Lichtgestaltung 05.08.2021, 09:06 Uhr

LED-Beleuchtung im Ladenlokal hilft Umwelt und Umsatz

Mit der richtigen Lichttechnik können Fachhändler in ihren Verkaufsräumen erstaunliche Effekte erzielen - und gleichzeitig das Klima schützen.
Die Beleuchtung bei Bang & Olufsen spielt bewusst mit Kontrasten
(Quelle: XAL/Kris Dekeijser)
von Ingo Schiweck
LED-Beleuchtung: In den 1960er-Jahren war sie gerade mal leistungsfähig genug für die roten Kontrolllämpchen an sündhaft teuren Laborgeräten – heute versorgen LEDs (Light Emitting Diodes oder Leuchtdioden) nicht nur Smartphone-Displays mit der nötigen Helligkeit, sie beleuchten auch ganze Verkaufsräume. Und das machen sie ziemlich effizient.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) und die Berliner „Denkfabrik“ Adelphi Research sind sich bei ihrer gerade verlängerten „Klimaschutzoffensive des Handels“ ­einig: „An LED-Lampen führt heute kein Weg mehr vorbei.“ Das gilt auf jeden Fall für nagelneue Ladenlokale und umfassende Geschäftsrenovierungen, bei denen inzwischen in 85 Prozent der Fälle ausschließlich LED-Lösungen zum Einsatz kommen. Die Umrüstung auf LED-Beleuchtung kann sich aber auch im laufenden Betrieb, fürs Klima und für den Kaufmann rechnen: Immerhin geht über die Hälfte der Stromkosten im Non-Food-Bereich für die Beleuchtung des Ladens drauf. Und es gibt möglicherweise ­finanzielle Unterstützung.
Abhängig von Art und Umfang der energetischen Laden­umrüstung sind ein staatlicher Zuschuss für eine professionelle Energieberatung und Mittel aus der Bundesförderung für effiziente Gebäude drin.
Denkbar sind bei der Umstellung auf LED entweder ganz neue Leuchten oder LED-Leuchtmittel in den alten Fassungen („Retrofit“). Dabei ist der Einsatzbereich breit. „Mit LED-Beleuchtung kann man eine beachtliche Range abdecken: vom engbündelnden Strahler oder Spot für Akzentbeleuchtung bis zum breiten Ausstrahlungswinkel für die allgemeine Raumbeleuchtung“, sagt zum Beispiel Lichtberaterin Katrin Rödel vom Beleuchtungsanbieter Luxillo.
Ein Teilnehmer an der „Klimaschutzoffensive des Handels“, die auf ihrer Website für Händler einen Investitionsrechner anbietet, ist die Papeteriewelt von Berit und Walter Liebl im Regensburger Donau-Einkaufszentrum. Kurz nach der Übernahme haben sie 2018 ihr 200-Quadratmeter-Geschäft von 79 Halogen-Metalldampflampen auf 66 teils per Smartphone-App steuerbare LED-Track- und -Down-Lights umgestellt. ­Kostenpunkt: Mit 5.000 Euro jährlich fallen seitdem in der Papeteriewelt 3.600 Euro ­weniger Energiekosten an.
In der Papeteriewelt in Regensburg gibt es 66 LED-Lampen
Quelle: Papeteriewelt
Damit hat sich in ihrem Fall die Investition unter reinen Kostengesichtspunkten schon nach nicht mal anderthalb Jahren gelohnt. Geschäftsführerin Berit Liebl, die beim LED-Umbau auch selbst Hand angelegt hat, meint: „Bei der Beleuchtung kann man schon mit relativ wenig Einsatz eine große Wirkung erzielen.“ Neben der deutlichen Kostensenkung werden bei der Papeteriewelt mehrere Tonnen CO2 eingespart. Einerseits relativiert sich das zwar zunächst, wenn man bedenkt, dass bei der Leuchtmittelproduktion auch einiges an CO2 ausgestoßen wird, andererseits fördert die im Vergleich zu herkömmlicher Beleuchtung erheblich längere Lebensdauer von LEDs langfristig wieder die CO2-Einsparung.
