Shoptech-Sünden
14.01.2022, 13:54 Uhr
Fünf Wege, wie Sie Ihren Online-Shop garantiert gegen die Wand fahren
Warum ist jedes Update so teuer? Warum ist mein Shop so langsam? Muss ich mein Shopsystem jetzt schon umstellen oder läuft es noch die nächsten zwei Jahre? André Roitzsch, Chef der Agentur Shopmacher, weiß, wo die wichtigsten Fallstricke lauern.
Wenn es beim Online-Shop klemmt, ist guter Rat teuer. Dabei, so sagt André Roitzsch, Chef der Agentur Shopmacher, sind es selten echte Usability-Probleme, die einem Shopbetreiber Sorgen bereiten, sondern es ist die Systemlandschaft im Hintergrund, die Probleme macht.
Und weil guter Rat so teuer ist, hier fünf schlechte Ratschläge, mit denen man sich das Leben möglichst schwer macht - und die man deshalb auch nicht unbedingt befolgen sollte:
1. Überdimensionierte Plug-Ins nutzen
Viele Online-Händler sind verwundert, dass ihre Agenturen für jedes noch so kleine Update hohe Preise aufrufen. Schuld sind häufig zu komplexe Plug-Ins, über die alle Sonderindividualisierungen des Händlers umgesetzt wurden. "Diese Methode wird häufig dann genutzt, wenn in der Set-Up-Phase der Zeitplan eng ist und das Budget aus dem Ufer zu laufen droht", sagt André Roitzsch. Doch wenn die erste Software-Aktualisierung notwendig ist, müssten Onlinehändler die Einsparungen aus der Anfangszeit teuer bezahlen und stünden irgendwann vor einem Shopsystem, das sich überhaupt nicht mehr aktualisieren lässt.
2. Standardsoftware maximal individualisieren
Wenn Online-Händler sich die Frage stellen, ob ihre Shopsoftware überhaupt noch zukunftsfähig ist, lohnt sich ein Blick in den Quellcode. Nicht selten wurde eine Standardsoftware wie Shopware oder Magento so stark individualisiert, dass von der Ursprungssoftware nicht mehr viel übrig geblieben ist. "Dann hat man auch den Nutzen nicht mehr, den eine Standardsoftware bietet und sollte sich überlegen, ob man nicht besser gleich individuell oder mit einem Baukastensystem entwickelt", weiß Roitzsch.
3. Serverkapazitäten hinzubuchen ohne Ende
Ist ein Online-Shop nicht sauber programmiert, bestrafen ihn die eigenen Ladezeiten - und eine daraus resultierende schlechte Konversionsrate der Kunden. Das Problem lässt sich bis zu einem gewissen Grad dadurch lösen, dass man Serverkapazitäten nachkauft, doch ist dies langfristig die teuerste Art des Trouble Shooting. Um eine spürbare und nachhaltige Verbesserung bei der Ladezeit zu erzielen, muss den Problemen auf den Grund gegangen werden. Oft finden sich dabei verbaute Systemarchitekturen, die entschlackt werden müssen.
Doch auch andere Faktoren treiben die Ladezeiten nach oben. Für zusätzliche Probleme bei der Performance-Optimierung sorgt die Tatsache, dass die gängigen Tools, mit denen sich die Shop-Performance messen lässt, teils widersprüchliche Ergebnisse liefern. Hier hilft es, sich auf ein Tool festzulegen (z.B. Commerce-score.io) und konsequent dieselbe Teststrategie zu verfolgen.
4. Priorisierung von Content und Commerce vergessen
Unternehmen, die stark auf Content setzen, stehen vor der Frage, ob sie ein Shopsystem wie beispielsweise Shopware nutzen, mit dem sich auch gutes Content-Management betreiben lässt, oder ob sie ein Content-Management-System nutzen und daran Shopfunktionen andocken. In vielen Projekten, in denen das CMS das führende System ist, werden im Laufe der Zeit aber so viele Shopfunktionen integriert, dass man sich die Frage stellen muss, ob die Priorisierung noch Sinn ergibt oder man besser möglichst schnell das System wechselt.
5. Deployment-Strategien vernachlässigen
Viele Online-Shop-Lösungen bleiben beim Deployment-Prozess teils weit unter dem erforderlichen Standard für Enterprise-E-Commerce-Systeme. Das bietet nicht nur Einfallstore für Hacker-Angriffe, sondern auch enorme Risiken bei Änderungen am Shop-Design. "Wenn ich jedes Mal händisch den ganzen Shop durchtesten muss, damit mir eine Änderung im Frontend nicht den Checkout oder das Payment zerschießt, oder nach einem Live-Gang Roll-Back-Optionen fehlen, die auf Knopfdruck den vorherigen Zustand des Shops wieder herstellen, wird jede Änderung im Shop zur Zitterpartie", warnt Roitzsch.
Die schleichende technische Verwahrlosung wird von den Händlern lange ignoriert oder unterschätzt, resümiert der Experte. Manchmal ist den Händlern auch gar nicht bewusst, auf welchem Pulverfass sie sitzen. Doch saubere Backend-Prozesse sind genauso wichtig wie ein ordentliches Look & Feel im Frontend. Erst im Zusammenspiel lässt sich Online-Handel so betreiben, dass er Händlern und Kunden gleichermaßen Spaß macht.