Trotz Corona-Krisenjahr 05.02.2021, 11:15 Uhr

Sport 2000 wächst um 2 Prozent

Im Fünf-Länder Verbund konnte Sport 2000 das Geschäftsvolumen im vergangenen Corona-Krisenjahr durch Neuzugänge vergrößern. Die Umsätze in der Zentralregulierung und bei den Händlern sind hingegen gesunken.
Trotz Corona ist Sport 2000 gewachsen.
(Quelle: Sport 2000)
Das Wachstum von Sport 2000 im Fünf-Länder-Verbund von 2 Prozent resultiert insbesondere aus Zugängen bedeutender Sport-Handelspartner in Deutschland, der Schweiz und in Belgien, wie zum Beispiel zuletzt die Bergfreunde. Allein dieser Händler, der größte Outdoor-Spezialist in Europa, bringt über 130 Mio. Euro Umsatz mit in den Verband. Zuletzt erzielte Sport 2000 in Deutschland als größte Länderorganisation in diesem Verbund mit 990 Partner-Unternehmen und 1.550 Sportfachgeschäften im Jahr 2020 einen Außenumsatz von rund 2,14 Mrd. Euro. Der Verband stellt sich international dem Endkunden als „Home of Experts“ vor. 38 E-Commerce-Händler, 19 Top-Sport-Partner (Händler mit mehr als 50 Mio. Euro Umsatz), 166 Outdoor-Spezialisten, 106 Running-Experten, 148 Teamsport-Händler, 34 Sneaker-Heads, 82 weitere Spezialisten und 436 Generalisten zählt der Verbund derzeit auf. „Das macht uns zum Marktführer im Performance Sport… und zur Nr. 1 in Deutschland und der Schweiz“, mit solchen Aussagen positioniert sich der Mainhausener Verbund inzwischen sehr offensiv gegenüber Heilbronn.
Vor allem durch große Neuzugänge hat die Sport 2000 ihr Volumen im letzten Jahr steigern können. Diese sind nicht unbedingt immer unter dem Sport2000-Banner für den Endlkunden erkennbar.
Quelle: Sport 2000
In Deutschland musste Sport 2000 ein leicht rückläufiges Zentralregulierungsvolumen von minus 5 Prozent verbuchen.  Entsprechend sieht auch die Entwicklung der Außenumsätze aus. Das stationär geprägte Sport-2000-Panel gibt insgesamt ein Minus von 7,8 Prozent aus. Auch hier gebe es deutliche Unterschiede, je nach Region und Ausrichtung des Händlers. So hätten sich die Individualsportarten, allen voran Running/Walking (+25 Prozent), Funwheel Sports (+48 Prozent) und Bike (+27 Prozent) 2020 deutlich positiv entwickelt. „Bei den stationären Lauf-Spezialisten und Multi-Kategorie-Spezialisten hat die Nachfrage nach Running-Produkten sogar in Teilen das lieferbare Angebot übertroffen. Hier haben sich unsere Partner sehr gut behauptet, indem sie auch während des Lockdowns den Kontakt zu ihren Kunden über die digitalen Kanäle gehalten haben“, erklärt Sport-2000-Geschäftsführerin Margit Gosau.
„Auch in diesem Jahr hat sich unsere Strategie der ausgewogenen Händlerstruktur mit Spezialisten, Generalisten und E-Commerce-Partnern bewährt, da die Corona-bedingten Orderrückgänge nicht über sämtliche Einheiten gleichermaßen zu verzeichnen sind“, kommentiert Sport-2000-Geschäftsführer Hans-Hermann Deters die Entwicklung. „Neben den Zugängen ist die vergleichsweise robuste Entwicklung vor allem auf die Umsatzzuwächse bei den E-Commerce-Partnern, im Running-Bereich sowie bei den Sneaker-Händlern zurückzuführen“, so Deters.
Auch im Outdoor-Bereich sei aufgrund der heterogenen Aufstellung mit Outdoor Profis, Generalisten mit Outdoor-Anteil und E-Commerce-Partnern mit hohem Volumen und Wachstum in Corona-Zeiten eine differenzierte Betrachtung notwendig. Nach dem ersten Lockdown konnte sich Outdoor zweistellig erholen, musste dann aber doch dem zweiten Lockdown vor Weihnachten Tribut zollen. Die erneute Schließung der Geschäfte habe am Ende des Jahres das aufgelaufene Ergebnis noch einmal deutlich negativ beeinflusst mit einem Minus von 7,2 Prozent. Anders sieht die Outdoor-Entwicklung im E-Commerce aus ‒ diese Kategorie gehöre laut Sport 2000 „zu den außerordentlichen Corona-Gewinnern. In Einzelfällen konnten hier Zuwächse von bis zu 45 Prozent verzeichnet werden“.