Der größte Vorteil von LED-Lampen ist ­ihre hohe Lichtausbeute und damit ihre Energieeffizienz, die in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter gesteigert werden konnte. Die Helligkeit eines Leuchtmittels an sich wird in Lumen angegeben; entscheidend ist aber, wie hoch der Energieaufwand für das Erreichen der Helligkeit ausfällt. Bei einer herkömmlichen Glühfadenlampe – die wegen entsprechender Energieeffizienz-Vorschriften wie auch viele Halogen-Produkte in der EU nicht mehr angeboten wird – liegt die Lichtausbeute bei circa zehn bis 20 Lumen pro Watt (lm/W). Mit LED-Lampen sind dagegen derzeit Werte von ungefähr 80 bis 250 lm/W möglich, im Labor wird sogar die 300-lm/W-Grenze überschritten.
Quelle: EHI Retail Institute 2020/HDE
Hohe Energieeffizienz bedeutet auch: LED-Lampen strahlen deutlich weniger Wärme ab als andere Leuchtmittel. Und damit sind wir beim direkten Nutzen im Ladenlokal: Die herkömmliche Glühbirne gibt bis zu 95 Prozent der Energie als Infrarotstrahlung oder Wärme ab. Kommt ein Kunde in einen von Glühbirnen aufgeheizten Laden, kann das ziemlich unangenehm sein. Gleiches gilt für die Mitarbeiter. Berit Liebl: „Unsere alten 80-Watt-Strahler haben den Raum früher unangenehm aufgeheizt. Seitdem wir LED-Beleuchtung haben, ist das Raumklima im Laden viel besser und wir müssen im Sommer weniger runterkühlen.“ Eine Heizkostensteigerung im Winter fällt da eher nicht ins Gewicht, ist das „Heizen mittels Glühbirnen“ doch viermal so teuer wie beim Aufwärmen der Raumluft durch eine Öl- oder Gasheizung.
Mit LEDs lässt sich das Geschäft nicht nur kühler halten, sondern die Einzelhändler können den Laden und dessen Angebot effektiver in Szene setzen. Kontrastwirkung sei dabei noch wichtiger als die reine Helligkeit, meint Lichtberaterin Katrin Rödel. Auf deutliche Kontraste setzt auch Berit Liebl mit ihrer Papeteriewelt: „Durch unsere neue Beleuchtung heben wir uns stärker vom Rest der Shopping-Malls ab, sind viel besser als separates Geschäft wahrnehmbar und ziehen so auch mehr Kunden an.“
Im Innern spielt Kontrastwirkung ebenfalls eine wichtige Rolle. Mit verschiedenen „Lichtzonen“, die sich je nach Kundenfrequenz energiesparend dimmen lassen, wird die Kundschaft gelenkt, mit „Lichtszenarien“ die Ware präsentiert. Als die alten Strahler noch hingen, sei es im Laden „einfach nur hell“ gewesen, erinnert sich Berit Liebl. Das ist jetzt anders. „Mit den LED-Leuchten kann ich durch ein Steuern der Helligkeit sowie der Farbtemperatur je nach Produktart Akzente setzen und dabei die ausgestellte Ware schonen.“ Im vorderen Store-Bereich lässt sich über die LED-App sogar saisonabhängig die Lichtstimmung ändern. Im Sommer wird in angenehm kühlem Neutralweiß gestrahlt; in der dunklen Jahreszeit können die Händler die Kunden mit warmweißem Licht in Weihnachts- und Kauflaune versetzen. 

Hintergrund: LED-Lampen kurz erklärt

Eine LED oder Leuchtdiode ist ein Halbleiterelement, das punktförmig Licht ausstrahlt, wenn Strom von ­einer Anode zu einem LED-Chip, ­einem Halbleiterkristall, fließt. Der Chip ist zur besseren Lichtausbeute in einer Reflektorwanne untergebracht. Die miteinander kombinierbaren Leuchtdioden sind für sich genommen monochromatisch, ihre Farbe hängt vom Bandabstand des Halbleitermaterials ab. LED-Lampen benötigen ein Stromversorgungsmodul, in dem Gleichstrom erzeugt wird. Sie erreichen sofort ihre volle Helligkeit, haben eine hohe Lichtausbeute und eine geringe Wärmeabstrahlung, Die im Vergleich zu Glühbirnen erheblich höhere Lebensdauer von LEDs (potenziell über 50.000 Stunden) kann sich durch eine hohe Gehäusetemperatur deutlich verringern, weshalb eine Wärmeableitung über die Platine oder das Gehäuse wichtig ist.



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