SAZsport Experten 19.05.2017, 14:00 Uhr

Was bedeutet „digitale Transformation im Sportfachhandel“?

Was für große Worte! Zum einen, weil der Ausdruck digitale Transformation von so vielen Beratern und Experten für die eigene Meinung bzw. Interessen genutzt wird – und dadurch gefühlt 1.000 Meinungen und Ideen zu diesem Thema kursieren. Zum anderen, weil digitale Transformation im Sportfachhandel wirklich eine große Herausforderung ist, bei der selbst für die Händler mit größerem digitalem Verständnis der allergrößte Teil der Transformation erst noch bevorsteht.
Mein Ziel ist es, das (natürlich subjektive) Verständnis zum Thema „digitale Transformation im Sporthandel“ mit dem Fokus auf die wirklich wichtigsten Themen und Bereiche darzulegen. Zu Beginn möchte ich erstmal mit der immer noch recht weit verbreiteten Vorstellung aufräumen, „digital“ sei alleine ein Internetauftritt bzw. Online-Shop. Wer das heute noch denkt und auch in fünf bis zehn Jahren noch eine relevante Rolle am Sportmarkt spielen will, sollte schnell umdenken. „Digital“ umfasst – wie auch „stationär“ – alle Angebote, welche den (Sport-)Kunden und dessen individuelle Bedürfnisse im Blick haben und dafür relevante Mehrwerte bieten. Das fängt mit intelligenten Vorschlägen der für den Kunden relevanten Produkte an und geht über echten Mehrwert stiftenden eigenen Content, den man über die wichtigen Social-Media-Kanäle wie Facebook, Instagram oder Youtube sowie per E-Mail oder Whatsapp teilt, bis hin zu relevanten Dienstleistungen, die sich die Kunden von uns wünschen. Was fällt Ihnen hier ein, was Sie durch digitale Möglichkeiten mit Ihrer Kompetenz angehen können?

Umdenken unbedingt erforderlich

Wir sind sicher auch noch nicht überall bei 100 %, sind uns aber bewusst, dass es in den nächsten Jahren nochmal vieler (Neu-)Entwicklungen bedarf, damit wir am Ende als einer der Sieger aus dieser „digitalen Transformation“ hervorgehen. Noch sind die Preise nicht vergeben (schon lange nicht an die „bisher etablierten großen Player“). Es ist aber entscheidend, dass Sie jetzt handeln und die Offenheit mitbringen, wirklich alles in Ihrem aktuellen Geschäft zu hinterfragen. Doch das Allerwichtigste ist, dass Sie direkt anfangen, sich mit den verschiedenen Feldern der „digitalen Transformation“ auseinanderzusetzen. Dazu sind zum Start auch erstmal keine teuren Systeme nötig, die einem viele Berater gerne verkaufen wollen – und die verständlicherweise abschrecken. Es gibt mittlerweile für viele digitale Lösungen sehr gute Software, für die man monatlich einen überschaubaren Betrag bezahlt und so erste Erfahrungen sammeln kann.

Zwei Dinge sind besonders wichtig

1. Das Customer Relationship Management:
Früher war noch entscheidend, dass sich das Geschäft in einer guten Lage befand. In der heutigen Zeit, in der ein Kunde immer weniger bereit ist, für einen Einkauf extra irgendwo hinzufahren, ist es vor allem wichtig, dass man ein enge Beziehung mit seinen Kunden hat.
Sie können durch die aktuellen Technologien Ihre Kunden viel besser verstehen und zielgerichteter mit diesen kommunizieren. Nachdem der Konsument sich schnell an (angenehmes) Neues gewöhnt, erwartet er von seinem bevorzugten Sporthändler nun auch, dass er ihn nur mit für den jeweiligen Kunden relevanten Inhalten kontaktiert und dies über den Kanal macht, der gerade am besten für ihn passt. Das kann an einem Tag eine E-Mail, am nächsten Facebook und am übernächsten direkt bei Ihnen im Laden sein.
2. Ein hochprofessionelles Datenmanagement:
Heutzutage sind im Handel – mehr denn je – die in Echtzeit verfügbaren Daten entscheidend. Angefangen mit den zuvor angesprochenen Kundendaten über die Daten rund um jedes Produkt, dessen Eigenschaften und Top-KPIs beim Abverkauf, über das Marketing, die Website-/App-Analyse bis zur Logistik und dem Kundenservice. Nur wer am schnellsten (größtenteils automatisiert) die besten Entscheidungen für seine Firma und den Kunden trifft, wird am Ende als Gewinner aus der digitalen Transformation hervorgehen.

Auch im digitalen Zeitalter entscheidend: Wofür stehen Sie?

Bei all den wichtigen Zahlen, Daten und digitalen Tools bleibt in meinen Augen aber auch in der aktuellen Zeit eine Sache weiterhin mit erfolgsentscheidend: Emotionen und Erlebnisse. Gerade im Sport! Was bietet Ihre Marke, denn das sind Sie auch als noch so kleiner Händler – ob Sie es wollen oder nicht –, an Emotionen, die man dem Kunden rüberbringen oder sogar ganz neu erzeugen kann? Welche Erlebnisse können Sie in Ihrem stationären Geschäft bieten, die über das reine Anfassen und Ansehen der Produkte hinausgeht (denn das wird jeder Kunde in wenigen Jahren schon digital deutlich besser und vor allem leichter können als zu Ihnen ins Geschäft zu fahren)? Überlegen Sie sich, was Ihr Markenkern ist, der sich optimal nutzen lässt, um die digitale Transformation für sich und Ihr Geschäft zu nutzen.
Auch wenn es abgedroschen klingt: Der Handel ist mehr denn je im Wandel. Es besteht aber eine spannende Chance für jeden Sporthändler, wenn aus Kundensicht gedacht und sich ernsthaft mit den zahlreichen digitalen Möglichkeiten auseinandergesetzt wird. Nur Abwarten ist keine Option mehr.



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