Forscher warnen
30.04.2021, 08:20 Uhr
Konsum auch 2021 keine Konjunkturstütze
Steigende Infektionszahlen und die Verschärfung des Lockdowns belasten das Konsumklima. Während die Anschaffungsneigung noch einmal moderat zulegt, lassen die Konjunktur- und Einkommenserwartung deutlich nach.
Dies prognostiziert die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) für das Konsumklima im Mai. Die Nürnberger Forscher meinen, die Hoffnungen auf weitere Lockerungen und ein Aufleben des Konsums hätten einen spürbaren Dämpfer erhalten. Die Verschärfungen der Kontaktbeschränkungen hinterließen vor allem bei der Konjunktur- und Einkommenserwartung im April ihre Spuren. Im Vormonat waren die Hoffnungen noch groß, dass sich die Konsumstimmung – auch unterstützt durch mehr Tempo beim Impfen – schneller erholen kann.
Rolf Bürkl, GfK Konsumexperte, sagt dazu: „Die dritte Welle wird dafür sorgen, dass die Erholung der Binnenkonjunktur weiter auf sich warten lässt. Der Konsum wird in diesem Jahr – wie bereits 2020 – keine Stütze der Konjunktur sein. In den Jahren vor der Krise haben die privaten Konsumausgaben noch einen wichtigen Beitrag zum Wachstum der deutschen Wirtschaft geleistet“.
In ihrem kürzlich veröffentlichten Frühjahrsgutachten haben die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Konsumprognose für dieses Jahr deutlich zurückgenommen. Demnach werden die realen privaten Konsumausgaben mit einem Plus von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr kaum noch steigen. Noch im Herbst des vergangenen Jahres gingen die Institute für dieses Jahr von einem Wachstum des Konsums von 4,9 Prozent aus.
Im Gegenzug werden die Prognosen für 2022 deutlich angehoben. Hier soll der reale private Konsum um 8,5 Prozent steigen.
Einkommenserwartung büßt Gewinne des Vormonats fast komplett ein
Noch zum Zeitpunkt der Erhebung in der ersten Märzhälfte stieg bei vielen Beschäftigten im Handel die Hoffnung, dass sie mit der Wiedereröffnung der Geschäfte aus der Kurzarbeit kommen und sich damit auch ihre Einkommensposition spürbar verbessern kann. Diese Hoffnung hat sich nun wieder zerschlagen. Mit der Verschärfung des Lockdowns dürfte sich zudem die Angst vor Arbeitslosigkeit erneut verstärkt haben. Es ist zu befürchten, dass dadurch einige Unternehmen in die Insolvenz getrieben werden.
Anschaffungsneigung trotzt dritter Welle
Im Gegensatz zu den Einkommensaussichten stemmt sich die Anschaffungsneigung bislang noch gegen die dritte Welle. Angesichts der Verschärfung des Lockdowns erscheint diese Entwicklung zunächst etwas überraschend zu sein. Aber die überaus hohe Sparquote von gegenwärtig etwa 16 Prozent zeigt, dass ein Großteil der Haushalte über finanzielle Mittel verfügt, die dem Konsum zur Verfügung stehen. Damit kann im Falle von Lockerungen der Nachholbedarf, der beispielsweise bei Bekleidung und Schuhen entstanden ist, gedeckt werden.
Konjunkturerwartung verliert
Durch die verzögerte Erholung des privaten Konsums in diesem Jahr wird auch eine schwächere Entwicklung der Konjunktur insgesamt erwartet. Zwar steigen die Exporte, vor allem nach China und in die USA, aber die schwache Konsumentwicklung erweist sich in diesem Jahr als Konjunkturbremse. Deshalb haben auch die Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrer aktuellen Frühjahrsprognose die Wachstumsaussichten für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für 2021 gegenüber der Herbstprognose 2020 um einen Prozentpunkt von 4,7 auf 3,7 Prozent zurückgenommen.