Nach positivem Fazit zum Wintersportgeschäft
23.03.2022, 11:20 Uhr
Intersport Austria nimmt Zielgruppe Frauen in den Fokus
Im Rahmen eines Pressegesprächs am 21. März 2022 fasste Thorsten Schmitz, CEO von Intersport Austria, die wichtigsten Ergebnisse zur Wintersaison zusammen und gab einen Ausblick auf die Fokusthemen des Verbands, der nun insbesondere die Frauen in den Mittelpunkt rückt.
Intersport Austria will die Zielgruppe Frauen mit Produkten und Serviceangeboten noch mehr unterstützen.
(Quelle: Intersport Austria)
Von „Vuca“-Zeiten sprach Thorsten Schmitz gleich zu Beginn des Pressegesprächs von Intersport Austria am 21. März 2022 und brachte damit zum Ausdruck, wie es vielen Menschen persönlich und emotional, aber auch seinem Verband geschäftlich aktuell ergeht. Vuca steht dabei als Kürzel für volatility (Volatilität), uncertainty (Unsicherheit), complexity (Komplexität) und ambiguity (Mehrdeutigkeit). „Aus meiner Sicht stehen derzeit viele persönliche, aber auch wirtschaftliche Themen auf Messers Schneide“, so der CEO mit Blick nicht nur auf die anhaltende Pandemie, sondern auch den Ukraine-Krieg. Für den Verband merkte er dazu aber auch an, dass Sport weiterhin einen positiven Zulauf habe und für viele Menschen der Exit aus den schlechten Nachrichten sei.
Im zurückliegenden Sportreport von Intersport Austria, der im September 2021 erschienen ist, wurde unter anderem das Thema „Sport und Corona“ und den Blick genommen. Einige der Ergebnisse will der österreichische Sporthandelsverband nun in neue Maßnahmen und eine neue Zielgruppenansprache bei den angeschlossenen Händlern einfließen lassen. Ein ganz besonderer Fokus wird dabei künftig auf die Zielgruppe Frauen gelegt. Dabei geht es dem Verband auch darum, eine gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen, da die Gesellschaft das Fundament einer gesunden wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte darstellt.
Zu den Ergebnissen der Studie, bei der 1.000 Österreicherinnen und Österreicher befragt wurden, gehört, dass rund 70 Prozent der Frauen angegeben haben, dass sie während der Corona-Krise höheren Belastungen ausgesetzt sind als Männer. Ein Drittel der weiblichen Befragungsteilnehmer betonte, dass das Bewusstsein für Sport, Bewegung und Gesundheit während der Pandemie gewachsen ist; ein Viertel gab an, dass die Bewegungshäufigkeit zugenommen und der eigene Fitnesszustand sich verbessert hat. Dem stehen allerdings viele Befragte gegenüber, die angaben, dass sie Sport aufgrund der Belastung beispielsweise durch Homeschooling vernachlässigt hätten. 41 Prozent der Österreicherinnen erklärten dazu, dass sie mit ihrem Gewicht unzufrieden seien, 36 Prozent denken, dass sich ihr Fitnesszustand verschlechtert habe und 32 Prozent bewegen sich weniger als vor der Pandemie.
Sortimente und Angebote für Frauen
„Diesen Frauen gilt nun unsere besondere Aufmerksamkeit. Die Frauen als Säulen unserer Gesellschaft und unserer Familien verdienen unsere Unterstützung“, bekräftigte Thorsten Schmitz. Deshalb leitet Intersport Austria aus diesen Studienergebnissen für sich als Marke und für die angeschlossenen Händler neue Maßnahmen ab. Dazu gehört, dass der Verband für seine Mitarbeiter im vergangenen Jahr erstmals eine Kinderbetreuung in den Ferien angeboten hat – eine Aktion, bei der bis zu 70 Kinder betreut wurden und die fortgesetzt werden soll. Aber auch hinsichtlich des Warenangebots von Intersport soll es Veränderung geben. Es geht um einen stärkeren Fokus innerhalb der Sortimente auf die Zielgruppe Frauen. „Sport ist traditionell von den Produkten her immer eine harte Männerdomäne“, erklärte Schmitz dazu. „Wir wollen aber ganz klar mehr den Fashion- und Lifestyle-Aspekt in die Sortimente bekommen, um die Frauen mit attraktiven Produkten zu bedienen. Ich glaube, es ist uns teilweise schon gut gelungen, zu zeigen, dass Sport eben nicht nur ein Auspowern, sondern auch ein Lifestyle, ein Gut-aussehen, ein Sich-mit Freundinnen-treffen ist.“ Schmitz betonte aber zugleich, dass es nicht nur um den reinen Produktverkaufe gehe, sondern auch darum, wie Intersport zum Aktivieren im Sport beitragen kann. Hierzu soll beispielsweise das Reiseangebot des Verbands um Bike-Camps für Frauen erweitert werden.
