Nachruf 08.12.2021, 08:47 Uhr

Ehemaliger FEDAS-Präsident Adriano Testa ist gestorben

Er golfte mit James Bond und beriet den Schah von Persien beim Skikauf – Adriano Testa, einer der international bekanntesten Sportfachhändler der Schweiz, ist gestorben.
(Quelle: Peter Thürl)
Ein Nachruf von Peter Thürl
Am 1. Dezember ist Adriano Testa, einer der bekanntesten Schweizer Sportfachhändler und ehemaliger Präsident und Ehrenpräsident der FEDAS (europäischer Verband des Sportfachhandels) im Alter von 86 Jahren in St. Moritz gestorben.
 
An den 25. Juli 1981 erinnerte sich Adriano Testa, der 1964 das von seinem Vater geerbte Sportfachgeschäft in St. Moritz übernahm und dies bis 1996 erfolgreich auf nationalem und internationalem Level in einem der bekanntesten Ferienorte der Welt führte, ein Leben lang.
 
Als damaliger Vizepräsident des ältesten Golfclubs der Schweiz und eines der ältesten auf dem europäischen Festland, dem jetzt 128 Jahre alten Engadin Golf Club, wollte er am Tag eines großen Turniers des Clubs am 25. und 26. Juli 1981 spielen, kam zum Abschlag in Samedan (Kanton Graubünden) und traf dort im Foursome auf einen Herrn mit rotem Handschuh und tiefer Stimme. Es war für ihn, erinnerte er sich, wie eine Szene aus dem James-Bond-Klassiker „Goldfinger“, in dem eben dieser Herr in einem Golfmatch gegen Gert Fröbe antrat. Erst dann merkte Adriano Testa, dass er mit dem berühmten schottischen Schauspieler Sean Connery zusammenspielte. An diese denkwürdige Golfpartie erinnerte sich Adriano Testa Zeit seines Lebens immer sehr gerne: „James Bond 007 war sehr sympathisch und beherrschte die Golfetikette perfekt. Vor allem hatte Sean Connery einen Humor, der größer war als die 18 Löcher eines Platzes. Denn er hat auch während des Spiels ständig Witze erzählt.“
 
Dieses Detail aus Adriano Testas reichem Erlebnisschatz und bewegtem Leben als Sportartikelkaufmann und Sportsmann zeigt auch bildhaft das überragende Ansehen, das er als sechssprachiger St. Moritzer Sportartikelkaufmann in seiner aktiven Zeit und darüber hinaus in der Ortsgeschichte von St. Moritz, des wohl bekanntesten Ferienorts der Welt, genossen hatte.
 
Trafen sich doch in seinem großen Sportgeschäft viele Jahre alle die internationalen Feriengäste, die auch heute noch als „Upper Ten“ weltweit für das Jet-Set-Image des Wintersportorts mit der goldenen Sonne sorgen. Adriano Testa war ihnen dabei Freund und Sportberater zugleich.
 
So ließen sich, um nur ein Beispiel von vielen zu nennen, der Schah von Persien, Reza Pahlavi, und mit ihm und nach ihm auch zahlreiche andere gekrönte Häupter und viele Polit- und Filmstars, die heute noch immer St. Moritz im Winter zu ihrem Zweitwohnsitz machen, vom vielsprachigen Sportartikelkaufmann europäischen Zuschnitts in seinem Geschäft von ihm ihre Wintersport- oder Golfausrüstungen zusammenstellen.
 
Jetzt trauern nicht nur seine Familie und St. Moritz um diesen prominenten Mitbürger, sondern auch die ganze europäische Sporthandelsbranche, an erster Stelle ihr Fachverband, die FEDAS, und ihr Präsident Stefan Herzog aus München. In diesen internationalen Berufsverband brachte Testa im Zusammenwirken mit Generalsekretär Claude Benoit sein großes berufliches Engagement in führenden Positionen ein. Für diese Leistungen nimmt ihn der Verband, sehr dankbar für seinen europäischen Brancheneinsatz, an seinem Grab in das Ehrenbuch der FEDAS auf, die er von 1991 bis 1995 als Präsident führte und dann als Ehrenpräsident weiter unterstützte.
 
Werfen wir einen Blick auf das ereignisreiche Leben des Schweizer Sportartikelkaufmanns Adriano Testa im Spiegel seiner vielen Ehrenämter in Berufs- und Sportverbänden:
 
Adriano Testa führte von 1964 bis 1996 das vom Vater übernommene Sportgeschäft in St. Moritz und war in dieser Zeit auch Mitglied des Zentralvorstands des Schweizer Sporthandelsverbandes Asmas und einer der Verbandsvertreter beim Europäischen Verband FEDAS, der damals seinen Sitz in Bern hatte. Von 1991 bis 1995 führte Adriano Testa die FEDAS als Präsident. Danach wurde er bei seinem Abschied zum Ehrenpräsidenten ernannt. Von 1985 bis 1981 gehörte er auch dem Verwaltungsrat der Intersport Holding AG in der Schweiz an.
 
Seine sportliche Karriere begann er in den 50er- und 60er-Jahren beim Tennisclub St. Moritz, bei dem er achtmal Clubmeister war, und beim Skiclub Alpina. Dort errang er als Skirennfahrer verschiedene Medaillenränge bei den Schweizer Meisterschaften in Abfahrt, Slalom, Riesenslalom und der Kombination. Ab 1964 spielte er beim Engadin Golfclub, in dem er von 1985 bis 1996 Vizepräsident war. Er war Gründungspräsident des St. Moritz Palace Indoor Golfclubs und Vizepräsident von 1984 bis zu dessen Auflösung 2006. Er war Mitglied des Golfclubs Vulpera und dort Vizepräsident von 1984 bis 1995. Mitglied der ersten Stunde war er auch beim 1968 gegründeten Wurftaubenclub St. Moritz, den er von 1968 bis 1987 als Präsident führte und der ihn ebenfalls zum Ehrenpräsidenten ernannte. Seit 1966 gehörte er dem Rotary Club St. Moritz an, dem er 1971 als Präsident vorstand.
 
In seinen privaten Lebenserinnerungen schätzte Adriano Testa seine Neigungen unter anderem so ein: „Ich liebe meine Arbeit und betrachte diese mit Freude ausgeübt als gesunde Tätigkeit, mit der Bereitschaft, alles anzupacken. Ebenso freue ich mich an der Ausübung verschiedener Sportarten bei jedem Wetter. Ich liebe vor allem die Natur, Pflanzen und Tiere und ganz besonders unser Tal. Einen Hang zur Romantik kann ich nicht bestreiten.“ Er gehörte deshalb von 1964 dem Sportfischerverein Silsersee und dem Jagdverein Hubertus St. Moritz an.
 
„Ich finde grundsätzlich Zugang zu allen Menschen, weil ich deren Verschiedenheit annehme und in jedem das Positive sehe.“ Mit diesem letzten Satz in seinen Erinnerungen beschreibt der große Schweizer und europäische Sportfachhändler sein Lebensmotto sehr präzise und zutreffend.
 
Nicht nur seine Heimatgemeinde St. Moritz, sondern auch der europäische Sportfachhandel wird dankbar das Andenken an diesen großartigen und vielseitig begabten heimatverbundenen Sportfachhändler sowie als ein Beispiel für die junge Generation in der Sportbranche immer in Ehren halten.
 



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