Gender Pay Gap
08.03.2023, 10:51 Uhr
Frauen verdienen im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer
Die Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen ist im Vorjahresvergleich unverändert geblieben. Das bedeutet, dass die geschlechterspezifische Lohnlücke lediglich um fünf Prozent gesunken ist, seit der Gender Pay Gap erstmals im Jahr 2006 für Deutschland berechnet wurde.
Der Gender Pay Gap liegt im Jahr 2022 bei rund 18 Prozent. Das teilte das Statistische Bundesamt Anfang Februar 2023 mit. So liege der durchschnittliche Bruttostundendienst von Männern bei 24,36 Euro, während Frauen durchschnittlich lediglich 20,05 Euro, also 4,31 Euro weniger, verdienten. Dabei sei die Überrepräsentanz von Frauen in schlechter bezahlten Berufen und Teilzeit-Anstellungen für zwei Drittel des Verdienstunterschiedes verantwortlich.
Birte Siemonsen, Präsidentin des Business and Professional Women (BPW) Germany, weist auf die zentrale Rolle der Vereinbarkeit von Beruf und Familie hin: „Eine Angleichung der Erwerbsarbeitszeiten von Frauen und Männern, mit einer vollzeitnahen Teilzeit zum Beispiel, das hätte die größte Auswirkung auf eine Verringerung des Gender Pay Gaps.“ Eine Angleichung setze nämlich eine gleiche Verteilung von familiärer Fürsorgeverantwortung voraus, die noch immer tendenziell eher von Frauen als von Männern übernommen werde. „Dafür steigen sie ganz aus dem Erwerbsleben aus oder arbeiten Teilzeit. Die Gründe dafür sind einerseits tradierte Rollenstereotype, andererseits der Blick auf den Lohnzettel: Solange Berufe, in denen überwiegend Frauen arbeiten, nicht ihren Anforderungen entsprechend bezahlt werden, ist Entscheidung vorprogrammiert.“, so Siemonsen weiter.
Richtige Ideen – schleppende Umsetzung
Im Vergleich zu den anderen Staaten der Europäischen Union gehört Deutschland noch immer zu den Schlusslichtern, wenn es um den Gender Pay Gap geht. Seit dieser erstmals im Jahr 2006 für Deutschland berechnet wurde, hat sich die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen nur um fünf Prozentpunkte verringert. Der DGB (Deutsche Gewerkschaftsbund) weist darauf hin, dass es noch rund 61 Jahre dauern würde, bis eine gleichberechtigte Zahlung erreicht werde, wenn es in diesem Tempo weiterginge. „So lange können und dürfen wir nicht warten.“, meint die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi bei einer Gewerkschaftsaktion vor dem Brandenburger Tor. „Gerade in der Debatte um Fachkräftesicherung geht es zu oft unter, dass Entgeltgleichheit ein wichtiger Faktor ist, um die Frauenerwerbstätigkeit zu steigern. Die hohe Entgeltlücke in Deutschland ist ein echter Wettbewerbsnachteil, im europäischen Vergleich gehören wir zu den Schlusslichtern.“
Ein Schritt in die richtige Richtung sei die Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro gewesen. Der DGB fordert aber auch weiterhin schnelles politisches Handeln. So beispielsweise die rasche Umsetzung der EU-Entgelttransparenzrichtlinie, die vorsieht, dass Unternehmen ab 100 Beschäftigten künftig regelmäßig Entgeltberichte erstellen sollen, um so Benachteiligungen beseitigen zu können. Auch die Idee einer Kindergrundsicherung findet der DGB richtig und fordert ihre erfolgreiche und wirksame Umsetzung. Durch sie solle die Gruppe derjenigen unterstützt werden, die die Folgen der Inflation am meisten spüren: Alleinerziehende und ihre Kinder, von denen rund ein Drittel auf Sozialleistungen angewiesen sei.