Ein Beispiel dafür ist das Ladies-Only Camp von Intersport in Schladming. Hier arbeiten Bike Coaches gezielt und individuell mit Bikerinnen, egal ob Anfänger oder Fortgeschritten. Die gesamte Reise ist speziell auf die Wünsche und Bedürfnisse von Frauen ausgerichtet. Weitere solche Camps sind bereits in Planung, „da der Zuspruch dazu enorm ist. Das Ladies-Only Camp ist der neue Wellnessurlaub für viele Mädelsrunden!“, freute sich Thorsten Schmitz. Und Johannes Kastenhuber, Marketingleiter von Intersport Austria, ergänzte dazu: „Zudem denken wir gleichzeitig einen Schritt weiter und haben mit Vereinen und Partnern Initiativen entwickelt, die Kindern eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung ermöglichen und damit auch die Mütter entlasten.“ Schmitz erklärte, dass Intersport einen Gegentrend zu den in der vergangenen Zeit stark zurückgegangenen Vereinsmitgliedschaften setzen wolle. Dazu soll unter anderem der Infrastrukturfonds beitragen, der über den Bike-Bereich hinaus ausgeweitet wird, aber auch die Initiative „School of pump“. Diese Aktion richtet sich an Schulen und hat zum Ziel, Kinder über den Trendsport Pump Track in Bewegung zu bringen.
Positives Fazit zur Wintersaison
Rückblickend erklärte Schmitz, dass der Verband trotz vieler Unsicherheiten eine recht gute Wintersaison hinter sich habe, die in manchen Teilen Österreichs auch noch laufe. „Wir hegen die Hoffnung, dass sie hier bis Ostern noch ein gutes Geschäft ergibt“, sagte der Intersport-CEO. In der vergangenen Saison habe man durch den Lockdown im Wintergeschäft enorm verloren, insbesondere auch im Verleih, wo man mit einem Minus von 95 Prozent einen herben Schlag hinnehmen musste. „Doch heute können wir sagen, dass alle Intersport-Händler weiter im Geschäft sind. Es hat niemand sein Geschäft aufgeben müssen“, zieht Schmitz ein erfreuliches Fazit. Im Verleih habe es an einem Sonntag im diesjährigen Februar sogar ein neues Allzeithoch gegeben, was zeige, dass die Menschen zurück in die Berge wollen.
Beim Thema Tourenski hielt Schmitz fest, dass man aufgrund der aktuellen Entwicklung sehen können, dass es sich in der vergangenen Saison nicht um einen Einmaleffekt aufgrund des Lockdowns gehandelt habe, sondern dass der Sport sich inzwischen etabliert habe. „Die Umsätze bei der Tourenski-Hartware haben sich verdoppelt und das Segment Alpinski bewegt sich langsam wieder hin zum Vorkrisenniveau, sowohl im Verleih als auch im Rausverkauf. Das zeigt, dass Tourenski zu einem wesentlichen neuem Geschäftselement geworden ist“, sagte Schmitz und ergänzte dazu noch, dass auch Langlauf wieder zu einem fest etablierten Sport geworden sei. „Diese Wintersaison verlief somit positiv und ist zukunftsweisend dafür, dass die Faszination der Berge nicht verloren gegangen ist.“
Positive Vorzeichen trotz vieler Herausforderungen
Obwohl Intersport Austria somit gut in das Jahr 2022 gestartet ist, sieht Schmitz den Verband und seine Mitglieder mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert, wobei die größte Hürde die Schwierigkeiten in den Lieferketten sein dürften, die durch den Krieg in der Ukraine nochmals verstärkt werden. „Die Beschaffungsmärkte stehen unter hohem Stress. Im Gegenzug gibt es aber eine hohe Nachfrage nach Sportprodukten“, so Schmitz. Die größte Nachfrage bestehe weiterhin bei den E-Bikes.
