Neues Angebot
08.04.2020, 07:04 Uhr
DHL will lokale Einzelhändler online bringen - mit Papier
Stationäre Händler leiden unter der Corona-Krise ganz besonders. Der Logistiker DHL hat eine Initiative angekündigt, die ihnen im Netz neue Absatzkanäle eröffnen soll. Beim Marketing wählt die Post-Tochter allerdings eher konservative Methoden.
Reis, Nudeln und Klopapier gehören laut Erhebungen des Marktforschungsinstituts Nielsen derzeit zu den Artikeln, die im Einzelhandel besonders gefragt sind - ihr Verkaufsvolumen hat sich in letzter Zeit mehr als verdoppelt. Lokale Ladengeschäfte, die keine Lebensmittel oder Hygieneartikel verkaufen, sind dagegen geschlossen, sie trifft die Corona-Krise mit voller Härte. Experten rechnen mit einer Pleitewelle.
Hier setzt die Initiative "DHL lokal handeln" an, die die Post-Tochter DHL jetzt vorgestellt hat. Sie soll Geschäftsbetreibern, die bisher ausschließlich stationär verkauft haben, den Weg in den Versandhandel öffnen. "Wir wollen mit 'DHL lokal handeln' den von der Corona-Krise gebeutelten Einzelhändlern vor Ort ganz konkret mit unseren Fähigkeiten helfen. Viele wissen ganz einfach nicht, wie leicht es ist, seine Waren im Versandhandel an den Konsumenten zu bringen", sagt dazu DHL-Paketvorstand Tobias Meyer.
Händlern den Paketversand erleichtern
Dabei geht es in einem ersten Schritt darum, Händlern den Paketversand zu erleichtern. DHL bietet Händlern, die mindestens 200 Pakete im Jahr verschicken, ein Rundumpaket an, das von Versandkartons und Paketaufkleber sowie die Abholung der Pakete umfasst, außerdem bekommen die Händler andere Versandkonditionen als bei Einzelversand. Das ist nicht neu - und es hilft für sich allein betrachtet, einem stationären Händler auch noch nicht wirklich weiter.
Deshalb kooperiert DHL mit drei Online-Plattformen, um den frisch gebackenen Versendern dort Absatzkanäle zu eröffnen. Im Boot sind eBay, Schuhe24 und Zalando, alle drei Marktplatzbetreiber haben spezielle Angebote für stationäre Händler gestrickt. Angesichts der begrenzten Auswahl an Marktplätzen fast schon überbordend erscheint die Liste der Technologie-Dienstleister, die dem Händler beim Onboarding helfen sollen, hier führt die Website fünf Unternehmen auf, die den Händlern mit Software-Tools unter die Arme greifen möchten.
Bewerben des neuen Versandgeschäfts
Bleibt als letzter Schritt das Bewerben des neuen Versandgeschäfts. Hier bleibt die Post ganz Post - und setzt auf klassische Papier-Flyer. Immerhin, wer einen solchen Flyer noch nie produziert hat und damit unter dem Druck der Krise ganz schnell anfangen möchte, der findet bei DHL auch ein Online-Tool dafür, den Print Marketing Planner.
Gemessen an Initiativen wie "Händler helfen Händlern" erscheint das DHL-Angebot erstaunlich schlicht und konventionell. Und ob es den Einzelhändlern tatsächlich hilft, die bislang noch keine Erfahrung im Distanzhandel gesammelt haben, muss sich zeigen. Laut einem Bericht des Versandhandelsverbandes bevh leiden weite Teile des Online-Handels derzeit ebenfalls unter einem Umsatzrückgang. Grund dafür sind nicht Lieferprobleme, sondern ein Zusammenbruch des Konsumklimas.
Autor(in)
Frank
Kemper