SAZsport Experten
03.11.2017, 14:17 Uhr
Wer ist zukünftig meine (Online-)Konkurrenz?
Neue Player – früher waren es Versandhändler und Kaufhäuser, heute sind sie nicht einmal mehr im Handel beheimatet. Auf dem sich wandelnden Markt treten immer neue Spieler auf, die am Handel mit Sportartikeln partizipieren wollen.
Moritz Keller, einer der Gründer und Geschäftsführer von Keller Sports, schreibt als SAZsport Experte über das Thema "Digitale Transformation".
Für viele bisher vor allem stationär agierende Händler ist der Online-Vertrieb auch deshalb so ein rotes Tuch, weil es „so viel Konkurrenz gibt“ und diese auch noch (dem Endkunden gegenüber) super transparent ihre Vorteile und Preise darbieten. Ich kann das bestätigen: Online herrscht eine sehr große Konkurrenz. Und diese wird noch viel mehr zunehmen, da schon lange nicht nur andere Händler mit einem um die Aufmerksamkeit der Konsumenten wetteifern, sondern auch die Markenhersteller selbst den Direktvertrieb massiv forcieren.
Soweit nicht viel Neues für Sie, oder? Was allerdings vielen noch nicht bewusst ist, ist der Fakt, dass die größten Wettbewerber um eine gute Kundenbeziehung zukünftig weder andere Händler noch die Markenhersteller selbst sein werden. Vielmehr werden es rein digitale Service-Communities (wie z.B. heute Runtastic oder Freeletics; neue Businessmodelle werden bald folgen) sein, welche durch ihren Service eine ganz natürlich entstehende, sehr enge Kundenbindung schaffen. Was wäre leichter als hier zukünftig den eigenen Usern noch die passenden Sportprodukte mit anzubieten? Und wenn man als User dieses Services eh schon seit langer Zeit auf die Tipps des Anbieters vertraut, wird die Hürde nicht hoch sein, künftig auch auf Produktempfehlungen des selben Anbieters zu vertrauen. Auch Sport-Content-Communities bzw. Magazine werden bald sicher noch mehr in diese Richtung gehen und überlegen, wie sie eine Community an sich binden und diese dann (auch über Produktverkäufe) monetarisieren können.
Es ist fast unmöglich als Händler, der nur Produkte ein- und dann etwas später weiterverkauft, eine ähnliche enge Beziehung zur eigentlichen Zielgruppe aufzubauen. Genau das ist das Problem. Und ja, das ist erschreckend, vor allem für all jene, die sich weiter dem digitalen Business verweigern, denn sie überlassen die riesigen Chancen, welche dieses bietet, lieber anderen. Hier meine ich auch alle Händler, die schon ein Online-Business betreiben und sich darüber beschweren, dass die Markenhersteller „immer so gemein zu mir sind, weil sie mich und meine Daseinsberechtigung auf einmal hinterfragen“. Wir leben in einer freien Marktwirtschaft. Ist es in einer solchen nicht sogar die Hauptaufgabe für mich als Händler zum einen dafür zu sorgen, dass ich meine Zielgruppe langfristig an mich binde, und zum anderen die Markenhersteller so von mir zu begeistern, dass diese mit mir zusammenarbeiten wollen (nicht müssen!)? Eigene Services bzw. eine eigene Community sind eine super Möglichkeit für alle Händler, um diese beiden Punkte zu erreichen.
Es braucht dafür auch nicht gleich riesige Investitionen, sondern ein Gespür dafür, was die eigene Zielgruppe sich wünscht. Nur eins sollte niemand machen: Im stillen Kämmerlein schimpfen, wie unfair der digitale Wandel ist. Denn es gibt für jeden, der es wirklich ernst meint mit einem digitalen Business, Stand heute noch viele spannende Chancen, am Sportmarkt online erfolgreich zu sein. Zumal man als Händler erst einmal eine super Ausgangsposition und einige große Vorteile gegenüber den neuen digitalen Service-Startups im Sportbereich hat, die mit nichts außer einer guten Ideen anfangen müssen. Man muss den Wandeln nur wirklich wollen, bereit sein etwas zu riskieren und jetzt handeln. Morgen ist es vielleicht zu spät.