Kolumne: Gipfelbuch
30.07.2018, 15:57 Uhr
Der Einzelhandel von morgen
In Zeiten, in denen die Recherche vor dem Einkauf bei Amazon beginnt, muss der Einzelhandel seine Konzepte überdenken. Dabei gibt es mehr als nur eine Lösung, beispielsweise nicht nur die immer größere Spezialisierung auf Nischenprodukte.
Dass der Einzelhandel durch Online-Giganten wie Amazon nach wie vor Umsatzeinbußen verzeichnet, ist nichts Neues. Allein in den USA hat Amazon 2017 über 94,7 Milliarden Online-Verkäufe verzeichnet – das sind laut eMarketer 70 % seines Gesamtumsatzes. Was diese Zahlen für den Einzelhandel bedeuten, hat Chris Anderson in seinem Buch „The Long Tail“ interpretiert: Der Einzelhandel müsse sich wegbewegen vom klassischen Modell, bei dem nur eine kleine Anzahl nachgefragter Produkte verkauft wird, und hin zu einem System mit Milliarden von Nischenprodukten.
Der Platz im digitalen Verkaufsregal ist nahezu unbegrenzt. Bei Amazon stehen über 580 Millionen Produkte im Online-Regal. Nischenprodukte können aber nur ein Teil der Lösung sein. Viel wichtiger ist die Kundenerfahrung im Ladengeschäft, vor allem bei Produkten, die sich online schwer verkaufen. Beispiel Schuhe. Das australische Warenhaus David Jones, welches Produkte der gehobenen Preisklasse führt, hat in seinem neuen Flagship-Store in Sydney einen „Schuh-Himmel“ konzipiert. Weltweit rekrutiertes, spezialisiertes Verkaufspersonal sorgt für erstklassige Beratung und internationales Flair. Wer Energie tanken will, der lässt sich in der Champagner-Bar im Gastronomiebereich nieder. Auf den zwei Herrenmoden-Etagen gibt es auch eine Whiskey-Bar und einen Herrenfriseur. Wollen sich Einzelhändler lokal behaupten, müssen sie die Kundenerfahrung stärker in den Mittelpunkt rücken. Dazu gehört ein Mix aus hochwertigen Produkten, erstklassiger Beratung und Serviceleistungen, die das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Einkaufen muss wieder persönlich werden, wenn Kunden zu Stammkunden werden sollen.