Youngone vs. Beat Zaugg 03.04.2024, 08:19 Uhr

Machtkampf bei Scott Sports

Beim Schweizer Fahrrad- und Skihersteller Scott Sports ist offenbar über die Osterfeiertage ein Machtkampf entbrannt. In den Hauptrollen: der koreanische Mehrheitsaktionär Youngone auf der einen Seite, Scott-CEO und Minderheitsaktionär Beat Zaugg auf der anderen Seite.
Bei Scott ist ein Machtkampf ausgebrochen.
(Quelle:  Itten + Brechbühl)
Ein Beitrag von Alexander Schmitz (zuerst erschienen in der SAZbike).
Laut einer offiziellen Pressemitteilung von Youngone, die SAZbike vorliegt, wurde Ende März Beat Zaugg von seinen Aufgaben als CEO entbunden und durch Juwon Kim, seit März 2022 Mitglied im Verwaltungsrat von Scott Sports, ersetzt. Da der Finanzfachmann Juwon Kim, zuvor Leiter für Wachstumsstrategie und M&A bei Youngone, bislang über keine weitere Erfahrung in der Fahrradbranche verfügt, sollen mit Mathias Seidler (von 2001 bis 2014 CEO bei Derby Cycle) und Steve Meineke (von 1993-1996 President bei Specialized, von 2004 bis 2014 President bei Accell North America) zwei Branchenveteranen ihm beratend zur Seite stehen.
„Youngone ist ein starker Partner und langfristiger Aktionär von Scott. Wir glauben fest an Scott, an seine hochmodernen Produkte sowie an das Engagement und das Know-how der Mitarbeitenden. Mit diesem Führungswechsel setzt Scott für die Zukunft wieder auf Wachstum, will Marktanteile gewinnen und die aktuelle Krise in der Branche hinter sich lassen“, erklärt Kihak Sung, Verwaltungsratpräsident von Youngone und Mitglied des Verwaltungsrats von Scott.
In der Meldung wurde zudem betont, dass das langjährige Engagement des Mehrheitsaktionärs Youngone für Scott zentral bleibe und nicht in Frage gestellt werde. Angesichts der großen Vielfalt und Bedeutung von Outdoor-Aktivitäten sei und bleibe die Schweiz ein wichtiger strategischer Markt für Youngone, um seine internationale Präsenz auszubauen. Darüber hinaus strebe Youngone enge Partnerschaften an, um innovative Lösungen zu entwickeln und die technologische Entwicklung in der Schweiz voranzutreiben. Laut der Meldung hat Youngone Scott zudem zwei Darlehen in dreistelliger Millionenhöhe in 2020 und 2023 gewährt.
Auf die Nachricht über seine Ablösung reagierte Beat Zaugg direkt selbst und meldete sich bei verschiedenen Medien und gab an, weiterhin CEO von Scott Sports zu sein. Dabei informierte der 66-Jährige auch darüber, dass er mit 47 Prozent der Anteile am Unternehmen beteiligt sei. Von Scott selbst gab es bislang kein offizielles Statement, eine Nachfrage von SAZbike ergab, dass die Mitarbeitenden am Hauptsitz in Givisiez ebenfalls von den Veränderungen über das Osterwochenende kalt erwischt wurden.
Youngone und der neue CEO Juwon Kim reagierten auf die Aussagen von Zaugg mit folgendem Statement: „Wir verstehen, dass es für Herrn Zaugg schwierig sein könnte, seine Kündigung zu akzeptieren (angesichts seiner langjährigen Rolle als CEO). Aus rechtlicher Sicht ist dies jedoch letztlich unerheblich: Das oberste Entscheidungsorgan eines Unternehmens ist der Verwaltungsrat, und der Verwaltungsrat hat eindeutig das Recht, das Anstellungsverhältnis mit dem CEO zu beenden.
Wie Sie dem Handelsregister (das öffentlich und über www.zefix.ch zugänglich ist) entnehmen können, repräsentieren die Youngone-Delegierten Frau Sung, Herr Shin und Herr Kim (ich) die Mehrheit des Verwaltungsrats der Scott Corporation. Herr Tan und Herr Lee sind die alleinigen Vorstandsmitglieder des operativen Unternehmens Scott Sports.
Alle oben genannten Vorstandsmitglieder haben beschlossen, Herrn Zaugg mit sofortiger Wirkung als CEO zu entlassen, und diese fristlose Kündigung wurde Herrn Zaugg letzte Woche ordnungsgemäß mitgeteilt. Wie Sie verstehen werden, können die Gründe, die zu dieser Kündigung geführt haben, zum jetzigen Zeitpunkt nicht offengelegt werden.
Am 27. März 2024 beschlossen die beiden alleinigen Vorstandsmitglieder von Scott Sports SA (dem operativen Unternehmen der Gruppe), Herr Tan und Herr Lee, das Anstellungsverhältnis von Herrn Zaugg als CEO mit sofortiger Wirkung zu beenden. Herr Zaugg ist kein Vorstandsmitglied der Scott Sports SA und war daher an diesem Prozess nicht beteiligt. Am selben Tag wurde Herrn Zaugg die Kündigung ordnungsgemäß mitgeteilt.
Am selben Tag fand auch eine Verwaltungsratsitzung der Scott Corporation SA (einer reinen Holdinggesellschaft) statt, an der alle Verwaltungsratsmitglieder einschließlich Herrn Zaugg anwesend waren. Bei dieser Sitzung beschloss der Verwaltungsrat mehrheitlich, Herrn Zaugg mit sofortiger Wirkung auch auf Ebene der Scott Corporation SA als CEO abzuberufen.
Natürlich wurde das Management von Scott noch am selben Tag über diese wichtige Entwicklung informiert. Die neue Führung steht seitdem im täglichen Kontakt mit der Geschäftsführung, um auf einen reibungslosen Übergang hinzuarbeiten.
Es ist schwer zu verstehen, wie Herr Zaugg angesichts der klaren Fakten seine Position behaupten kann, aber auch, dass er keine Erklärung dafür liefern kann, warum er sich gegen den Willen des Verwaltungsrats und des Mehrheitsaktionärs stellt, um CEO zu bleiben.“

Über die Eigentumsverhältnisse bei Scott

Scott wurde 1958 von dem Ingenieur und Skifahrer Ed Scott in Sun Valley (Idaho, USA) als Marke für den Skisport gegründet. Mit einem Mountainbike erfolgte 1986 der Einstieg in den Fahrradmarkt. 1993 stieg ein Investment-Fonds als Mehrheitseigentümer bei Scott ein, bis es 1998 zu einem Management-Buy-Out durch Beat Zaugg, Tom Stendhal und andere Manager kam. In Folge eines zweiten und dritten Management-Buy-Outs in 2002 und 2005 übernahm Zaugg erst die Mehrheit und später alle Anteile an Scott. 2013 stieg der koreanische Sportkonzern Youngone, der nach eigenen Angaben seit 1997 mit Scott zusammenarbeitet, erst als Minderheitsaktionär und ab 2015 als Mehrheitseigentümer beim Fahrrad- und Skihersteller ein.



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