50 Jahre SAZsport: Jubiläen & Legenden (Teil 2)
21.03.2024, 09:00 Uhr
Das bewegte Händlerleben des Christoph Hesse
SAZsport verdankt ihm zahlreiche Beiträge und Kommentare – die einen kontrovers, die anderen treffsicher. Teamsport-Händler Christoph Hesse war ein absolutes Unikat der Branche. Eine Geschichte mit vielen Höhen, aber auch einem Absturz zum Ende.
Christoph Hesse, hier noch vor Jahren in seinem Absolute-Teamsport-Geschäft, ist dankbar für die Zeit, die er als Händler hatte.
(Quelle: Sport Hesse)
Mittlerweile hat sich Christoph Hesse in den wohl verdienten Ruhestand zurückgezogen. Knapp 40 Jahre war er leidenschaftlicher Sporthändler in Ruppach-Goldhausen, einem kleinen Ort in Rheinland-Pfalz. Zum Aufhören wurde er 2023 allerdings gezwungen, durch die Insolvenz seiner Sport-Hesse e.K. Doch Hesse, der gläubige Christ, sieht darin auch eine göttliche Fügung des Schicksals. Er hätte nicht gewusst, wie er auf andere Art und Weise aus diesem „Hamsterrad“, wie er selbst sagt, hätte aussteigen können. Denn Hesse befand sich lange Zeit auf der Überholspur, das Arbeitspensum, das er tagtäglich abriss, war hoch. Und irgendwann forderte der Erfolg seinen Tribut. Er, der Teamsport-Spezialist aus der Provinz, hatte in besten Zeiten einen Netto-Umsatz von 14,5 Mio. Euro einfahren können.
Aber der Reihe nach: Begonnen hat alles 1984. Damals übernimmt er das Sportgeschäft seiner Mutter. Zuvor hatte er im Landhandel gearbeitet und danach seinen Betriebswirt gemacht. Im örtlichen Fußballverein war er als Jugendbetreuer und Trainer aktiv gewesen. Für einen in der Nähe bekannten Puma-Händler hatte er nebenbei Sportartikel verkauft. Und als ihm jemand sagt, er könne dies auch alleine tun, entscheidet er sich, selbst Sporthändler mit eigenem Geschäft zu werden. Auf 45 Quadratmetern fängt die neue Karriere klein an. Ein Berater der BBE rät ihm bald, sich zu vergrößern. Innerhalb des Ortes zieht er in ein mehr als doppelt so geräumiges Geschäft. Doch auch hier gibt es irgendwann Grenzen, und so siedelt er Mitte der 90er Jahre ins Industriegebiet über. Dort lässt er ein eigenes Gebäude errichten und baut 2000 sogar noch einmal an. Er, der Vollsortimenter, der auch Schlittschuhe und Tennisschläger verkauft hatte, fokussiert sich von da an auf Teamsport. Die Wachstumsraten fallen bis 2010 moderat aus – mit fünf Prozent Plus jährlich. Das ändert sich drastisch, als Hesse vier Jahre später Amazon als Plattformhändler beitritt.Von da an entwickeln sich die Erlöse fast astronomisch. Mit 30, 40, 50, 60 Prozent Steigerung jeweils pro Jahr schnellen seine Umsätze in zweistellige Millionenhöhen. Von der Corona-Pandemie profitiert er im E-Commerce fürs Erste. Doch als im Markt eine Sättigung und Konsumflaute eintritt und dann auch noch der Russland-Ukraine-Krieg im Februar 2022 hereinbricht, wendet sich das Blatt auf dramatische Weise für den so erfolgsverwöhnten Händler. Er fährt riesige Umsätze ein, hat aber gleichzeitig noch höhere Verbindlichkeiten angehäuft. Und so muss er im letzten Jahr Insolvenz anmelden. „Ich bin einfach zu schnell gewachsen und von meiner eigenen Geschwindigkeit überholt worden“, meint der Händler rückblickend. Dennoch betont er, dass er dankbar sei für die Zeit, die er hatte.
