Fachkräftemangel 16.01.2023, 12:16 Uhr

DIHK sieht die Wettbewerbsfähigkeit vieler deutscher Betriebe in Gefahr

Die Umfrage der DIHK von Ende 2022 zeigt, dass das Problem des Personalengpasses sich im Vorjahresvergleich erneut verschärft hat. Von knapp 22.000 befragten Unternehmen gaben mehr als die Hälfte an, Schwierigkeiten bei dem Besetzen von offenen Stellen zu haben.
(Quelle: Shutterstuck / Pusteflower9024)
Wie der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Achim Dercks, berichtet, gehe man davon aus, dass rund zwei Millionen Stellen nicht besetzt werden können.. „Das entspricht einem entgangenen Wertschöpfungspotenzial von fast 100 Mrd. Euro.“ Die stabile Entwicklung des Arbeitsmarkts erwecke zwar den Anschein, dass es den Unternehmen in Deutschland gut ginge, doch „unter der Oberfläche braut sich seit geraumer Zeit eine gefährliche Mischung zusammen.“ Dercks warnt, dass durch das Fehlen von Fachkräften nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe, sondern auch die Umsetzung wichtiger Transformationsaufgaben, wie die Energiewende, Digitalisierung sowie der Ausbau der Infrastruktur, in Gefahr gerieten.
Der Fachkräftemangel betrifft zwar alle Branchen, besonders schwerwiegend sind die Probleme jedoch bei den Herstellern elektrischer Ausrüstung: Rund 67 Prozent können nicht alle offenen Stellen besetzen, ebenso wie die Unternehmen im Maschinenbau. Im Sektor der Gesundheits- und Sozialdienstleistung geben sogar 71 Prozent an, Probleme bei der Stellenbesetzung zu haben. Auch die Logistikbranche sucht vergeblich nach Personal. Welche Auswirkungen dies bedeutet, erklärt Achim Dercks: „Das Fehlen von Fahrern bei den Logistikbetrieben erschwert zunehmend die pünktliche Belieferung mit Endprodukten im Handel, aber auch mit Rohstoffen und Vorleistungen in der Industrie.“
Mehr als jedes zweite Unternehmen (52 Prozent) gab an, dass weniger Bürokratie zu einer Verbesserung hinsichtlich des Personalmangels führen würde. Auch die Stärkung der Beruflichen Bildung gaben viele als gewünschte Maßnahme an (46 Prozent) ebenso wie eine erleichterte Einstellung von ausländischen Fachkräften (35 Prozent). 22 Prozent der Befragten wünschen sich zudem den Ausbau der digitalen Infrastruktur. Die DIHK sieht zudem Bedarf in Förderung von Betreuungsplätzen: „Die Betreuungslücke für unter Dreijährige liegt immer noch bei fast 270.000“, so der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer, „Würden die aktuell in Teilzeit beschäftigten Frauen ihre Arbeitszeit um durchschnittlich zwei Stunden pro Woche erhöhen, entspräche das rechnerisch etwa 500.000 zusätzlichen Ganztagsstellen.“ Auch bezüglich der Erwerbsbeteiligung Älterer sieht Dercks, trotz einem Anstieg innerhalb der vergangenen Jahre, Verbesserungsbedarf. Es sei wichtig, ältere Menschen im Job zu halten und Anreize zu schaffen. „Die entsprechenden Möglichkeiten sollten bekannter gemacht werden.“



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