Beschlüsse von Bund und Ländern
04.03.2021, 09:59 Uhr
Handelsband zeigt sich enttäuscht über fehlende Öffnungsperspektive
Verbände und Unternehmen hatten auf eine Öffnung des Handels gedrängt, doch die neuen Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern zeigen nur kleine Schritte auf. Der HDE rechnet daher beim Handel bis Ende März mit einem Verlust von weiteren 10 Mrd. Euro im Vergleich zu 2019.
Der HDE sieht in den anhaltenden Einschränkungen für den Handel eine enorme Gefahr für die Innenstädte.
(Quelle: Shutterstock / Chris Redan)
Frühestens ab 8. März soll eine Öffnung des Einzelhandels landesweit oder regional möglich sein, sofern es eine stabile Sieben-Tage-Inzidenz von unter 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner gibt. Liegt die Inzidenz stabil oder sinkend an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen unter 100 soll der Einzelhandel Termine für den Einkauf vergeben können, ein Modell, das als Click & Meet bezeichnet wird. Erst ab dem 22. März sollen dann weitere Lockerungen im Handel möglich sein, sofern sich die Inzidenzwerte in den zurückliegenden 14 Tagen nicht verschlechtert haben.
Die neuen Corona-Regelungen sind an sehr viele Bedingungen gekoppelt, nicht unbedingt einfach zu verstehen – und die darin festgelegten Lockerungen sind laut des Handelsverbands Deutschland nicht ausreichend. Die für eine Öffnung der Geschäfte vorgeschriebene stabile Inzidenz von 50 sei nicht flächendeckend in Sichtweite, Click & Meet könne die Händler nicht einmal annähernd retten. Der Einkauf nach Terminvergabe könne für die allermeisten Geschäfte kein wirtschaftlicher Rettungsanker sein. Denn dabei seien in der Regel die Personal- und Betriebskosten höher als die Umsätze.
„Die Ergebnisse des Corona-Gipfels sind für den Einzelhandel eine Katastrophe. Faktisch wird der Lockdown damit trotz aller theoretischen Perspektiven für die große Mehrheit der Nicht-Lebensmittelhändler bis Ende März verlängert“, erklärt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Die durch diese Beschlüsse weitgehend geschlossenen Handelsunternehmen werden laut HDE bis Ende März im Vergleich zu 2019 weitere 10 Mrd. Euro Umsatz verlieren. „Ende März sind viele Händler dann seit mehr als 100 Tagen geschlossen. Das ist nicht mehr zu verkraften. Die Politik nimmt ihre Verantwortung für die zwangsgeschlossenen Händler nicht wahr. Denn gleichzeitig kommen die staatlichen Hilfszahlungen nur schleppend und spärlich an“, so Genth weiter. Die Corona-Maßnahmen sollten sich nicht an symbolträchtigen Branchen wie dem Handel abarbeiten, sondern sich an der jeweiligen Infektionsgefahr orientieren.
Der HDE verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Einschätzung des Robert-Koch-Instituts, wonach die Infektionsgefahr beim Einkauf unter Beachtung von Hygienemaßnahmen niedrig ist. Zuvor hatte bereits eine Studie der Berufsgenossenschaft für Handel und Warenlogistik (BGHW) sowie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) deutlich gemacht, dass für die Beschäftigten im Handel kein erhöhtes Infektionsrisiko besteht.
„Die Politik orientiert sich weiter stur ausschließlich an Inzidenzwerten. Dieses Vorgehen erscheint zunehmend fragwürdig. Es gibt keine vernünftigen Argumente, den Einzelhandel jenseits aller wissenschaftlichen Erkenntnisse einfach weiterhin geschlossen zu halten“, sagt Genth. „Hier wird ohne nachvollziehbare Gründe die Kernbranche der Innenstädte geopfert.“