Christoph Hesse ist ein Branchenunikat, das es so nicht mehr geben wird. Ein mutiger Unternehmer (er war der erste Absolute-Händler in den Reihen von Sport 2000 im Jahr 2018). Ein Mensch, der für seinen Berufsstand und für Kollegen kämpft, dabei auch immer wieder aneckt. Der sich den Mund eben nicht verbieten lässt. SAZsport verdankt ihm zur Lage der (Teamsport-)Branche einige knackige Kommentare (zum Beispiel über die Händlerpolitik von Nike) und Beiträge. Pressearbeit, die ihn den einen oder anderen Euro kostete. So flatterte ihm auch mal Post von Anwälten ins Haus. Sein eigener meinte mal zu ihm: „Wir können jetzt drei oder vier Jahre einen Prozess führen und nachher weiß keiner mehr, worum es ging. Sie verkaufen doch Trainingsanzüge, richtig? Dann lassen Sie den anderen Sch***.“ Ein Rat, den Christoph Hesse nicht immer beherzigt hat (zum Glück). SAZsport sagt vielen Dank – zum einen für die Treue als Abonnent und Leser, zum anderen für die spannenden, gehaltvollen Beiträge. Mach's gut, Chris!
Aber der Reihe nach: Begonnen hat alles 1984. Damals übernimmt er das Sportgeschäft seiner Mutter. Zuvor hatte er im Landhandel gearbeitet und danach seinen Betriebswirt gemacht. Im örtlichen Fußballverein war er als Jugendbetreuer und Trainer aktiv gewesen. Für einen in der Nähe bekannten Puma-Händler hatte er nebenbei Sportartikel verkauft. Und als ihm jemand sagt, er könne dies auch alleine tun, entscheidet er sich, selbst Sporthändler mit eigenem Geschäft zu werden. Auf 45 Quadratmetern fängt die neue Karriere klein an. Ein Berater der BBE rät ihm bald, sich zu vergrößern. Innerhalb des Ortes zieht er in ein mehr als doppelt so geräumiges Geschäft. Doch auch hier gibt es irgendwann Grenzen, und so siedelt er Mitte der 90er Jahre ins Industriegebiet über. Dort lässt er ein eigenes Gebäude errichten und baut 2000 sogar noch einmal an. Er, der Vollsortimenter, der auch Schlittschuhe und Tennisschläger verkauft hatte, fokussiert sich von da an auf Teamsport. Die Wachstumsraten fallen bis 2010 moderat aus – mit fünf Prozent Plus jährlich. Das ändert sich drastisch, als Hesse vier Jahre später Amazon als Plattformhändler beitritt.Von da an entwickeln sich die Erlöse fast astronomisch. Mit 30, 40, 50, 60 Prozent Steigerung jeweils pro Jahr schnellen seine Umsätze in zweistellige Millionenhöhen. Von der Corona-Pandemie profitiert er im E-Commerce fürs Erste. Doch als im Markt eine Sättigung und Konsumflaute eintritt und dann auch noch der Russland-Ukraine-Krieg im Februar 2022 hereinbricht, wendet sich das Blatt auf dramatische Weise für den so erfolgsverwöhnten Händler. Er fährt riesige Umsätze ein, hat aber gleichzeitig noch höhere Verbindlichkeiten angehäuft. Und so muss er im letzten Jahr Insolvenz anmelden. „Ich bin einfach zu schnell gewachsen und von meiner eigenen Geschwindigkeit überholt worden“, meint der Händler rückblickend. Dennoch betont er, dass er dankbar sei für die Zeit, die er hatte.
Christoph Hesse ist ein Branchenunikat, das es so nicht mehr geben wird. Ein mutiger Unternehmer (er war der erste Absolute-Händler in den Reihen von Sport 2000 im Jahr 2018). Ein Mensch, der für seinen Berufsstand und für Kollegen kämpft, dabei auch immer wieder aneckt. Der sich den Mund eben nicht verbieten lässt. SAZsport verdankt ihm zur Lage der (Teamsport-)Branche einige knackige Kommentare (zum Beispiel über die Händlerpolitik von Nike) und Beiträge. Pressearbeit, die ihn den einen oder anderen Euro kostete. So flatterte ihm auch mal Post von Anwälten ins Haus. Sein eigener meinte mal zu ihm: „Wir können jetzt drei oder vier Jahre einen Prozess führen und nachher weiß keiner mehr, worum es ging. Sie verkaufen doch Trainingsanzüge, richtig? Dann lassen Sie den anderen Sch***.“ Ein Rat, den Christoph Hesse nicht immer beherzigt hat (zum Glück). SAZsport sagt vielen Dank – zum einen für die Treue als Abonnent und Leser, zum anderen für die spannenden, gehaltvollen Beiträge. Mach's gut, Chris!