Hamburg
13.05.2024, 13:50 Uhr
Durchbruch bei Tarifverhandlungen für den Einzelhandel
Nach einer langen Verhandlungsphase erhalten die rund 90.000 Beschäftigten des Hamburger Einzelhandels mehr Geld, wie ver.di am Mittwochabend mitteilte. Die Unternehmen würden finanziell an die absolute Schmerzgrenze gehen, so der HDE.
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) konnte nach über einem Jahr Tarifverhandlungen und Streiks eine Einigung für die Beschäftigten im Hamburger Einzelhandel erzielen.
Heike Lattekamp, Verhandlungsführerin und stellvertretende Landesbezirksleiterin von ver.di Hamburg, äußerte sich zu dem Tarifabschluss wie folgt: „Dieser Tarifabschluss stellt einen wichtigen Schritt für die Beschäftigten im Hamburger Einzelhandel dar. Die Beschäftigten haben endlich mehr Geld in der Tasche und eine spürbare Entlastung angesichts der gestiegenen Preise. Es ist ein Zeichen der Stärke und der Solidarität der Gewerkschaft und ihrer Mitglieder, dass wir gemeinsam für faire Arbeitsbedingungen kämpfen und diese am Ende auch durchsetzen können“.
Entlastung für Beschäftigte
Gemäß der Einigung werden die Löhne in drei Stufen erhöht. Rückwirkend ab Oktober 2023 um 5,3 Prozent und ab 1. Mai 2024 um 4,7 Prozent. Ein Jahr später steigen die Gehälter zunächst um einen Festbetrag von 40 Euro und dann um weitere 1,8 Prozent. Die Ausbildungsvergütungen werden überproportional angehoben. Zum 1. Juni 2024 wurde außerdem eine Inflationsausgleichsprämie von 1.000 Euro (anteilig für Teilzeitbeschäftigte) vereinbart. Ab dem 1. Januar 2025 erhalten die Arbeitnehmer zusätzlich 120 Euro pro Jahr an tariflicher Altersvorsorge. Die Laufzeit des Tarifvertrags wurde auf 36 Monate festgelegt, was den Beschäftigten ein gewisses Maß an Stabilität verschafft.
„Eine Verkäuferin in Vollzeit hat inklusive der tariflichen Altersvorsorge am Ende der Laufzeit jeden Monat rund 400 Euro mehr im Portemonnaie“, betont Silke Zimmer, ver.di-Bundesvorstandmitglied und zuständig für den Handel. „Wir hoffen, dass die Arbeitgeber jetzt auch in den anderen Tarifgebieten ihre Blockadehaltung aufgeben.“
"Damit ist man an die äußerste finanzielle Schmerzgrenze für die Arbeitgeber gegangen.“
Laut Handelsverband Deutschland (HDE) stelle die Vereinbarung für viele Unternehmen eine gewaltige Herausforderung dar. Gleichzeitig gewährleiste die Einigung aber eine wichtige Friedenspflicht und damit Planungssicherheit für die nächsten zwei Jahre. Die historisch lange Frist sei in dieser Hinsicht besonders wichtig.
Steven Haarke, Tarifgeschäftsführer des HDE, zur Einigung: „Wir sind erleichtert, dass es trotz der historisch schwierigen Ausgangslage mit außergewöhnlicher Inflation, multiplen globalen Krisen und einer andauernden Konsumzurückhaltung der Verbraucher gelungen ist, heute in einem ersten Tarifgebiet einen Abschluss für den Einzelhandel zu erzielen. Damit ist man an die äußerste finanzielle Schmerzgrenze für die Arbeitgeber gegangen.“