SAZsport Experten 08.12.2017, 13:00 Uhr

Quo vadis ISPO

„ISPO 2018 ohne Amer-Sports (Atomic und Salomon) und ohne Salewa und Dynafit“! Die Messelandschaft befindet sich im Wandel: Nur Kosteneinsparungen oder brauchen wir keine großen internationalen Messen mehr? Ist die ISPO überflüssig?
Siegfried Paßreiter, Vorstandsmitglied im BSI und Vorsitzender der Fachgruppe Wintersport
 
Die Reaktionen und vor allem kritischen Stellungnahmen zu diesen Paukenschlägen haben in den letzten Wochen und Monaten stark zugenommen und auch – je näher die ISPO 2018 rückt – vermehrt Fragen an die Beteiligten aufgeworfen.
Natürlich ist eine Messe immer auch ein Spiegelbild des Marktes. Die traditionelle GDS z.B. wurde im Februar 2017 „verabschiedet“, lebt aber unter dem Namen Gallery Shoes und komplett neu strukturiert weiter. Auch die Sportbranche muss sich mit neuen Konzepten, Abläufen und Terminen auseinandersetzen. Die OutDoor wurde dieses Jahr schon einen Monat früher gestartet und auch die Eurobike legt ihren Termin im nächsten Jahr entscheidend nach vorne. Übrigens: Die Diskussion um den künftigen Standort und Termin für die OutDoor ist sicherlich auch ein zusätzlicher Grund, warum aktuell das Thema „ISPO-Abstinenz“ heiß diskutiert wird. Es ist kein Geheimnis, dass speziell die extrem wetterabhängigen Winter-Hartwarenfirmen seit Jahren ihren ISPO-Auftritt immer wieder auf den Prüfstand stellen und Kosten-Nutzen-Analysen durchführen. Die Gesamtkosten für einen aussagekräftigen und imageträchtigen Messeauftritt – vom qm-Preis bis zum Bewirtungsbeleg des Praktikanten – können sehr schnell hoch sechsstellig bis siebenstellig werden.
 
Trotz aller Veränderungen am Markt und der immer – auch mit Recht – wieder in den Vordergrund geschobenen und unaufhaltsamen Digitalisierung gibt es doch unterschiedliche Meinungen zum Fernbleiben einiger Branchengrößen. Besonders der Handel -aber auch der Großteil der verbliebenen Industriefirmen- weiß verhältnismäßig wenig über die von der Messe München angebotenen digitalen ISPO-Services „ISPO Open Innovation“, „ISPO Datenbank“,  "ISPO Com" u.a. Doch was ist der Mehrwert dieser Plattformen?
Und was verbirgt sich hinter der Aussage: „ganzjähriger Dienstleister für die globale Sportbranche“? Was bzw. wer wird „digital bearbeitet“ - B2B und / oder B2C? Wie sieht eine On- und Offline-Präsenz aus? Niemand kann glauben, dass die Quadratmeter-Budgets der nicht mehr ausstellenden Hersteller komplett in die digitalen Angebote der ISPO fließen. Viele Fragen bleiben bis dato offen.
 
Die Abstinenz führender Marken kann eine Sogwirkung bzw. einen Schneeballeffekt auslösen. Wer lange genug in der Branche ist, weiß, dass es die Sommer-ISPO u.a. auch aus diesen Gründen nicht mehr gibt.
 
Der Handel weiß heute nicht, wie er sich in Zukunft über die Produkt-Innovationen und die Marketing-, Vertriebs- und Kommunikationsstrategien seiner Lieferanten informieren soll. Zentral an einem Ort und einem Termin? Oder werden im Herbst hunderte von Firmen-Conventions angeboten, wo er sich dann die wichtigsten „herauspicken“ muss. Den organisierten Händlern bleiben dann noch die Ordermessen der Einkaufsorganisationen und dem Rest nur noch die Showrooms und Büros in den Ordercentern?
 
Fazit:
Die Devise lautet: Wehret den Anfängen! Beispiele zeigen, dass andere Konsumgüterbranchen, trotz wesentlich weiter fortgeschrittener Digitalisierung, immer noch an ihren großen internationalen Messen festhalten. Diese Branchen bearbeiten den Markt erfolgreich analog und digital. Gerade die so emotionale Sportbranche braucht einen Innovationsgipfel– eine weltweite Leitmesse – als Schaufenster für die gesamte Branche! Nirgendwo sonst kommen so viele kompetente Branchenvertreter aus Handel, Industrie und Verbänden zusammen. Denn: Qualitativ hochwertige Fachbesucher sind die Basis für erfolgreiche Messen!
 
Viele Marktteilnehmer erwarten Antworten auf die offenen Fragen.


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