Studie
13.07.2020, 07:31 Uhr
Personalsuche und Bewerbungsprozess im digitalen Zeitalter
Wie Entscheidungsträger aus Personalabteilungen dem Thema Digitalisierung gegenüberstehen, zeigt eine Studie von Marketagent und Willhaben. Das Ergebnis: Der digitale Weg bietet klare Vorteile, in manchen Belangen bewährt sich die analoge Kommunikation.
Dass digitale Wege der Kommunikation großes Potenzial und eine enorme Relevanz für verschiedenste Bereiche des Alltags mitbringen, zeigt sich besonders in Zeiten der Corona-Krise. Vor allem im Berufsalltag sind digitale Lösungen nicht mehr wegzudenken - sei es bei der Personalsuche, im Bewerbungs- und Onboarding-Prozess oder bei der Kommunikation innerhalb des Unternehmens.
Die Corona-Maßnahmen gingen mit einem Aufschwung des Homeoffice und der digitalen Infrastruktur für Arbeit und berufliche Kommunikation einher. Während in gut einem Drittel der Unternehmen vor Corona keinerlei Möglichkeiten für Homeoffice bestanden (35 Prozent), trifft dies nach der Lockerung der Maßnahmen nur noch auf knapp jeden fünften Betrieb zu. Die Hälfte der Unternehmen bot fast allen Mitarbeitern die Möglichkeit, während der Krise im Homeoffice zu arbeiten. Rund ein Drittel der Betriebe behält dies auch trotz der schrittweisen Rücknahme der Massnahmen bei.
"Generell ist bei knapp zwei Drittel der Befragten ein Trend zur verstärkten Nutzung digitaler Infrastruktur für die Arbeit und Kommunikation zu beobachten, insbesondere in grossen Unternehmen (77 Prozent). Statt auf innovative Technologien wird dabei aber bevorzugt auf altbewährte Infrastruktur und klassische Kommunikationskanäle wie E-Mail (89 Prozent), den VPN-Zugang für Homeoffice und Außendienst (62 Prozent) und Video Chats beziehungsweise Online-Meetings (58 Prozent) gesetzt", beschreibt Marketagent-Geschäftsführer Thomas Schwabl die Ergebnisse einer aktuellen Studie von Marketagent und Willhaben.
Personalsuche und Bewerbungsprozess
Digitale Möglichkeiten der Personalsuche und Bewerbung waren schon vor der Corona-Krise nicht aus der Berufswelt wegzudenken. Dementsprechend verzeichneten zwei Drittel der Unternehmen keinen Anstieg bei der Nutzung derartiger Angebote (67 Prozent).
Als besonders gut digital umsetzbar gelten Jobausschreibungen (96 Prozent), der Erstkontakt zwischen Unternehmen und Bewerber (84 Prozent) sowie das erste Bewerbungsgespräch (61 Prozent). Gerade letzteres erhält jedoch eine sehr ambivalente Bewertung. Mehr als acht von zehn der Befragten haben digitale Bewerbungsgespräche bisher als zeitsparender (83 Prozent), mehr als sechs von zehn als effizienter erlebt (64 Prozent).
Allerdings schafft der digitale Rahmen eine deutlich weniger persönliche Situation (81 Prozent) und stellt für mehr als die Hälfte eine eher unsympathische Lösung dar (54 Prozent). Wenn das Gespräch digital abläuft, erfolgt dies bevorzugt mittels Video-Chat, beispielsweise über Skype (69 Prozent).
Wenngleich die analoge Durchführung von Bewerbungsgesprächen noch immer als angenehmere Variante gilt, liegt die Zukunft der Personalsuche wohl im digitalen Bereich. "Laut unserer gemeinsamen Erhebung planen sechs von zehn Entscheidungsträgern, digitale Möglichkeiten für die Personalsuche in Zukunft noch stärker zu nutzen. Hier ist durch die Krise sehr viel in Bewegung gekommen. So manches 'Geht nicht!' wurde aufgrund der besonderen Situation und der neuen Realitäten weggewischt. Da gilt es nun gemeinsam dran zu bleiben, individuell passende Ansätze und Potenziale ausfindig zu machen und die digitale Fitness aller weiter zu verbessern", ist Markus Zink, Head of Jobs und Karriere bei Willhaben überzeugt.
Als wichtiger Aspekt für eine erfolgreiche Personalsuche gilt für gut zwei Drittel übrigens auch eine positive Bewertung auf Unternehmens-Bewertungsplattformen (67 Prozent).
Kommunikation nach außen - Digitales Employer Branding
Um potenziellen Arbeitnehmern das eigene Unternehmen bekannt und schmackhaft zu machen, investieren viele Arbeitgeber vermehrt in Employer Branding. Dies zielt vor allem auf eine attraktive Darstellung der eigenen Firma und das Abheben von der Konkurrenz ab. "Für mehr als die Hälfte der befragten Entscheidungsträger war diese Art der Kommunikation nach aussen in Zeiten der Corona-Krise besonders wichtig (56 Prozent). Speziell große Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern setzten gezielt auf entsprechende Massnahmen (69 Prozent)", erläutert Lisa Patek, Marketingleiterin von Marketagent.
Größter Beliebtheit für die Umsetzung des Employer Brandings erfreuen sich dabei digitale Kanäle, auf denen passende Botschaften platziert werden können. Ein Drittel der Unternehmen verzichtete in der Krisenzeit jedoch völlig auf die externe Arbeitgeberkommunikation. Insgesamt scheint Covid-19 die Betriebe in dieser Hinsicht unterschiedlich beeinflusst zu haben. So erlebte etwa die Hälfte keine nachhaltige Veränderung der Kommunikationsstrategie (54 Prozent). Bei großen Unternehmen ist aber ein etwas stärkerer Einfluss zu verzeichnen: Rund jedes zweite rechnet mit einer Neu- respektive Umgestaltung der Vorgehensweise beim Employer Branding (47 Prozent).
Digitalisierung im Onboarding-Prozess
Ist ein neuer Mitarbeiter gefunden und die Bewerbung abgeschlossen, gilt es, diesen im Rahmen eines sogenannten Onboarding-Prozesses in das Unternehmen einzuschulen und ihn mit den wichtigsten Rahmenbedingungen sowie Aufgaben vertraut zu machen.
Auch hier bietet die Digitalisierung Lösungen und Unterstützung. Für die Entscheidungsträger kommen vor allem Online-Schulungen (47 Prozent), Einschulungs-Videos mit Erklärungen und E-Learning-Plattformen (je 46 Prozent), Video-Chats (38 Prozent) oder Gruppen im Intranet des Unternehmens (29 Prozent) infrage. Die Realität zeigt jedoch ein anderes Bild.
Nur etwa drei von zehn Betrieben nutzen Online-Schulungen (31 Prozent) und E-Learning-Plattformen (30 Prozent), weniger als zwei von zehn Einschulungsvideos (19 Prozent). Dem gegenüber steht knapp die Hälfte der Unternehmen, in denen keinerlei digitale Möglichkeiten in den Onboarding-Prozess integriert werden. Eine höhere Popularität herrscht in grossen Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern: Hier scheint der Einsatz von E-Learning-Plattformen (45 Prozent) und Online-Schulungen (44 Prozent) in diesem Kontext durchaus üblich zu sein.
Autor(in)
Christina
Ebner