 Jahre SAZsport: Jubiläen & Legenden (Teil 14) 14.08.2024, 10:57 Uhr

Auch nach 100 Jahren ist Fischer noch immer in Familienbesitz

Mit ihrem „Mister Ski“, vielen bahnbrechenden Technologien und Innovationen prägt die Marke Fischer den Wintersport nun schon seit einem Jahrhundert. Eine Würdigung zum großen runden Geburtstag – der aber leider nicht ganz so ausgelassen gefeiert werden kann.
Ein Mitarbeiterfoto der Firma Fischer aus dem Jahr 1964. Aktuell beschäftigt das Unternehmen weltweit rund 1.100 Menschen.
(Quelle: Fischer Sports)
Es mag sich erst einmal komisch anhören, aber tatsächlich ist die Firma Fischer Sports aus dem oberösterreichischen Ried zu einem Exoten unter den führenden Skimarken geworden. Noch nie verkauft, noch immer im Besitz der Gründerfamilie – und das nach 100 Jahren. Zwei Familienmitglieder sitzen aktuell im Aufsichtsrat. Welches (Sport-)Unternehmen mit dieser Tradition kann das von sich schon behaupten? „Das 100-jährige Bestehen von Fischer ist zweifellos ein Meilenstein in der Firmengeschichte. Nur wenige Unternehmen in der Skibranche haben es geschafft, sich über einen derart langen Zeitraum erfolgreich im Markt zu etablieren“, betont Franz Föttinger, der seit 2009 als CEO der Marke verantwortlich zeichnet.

Mister Ski“ übernimmt 1959

"Mister Ski": Josef "Pepi" Fischer (1929-2020).
Quelle: Fischer Sports
Fischer Sports wurde 1924 von Josef Fischer sen. in Ried im Innkreis gegründet. Ursprünglich ein kleines Unternehmen, das landwirtschaftliche Geräte und Wägen herstellte, erkannte er bald das Potenzial des Wintersportmarktes und begann 1934 mit der Produktion von Ski. In den 1950er Jahren expandierte das Unternehmen erheblich. Der Fokus lag weiterhin auf der Herstellung von Skiern, wobei erste Innovationen eingeführt wurden, die den Ruf von Fischer als Vorreiter in der Branche festigten. Bei seinem Tod im Jahr 1959 hinterließ Josef Fischer sen. seinen Nachkommen die Skifabrik Fischer, die unter seiner Führung rund 500.000 Paar Ski erzeugt hatte. Nach dem Tod des Vaters übernimmt Josef Fischer mit nicht einmal 30 Jahren die Führung des Unternehmens. Mit seinen innovativen und zukunftsweisenden Ideen erfindet „Mister Ski“ das Wintersportgerät immer wieder neu. Fischer wächst unter seiner Leitung schnell zu einer der größten Skifabriken der Welt. Von 1968 bis 1987 ist Fischer Präsident des VSSÖ, dem Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs. Der Titel „Kommerzialrat“ wird ihm 1971 verliehen. Es folgen das Verdienstkreuz der Stadt Wien, die Ehrenbürgerschaft der Stadt Ried, der „Pegasus in Kristall“ für sein unternehmerisches Lebenswerk, das Verdienstkreuz in Gold des Landes Oberösterreich und das Verdienstkreuz in Silber der Republik Österreich. 1990 zieht sich Josef Fischer aus dem operativen Tagesgeschäft zurück, bleibt aber bis 2003 Aufsichtsratsvorsitzender und scheidet 2007 auch als einfaches Aufsichtsratsmitglied aus. Am 26. August 2020 verstirbt die Ski-Legende im Alter von 90 Jahren.

Im Langlauf eine absolute Macht

Fischer blickt mit 100 Jahren auf eine reichhaltige Geschichte mit bemerkenswerten Erfolgen zurück. Von Pionierleistungen und bahnbrechenden Technologien in der Ski- und Schuhherstellung, wie z.B. Fischer Vacuum, der Lochski-Technologie, Fischer Crown, Air Composite Core, and Cold Base Bonding, bis hin zur Einführung von High-End-Hockey- und Outdoor-Ausrüstung. Im Langlauf ist die Marke eine absolute Macht, bei Alpinski hat sie sich über das letzte Jahrzehnt auf dem Podium festgesetzt.

Die Jubiläumsfeier ist etwas ruhiger ausgefallen

Aktuell beschäftigt Fischer ca. 1.100 Mitarbeiter weltweit. Den Großteil davon in im Stammwerk und Hauptsitz in Ried bzw. dem zweiten Produktionswerk in Mukachevo/Ukraine (wo keine Kriegshandlungen stattfinden). Aufgrund der schwierigen Marktlage mussten die Produktionskapazitäten zuletzt angepasst und 200 Mitarbeiter entlassen werden. „Das ist auch der Grund, warum die Feierlichkeiten etwas ruhiger ausgefallen sind. Es passt aus unserer Sicht nicht zusammen große Partys zu feiern, wenn gleichzeitig Mitarbeiter gehen müssen“, bemerkt Föttinger. Aktuell wünscht er sich zwei Dinge für „seine“ Marke zum großen runden Geburtstag: ein baldiges Kriegsende in der Ukraine und flächendeckend Schnee ab Ende November.



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