Made in Nepal 13.10.2017, 12:38 Uhr

Sherpa macht Mitarbeiter zu Unternehmern

Sherpa Adventure Gear ist die einzige Sportbekleidungsmarke, die fast ausschließlich in ihrem Ursprungsland Nepal produziert. Jetzt hat Sherpa noch einen weiteren Schritt zur Sicherung vieler Existenzen gemacht und seinen Mitarbeitern dazu verholfen, selber Unternehmer zu werden.
(Quelle: Sherpa Adventure Gear)
Der überwiegende Teil der Sherpa-Kollektion wird von einheimischen Arbeitern rund um Kathmandu/Nepal gefertigt. In diesem erdbebengeplagten Land ist ein sicheres Einkommen keine Selbstverständlichkeit, das hatte Sherpa-Gründer Tashi Sherpa von Anfang an vor Augen, als er 2003 seine Firma gründete. Von Anfang an beschäftigte er daher viele Sherpa-Familien im Großraum Kathmandu. Jetzt hat Sherpa einen weiteren Schritt gemacht, um nepalesischen Familien zu einer gesicherten Existenz zu verhelfen. Es hat sie selber zu Unternehmern gemacht.
Nach Überwindung der Probleme im Zusammenhang mit dem Erdbeben hat sich gezeigt, dass Nepal trotz allem ein guter Produktionsstandort ist – wenn auch nicht für alle Produkte. Neben Hosen, T-Shirts und Midlayern werden in dem Himalaya-Staat vor allem alle handgestrickten Produkte hergestellt. Gerade das Strickprogramm, das kontinuierlich erweitert wird, passt hervorragend zu den sozialen Verhältnissen, der Infrastruktur und den Fähigkeiten der Menschen in Nepal. Dort beschäftigt Sherpa Adventure Gear derzeit über 1.500 Menschen, darunter viele Frauen. Sehr beliebt und perfekt mit den sozialen Bedingungen vereinbar ist dabei das Modell der Heimarbeit. Viele Frauen stricken in ihren Dörfern die Produkte und werden pro Stück bezahlt. Durch ihre fair bezahlte Arbeit tragen sie nicht unwesentlich zum Familieneinkommen bei und gewinnen dadurch nachhaltig an Anerkennung und Stellenwert innerhalb der Familien und der Gesellschaft. Das große Potenzial an dafür befähigten Arbeitskräften ermöglicht problemlos ein weiteres Wachstum in diesem Segment.
Die industrielle Fertigung der Hosen, Midlayer und Jacken wurde nach der Zerstörung der Hauptfabrikationsstätte durch das Erdbeben neu strukturiert. Nachdem der Bau einer neuen Fabrik zu teuer war, vermittelte Tashi Sherpa einigen seiner ehemaligen nepalesischen Führungskräfte Geldgeber. Damit bauten die ehemaligen Angestellten ihre eigenen kleineren Fabriken und stiegen so zu Produzenten auf, worauf sie sehr stolz sind. Diese kleineren Fertigungsstätten am Stadtrand von Kathmandu wurden als ebenerdige Gebäude in Hufeisenform gebaut. Das bedeutet weniger Gefahr bei einem neuerlichen Erdbeben. Gleichzeitig wurden die Räume dem Workflow angepasst. Es geht vom Büro übers Warenlager zum Zuschnitt, weiter in die Näherei, zur Warenkontrolle, der Aufbereitung bis zur Verpackungs- und Versandabteilung. Die neuen Fabrikbesitzer haben die Maschinen und früheren Mitarbeiter übernommen und weitere eingestellt. Die Betriebe arbeiten dabei nicht nur für Sherpa, so dass eine kontinuierliche Auslastung gewährleistet ist.
Ein weiteres Novum ist, dass Sherpa einen Compliance Officer beschäftigt. Die junge Dame mit Uni-Abschluss achtet darauf, dass die Vereinbarungen bezüglich fairer Löhne, Arbeitszeit, Urlaub, Zugang zu sauberem Wasser, Essen am Arbeitsplatz etc. eingehalten werden. Selbst die Mülltrennung und erste Formen von Recycling finden statt – für Nepal eine Revolution. In den Betrieben wird auch eigener Nachwuchs ausgebildet, um dem Fachkräfteproblem in dem schlecht entwickelten Land entgegen zu wirken. Immerhin gibt es seit diesem Jahr 24 Stunden am Tag Strom, was bis vor kurzem nicht der Fall war. Tashi Sherpa hat sich mittlerweile zur Ruhe gesetzt, das Unternehmen wird von seinen Töchtern Tsedo und Pema weitergeführt.


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