Im vergangenen Geschäftsjahr (endete zum 30. September 2021) legte Intersport Austria im Gesamtsegment Bike um rund 19 Prozent zu, im Bereich der reinen E-Bikes sogar um 32 Prozent. „Bike ist mittlerweile zu einem Alljahresthema geworden und das merken wir an den Verkaufszahlen von Fahrrädern und E-Bikes im Herbst und Winter 2021/22. Wir liegen schon jetzt deutlich über dem Vorjahr und die umsatzstärkste Zeit in Sachen Fahrradgeschäft liegt noch vor uns. Wir sehen klar, dass unsere Bemühungen das Thema Bike ganzheitlich zu denken, Früchte tragen“, sagte Thorsten Schmitz.
Die Lieferkettenproblematik wird in diesem Bereich allerdings besonders deutlich. Teilweise würde das Fehlen einzelner kleiner Komponenten die Auslieferung der sonst fertigen Bikes verzögern. Dieser Schwierigkeit will Intersport nun damit begegnen, dass die Kunden das Wunschbike sozusagen aus dem Katalog vorbestellen können. „Das bedeutet, dass sich unsere Kunden ihr Wunschbike jetzt sichern können – auch wenn es aktuell noch nicht eingetroffen ist. Und das zum jetzigen Preis, denn dass die aktuelle Situation am Markt auch Preissteigerungen bei Rädern mit sich bringen wird, ist nur logisch“, gab Marketingleiter Johannes Kastenhuber zu bedenken. Aktuell sei es, so Schmitz, fast ausgeschlossen, dass der Kunde genau das Radmodell, das er sich wünscht, mit dem von ihm bestimmten Komponenten bekomme. Durch die Vorbestellung aus dem Katalog solle dies wieder möglich werden. Und Schmitz fügte hinzu: „Was sich am Fahrradmarkt abspielt, ist noch nie da gewesen. Wir haben jetzt schon für das Jahr 2024, teilweise für 2025 vorbestellt, um unseren Kunden das Beste und Aktuellste vom Markt anbieten zu können.“
Ein weiteres extrem starkes Thema bei Intersport Austria ist Outdoor. Im Geschäftsjahr 2020/21 konnte Intersport Austria bei Outdoor-Ausrüstung ein Plus von 25 Prozent verbuchen und auch im aktuellen Wirtschaftsjahr stehen die Zeichen auf Wachstum. „Der Outdoor-Bereich entwickelt sich derzeit über dem Vorjahresniveau. Tourenjacken für Damen und Herren, Tourenhosen sowie Trekkingschuhe sind in diesem Sektor die Verkaufsschlager schlechthin“, sagte Schmitz dazu.
Die hohe Nachfrage auch im Rahmen von Online-Bestellungen sieht Schmitz als Bestätigung für die Omnichannel-Strategie des Verbands. „Wir sind kein Online-Player und wollen nicht um jeden Preis den Online-Anteil massiv steigern; es geht vielmehr um einen ganzheitlichen Ansatz. Unsere Kunden sollen auch die Möglichkeit haben, benötigte Artikel zu bestellen, wenn sie gerade keine Zeit haben, um in den Laden zu kommen.“
Abschließend erklärte Schmitz, dass es immer noch Wolken am Horizont gebe und man sich fragen müsse, wie man mit dieser gegenwärtigen Unsicherheit umgehe. „Die Planungshorizonte werden immer kürzer, das wird auch so bleiben. Prognosen werden immer schwieriger. Es wäre aus meiner Sicht ein Irrglaube, dass sich die Dinge wieder beruhigen. Wenn eine Sache sich langsam erledigt, wird eine andere zum Thema werden. Deshalb ist es nötig, eine übergeordnete Strategie zu verfolgen und im Tagesgeschäft mit wenigen Wochen Voraussicht bestmöglich mit der anstehenden Situation umzugehen.“