Studie
04.09.2020, 07:33 Uhr
Deutsche Einzelhändler versuchen sich zunehmend im Online-Geschäft
Für jeden Einzelhändler ist der stationäre Handel selbsterklärend Vertriebsweg Nr. 1. Eine neue Studie von Ibi research ergab, dass die Mehrheit der deutschen Einzelhändler neben dem eigenen Laden auch immer mehr auf Online-Vertriebskanäle setzt.
Bereits jeder zweite deutsche Einzelhändler nutzt zusätzlich Online-Vertriebskanäle zu seinem Hauptgeschäft vor Ort. Das jedenfalls geht aus der Studie "Der deutsche Einzelhandel 2020" des Forschungsinstituts ibi research an der Uni Regensburg hervor, die am 1. September 2020 veröffentlicht wurde.
In Kooperation mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass 14 Prozent davon sogar reine Online Shops sind. 37 Prozent der mehr als 1.400 befragten Händler vertreiben ihre Produkte sowohl on- als auch offline.
E-Commerce seit 2017 leicht gestiegen
Im Vergleich zur Vorstudie von 2017 gab es einen Anstieg der reinen Online-Händler von elf Prozent auf 14 Prozent, der rein stationäre Handel wurde etwas abgeschwächt, liegt jedoch immer noch auf einem hohen Niveau (49 Prozent, Vorstudie: 54 Prozent). Diejenigen, die ihre Produkte sowohl stationär als auch online verkaufen (Multichannel), lagen 2020 ungefähr beim gleichen Wert wie im Jahr 2017 (37 Prozent, Vorstudie: 35 Prozent).
Auffällig waren die Unterschiede zwischen kleineren und größeren Händlern in der Nutzung digitaler Hilfsmittel im Betrieb selbst. Je größer ein Unternehmen, desto häufiger nutzte es bereits standardmäßig digitale Technologien für interne Geschäftsabläufe, wie Warenwirtschaftssysteme, oder für die Außenwahrnehmung mittels eigener Website oder Social-Media-Aktivitäten. Kleinere Unternehmen haben dagegen noch Schwierigkeiten mit dem digitalen Wandel. Vor allem rechtliche Hürden erschweren kleinen Händlern die Umstellung auf digitale Anwendungen. Aber auch Zeit und Geld fehlen oft, um die nötigen Maßnahmen zur Implementierung zu ergreifen.
Hohe Bedeutung von Produktmanagement und IT-Sicherheit
Der Schwerpunkt der Studie lag dieses Mal bei den Themen Produktmanagement und IT-Sicherheit. Mit beiden ist der Großteil aller befragten Betriebe zufrieden, allerdings haben nur 28 Prozent der kleinen Unternehmen auch eine IT-Sicherheitsanalyse durchgeführt. Doch waren laut der Studie größere Unternehmen auch häufiger von IT-Problemen selbst betroffen. "Die Anforderungen an die IT-Sicherheit sowie das Produktmanagement werden immer höher, je mehr sich unsere Gesellschaft digitalisiert", so Dr. Georg Wittmann, Geschäftsführer bei Ibi research und Verantwortlicher der Studie.
Die Forscher der IHK-Ibi-Handelsstudie 2020 kamen zum Schluss, dass die Digitalisierung auch zukünftig ein wichtiger Motor im Einzelhandel bleiben wird. Sie sind sich darüber einig, dass sich Kleinhändler fachliche Unterstützung und externes Know-how für ihre Digitalisierungsstrategie holen und sich über schon bestehende und vor allem bezahlbare Förderprogramme informieren sollten.
Auswirkungen der Corona-Krise noch unklar
Insgesamt wurden von den 2.245 ausgesendeten Fragebögen 1.450 vom Forschungsinstitut ausgewertet. Die Fragebögen konnten von Januar bis Mai 2020 abgegeben werden, unter den Befragten war jeweils eine ausreichende Anzahl an kleineren, mittleren und größeren Unternehmen vertreten.
Inwiefern sich außerdem die Entwicklungen während der Corona-Beschränkungen in der Studie abzeichnen, ist unklar. Seit den Geschäftsschließungen von Mitte März 2020 aufgrund der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, dass sich der deutsche Einzelhandel mehr und mehr in Richtung Online-Handel bewegt.