Prognose für das kommende Jahr 01.12.2022, 11:30 Uhr

Zehn Themen, die die Modeindustrie im Jahr 2023 prägen werden

Der aktuelle Branchenbericht von McKinsey für die Fashion-Branche zeigt: Angesichts vieler Krisen wie Inflation und gestörter Lieferketten gehen die meisten Experten von einer Verschlechterung der Bedingungen aus.
(Quelle: Shutterstock / Andrey_Popov)
McKinsey & Company und das Informationsportal "The Business of Fashion" wagen in ihrer jüngsten Branchenanalyse "The State of Fashion 2023" einen Blick in die Zukunft. Der Bericht basiert auf Interviews mit Führungskräften aus der Branche und einer internationalen Umfrage, bei der auch Experten aus der Fashion-Industrie befragt wurden.
Dem Bericht zufolge steuert die Branche auf einen globalen Abschwung zu. Der Krieg in der Ukraine, sowie Inflation und gestörte Lieferketten haben eine eher pessimistische Stimmung für das kommende Jahr zur Konsequenz. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) erwarten, dass sich die Bedingungen im Jahr 2023 verschlechtern werden. Im Folgenden sind die wichtigsten Trends kurz zusammengefasst.

Zehn Trends für die Fashion-Industrie 2023

1. Globale Fragilität: Zahlreiche destabilisierende Faktoren - einschließlich zunehmender geopolitischer Spannungen - schwächen die ohnehin schon fragile Weltwirtschaft. Es wird erwartet, dass das globale BIP im Jahr 2023 auf etwa 2,5 Prozent fallen wird. 56 Prozent der befragten Manager in der Modebranche erwarten, dass sich die Bedingungen in der Branche im kommenden Jahr verschlechtern werden.
2. Neue regionale Schwerpunkte: Die Weltkarte der Wachstumschancen für Modemarken hat sich verschoben - Regionen wie der Nahe Osten und Länder wie die USA werden für das kommende Jahr zu den Schwerpunkten gehören. Die Hälfte der Verantwortlichen in der Modebranche geht davon aus, dass sie die Präsenz ihres Unternehmens in Nordamerika 2023 ausbauen werden.
3. Unterschiedliches Konsumverhalten: Die Inflation beeinflusst das Verbraucherverhalten. Während einkommensstarke Käufer mit Ersparnissen, Zugang zu Krediten und größerer Arbeitsplatzsicherheit weiterhin Geld für Mode ausgeben werden, werden Konsumenten mit geringerem Einkommen Ausgaben, die nicht unbedingt notwendig sind, reduzieren. Das schlägt sich in den Verkaufszahlen nieder: Fast drei Viertel (74 Prozent) der US-amerikanischen Modekunden haben sich zwischen April und Juli 2022 für günstigere Marken oder Produkte entschieden.
4. "Fluid Fashion": Die Grenzen zwischen Herren- und Damenmode verschwimmen immer mehr, daher haben Marken die Möglichkeit, ihre Geschäftsprozesse und Verfahren neu zu gestalten und diese Entwicklung zu nutzen. Das Aufbrechen von Genderstereotypen in der Mode erreicht vor allem die jüngere Zielgruppe: Die Hälfte der Gen-Z-Konsumenten hat schon einmal Mode gekauft, die nicht ihrer Geschlechtsidentität entspricht.
5. Formelle Kleidung als Wachstumsstabilisator: Formelle Kleidung für besondere Anlässe wird voraussichtlich die stabilste Modekategorie sein, da Konsumenten in Kleidung fürs Büro und besondere Anlässe investieren werden. 39 Prozent der Verantwortlichen in der Modebranche gehen davon aus, dass Kleidung für bestimmte Anlässe im Jahr 2023 zu den drei wichtigsten Wachstumskategorien gehören wird.
6. Steigende Werbekosten: Die Kosten für digitales Marketing erhöhen sich, da sich die Wachstumsraten im E-Commerce nach den Höchstständen der Pandemie wieder einpendeln, was den Aufbau eines nachhaltig profitablen Online-D2C-Geschäfts erschwert. Ein Drittel der Manager in der Modebranche nennt die Herausforderungen für die D2C-Vertriebskanäle als eines der Themen mit dem größten wirtschaftlichen Einfluss im nächsten Jahr.
7. Kampf gegen Greenwashing: Der strategische Fahrplan der Europäischen Kommission sieht vor, Textilien bis 2030 langlebiger und recyclingfähiger zu machen. Daher wird Greenwashing stärker ins Visier genommen. Verbraucherschützer in Europa werden die Nachhaltigkeitsangaben von Modemarken verstärkt beobachten. In Sachen Nachhaltigkeit gibt es im Fashion-Bereich noch viel Luft nach oben: 79 Prozent der Mode-Manager beklagen das Fehlen branchenweiter Standards zur Bewertung ihrer Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit und sehen dies als die größte Hürde bei der Verbesserung der Wahrnehmung ihrer Bemühungen zur Verringerung der Umweltbelastung durch die Konsumenten.
8. Zukunftssichere Produktion: 65 Prozent der Verantwortlichen in der Modebranche erwägen eine lokalere Produktion, die ihre heimischen Verbrauchermärkte versorgen. Der Aufbau digitaler Infrastruktur wird auch in Zukunft von großer Wichtigkeit sein: Zwei Drittel der Manager gehen davon aus, dass Digitalisierung die wichtigste Voraussetzung für Zulieferer ist, um im kommenden Jahr Wachstum zu erzielen.
9. Neuausrichtung im digitalen Marketing: Datenschutzbestimmungen und technologische Veränderungen haben die Kosten für bezahltes digitales Marketing in die Höhe getrieben, sodass Marken im Jahr 2022 mindestens dreimal so viel für die Kundengewinnung ausgeben wie 2013.  Für 79 Prozent der Manager in der US-amerikanischen Bekleidungs- und Schuhindustrie sind Mediennetzwerke im Einzelhandel der effektivste Marketingkanal.
10. Fachkräftemangel: 55 Prozent der Manager nennen den Fachkräftemangel als einen der wichtigsten Faktoren, die ihr Unternehmen 2022 beeinflussen. Aus- und Weiterbildung sind zweieinhalbmal bis dreimal rentabler als die Rekrutierung neuer Mitarbeiter, sodass sich Investitionen in die Qualifikation der vorhandenen Beschäftigten lohnen. Insbesondere im Fashion-Bereich wird das Fehlen geeigneter Fachleute auch künftig die Handlungsfähigkeit von Unternehmen bestimmen. Fast alle befragten Führungskräfte (90 Prozent) erwarten einen Fachkräftemangel in ihren Unternehmen.

Aylin Bonn
Autor(in) Aylin Bonn



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