Wintersport und Teamsport massiv unter Druck

Extrem schwer haben es aktuell die Wintersporthändler, teilt der Verband mit. Aufgrund der Pandemie und des kompletten Ausfalls der Saison seien zum Jahresende außerordentlich starke Umsatzrückgänge von Minus 46 Prozent zu verbuchen. „Der Zeitpunkt des zweiten Lockdowns hat diese Handelspartner mit besonderer Härte getroffen. Denn sie erwirtschaften im Zeitraum November bis Februar 60 bis 70 Prozent des Jahresumsatzes. Nachdem sie aufgrund des ersten Lockdowns bereits das Ostergeschäft komplett abschreiben konnten, herrscht hier gerade eine absolute Liquiditätskatastrophe“, so Gosau.
Sport 2000 hat nach eigenen Angaben zahlreiche Maßnahmen auf den Weg gebracht, um den krisenbedingten Schaden durch die Pandemie bei den Handelspartnern möglichst gering zu halten. Wesentlich seien hierbei die Liquiditätshilfen der erweiterten Saisonlinie für die Zentralregulierung über die hauseigene DZB Bank sowie die mehrfache Valutierung der Bestellungen über das eigene Sport-2000-Großhandelslager.
Besonders betroffen seien auch die stationären Teamsport-Partner, die aufgrund der Kontaktverbote und der damit verbundenen kompletten Einstellung von Mannschaftssportarten im Profi- und Amateurbereich sowie dem Ausfall der Fußball-Europameisterschaft deutliche Einschnitte von minus 29 Prozent hinnehmen mussten.

Lieferantenranking: Outdoor und Running gewinnen  

Die 20 umsatzstärksten Marken im Verband der Sport 2000.
Quelle: Sport 2000
Das Krisenjahr spiegelt sich auch im Lieferantenranking der Sport 2000 wider. Die großen Gewinner kommen aus den Segmenten Outdoor und Running. Den größten Sprung hat Patagonia gemacht (von Platz 43 auf 20). „Grund für diese Entwicklung ist das hohe zweistellige Wachstum bei den etablierten Vertriebskanälen sowie das anhaltend überproportionale Wachstum bei neuen Partner-Unternehmen von Sport 2000“, erklärt Hans-Hermann Deters. Auch Vaude setze seine seit Jahren starken Entwicklung unter den Top 10 weiter fort und steigt erneut auf (von Platz 9 auf 8). Ebenso haben sich laut Sport 2000 Oberalp (von Platz 18 auf 11) und Icepeak (von Platz 28 auf 19) enorm positiv entwickelt. Bei Running sei es vor allem Brooks (von Platz 14 auf 10) und On (von Platz 21 auf 17), die im Ranking nach oben klettern. Dieser Trend erfolge zum Nachteil von Teamsport: Derbystar, Hummel und Uhlsport fallen in diesem Jahr aus den Top 20.
Auf höchster politischer Ebene mache sich die Händlerorganisation in Form von intensiver Lobbyarbeit für die Interessen ihrer Partner stark, so Mainhausen. Sport 2000 kämpfe zusammen mit der Konzernmutter ANWR und weiteren Verbänden in persönlichen Gesprächen mit den zuständigen Ministerien für die Ausweitung und die schnelle Umsetzung der Hilfen. „Unsere Gruppe war wesentlich an den Nachbesserungen beteiligt, beispielsweise an der Zurverfügungstellung des KfW-Schnellkredits auch für Unternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten sowie an der Berücksichtigung der Teilwertabschreibungen“, erläutert Deters. „Jetzt liegt es an der Bundesregierung, die Mittel schneller fließen zu lassen und die Prozesse und die Systematik für die Abschreibungsmaßnahmen kurzfristig in die Wege zu leiten“, fordert der Sport-2000-Geschäftsführer.
Darüber hinaus hat Sport 2000 jüngst digitale Round Tables mit der Industrie im Outdoor- und Winter-Bereich initiiert. Ziel war es, ein gemeinsames Verständnis für die Auswirkungen der Pandemie auf die unterschiedlichen Stakeholder zu schaffen, um daraus gemeinsame Lösungen, insbesondere für die Planung der Herbst/Winter-Saison zu finden. „Die Round Tables wurden von der Industrie sehr gut angenommen“, berichtet Margit Gosau. „Die Gespräche waren von einem außerordentlich partnerschaftlichen, kooperativen und vor allen Dingen lösungsorientierten Austausch geprägt. So konnten wir eine deutliche Erhöhung der Durchläufer erreichen, also von Produkten, die unverändert mit in die nächste Saison genommen werden und damit ohne weitere große Abschläge verkauft werden können. Damit schaffen wir eine gewisse Erleichterung und Planbarkeit für unsere Handelspartner.“
Mit der Hoffnung auf eine großflächige Impfung der Bevölkerung und der zeitnahen Öffnung der Geschäfte blicke Sport 2000 zugleich vorsichtig optimistisch in das neue Jahr. „Unser Fokus liegt nach wie vor vollumfänglich darauf, auf die kritische Lage des Sportfachhandels aufmerksam zu machen und sämtliche uns zur Verfügung stehenden Hebel zu nutzen, um unsere Anschlusshäuser zu stärken“, läutet Hans-Hermann Deters den Blick auf 2021 ein.
„Wir stellen auch fest, dass viele Partner sich mit Themen beschäftigen, die vorher liegengeblieben sind. Sortimente werden optimiert, die Anbindung an unsere Sport-Plattform und Warenwirtschaftssysteme angegangen und die eigene Ausrichtung überdacht. Das sind Überlegungen, die wir nur begrüßen können, passen sie doch perfekt zu unseren strategischen Fokusthemen der Profilierung, Spezialisierung und Digitalisierung, die wir 2021 gemeinsam mit unseren Partnern gezielt und mit ganz konkreten Hilfestellungen angehen werden“, so der gemeinsame Ausblick des Geschäftsführer-Duos.



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