39 Mitarbeitern gekündigt
08.03.2021, 11:04 Uhr
Sporthaus Saemann schließt für immer
Der Insolvenzverwalter meldet, das Sporthaus Saemann muss endgültig schließen, da aufgrund der anhaltenden Pandemie auch der letzte Investor abgesprungen ist.
Lutz Lohmann, Insolvenzverwalter bei Sport Saemann, teilt mit, dass es nun keine Chance mehr für den Fortbestand des Heilbronner Traditionshaus gibt. Der letzte verbliebene Investor habe aufgrund der anhaltenden Pandemiesituation abgesagt.
Der Geschäftsbetrieb sei deshalb mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. März aufgrund fehlender Fortführungsperspektive einzustellen. Den 39 Mitarbeitern werde gekündigt und das Unternehmen werde liquidiert.
„Es war von Beginn an klar, dass es sehr schwer werden würde, eine Perspektive für das Unternehmen zu finden. Die Beschränkungen im Januar und Februar und die am Donnerstag beschlossene eingeschränkte Öffnungsperspektive für die nächsten Wochen verhinderten das Sanierungsvorhaben“, erklärt Lohmann von der Kanzlei Ernestus.
Saemann war unter anderem durch die Corona-Pandemie in eine existenzielle Schieflage geraten und musste im Dezember 2020 einen Insolvenzantrag stellen. „Zum 1. März 2021 wurde vom Amtsgericht Heilbronn zu Az.: 2 IN 755/20 das Insolvenzverfahren über das Vermögen des Sporthaus Saemann GmbH & Co.KG eröffnet und Herr Rechtsanwalt Lutz Lohmann zum Insolvenzverwalter bestellt. Der Geschäftsbetrieb musste leider eingestellt werden“, erklärt Saemann-Inhaber Thomas Gauß auf seiner Webseite.
„Wir bedanken uns für Ihre langjährige Treue und wünschen Ihnen alles Gute. Sollten Sie Fragen zum Insolvenzverfahren haben oder Forderungen und Gutscheine zur Insolvenztabelle anmelden wollen, bitten wir Sie, den Insolvenzverwalter schriftlich zu kontaktieren:“
Das Sporthaus Saemann wurde 1898 zunächst als Sattler- und Lederwarengeschäft gegründet und gehört auch zu den Gründungsmitgliedern von Intersport aus dem Jahre 1956. Thomas Gauß ist Geschäftsführer und Urenkel des Gründers Wilhelm Sämann. Zur Sporthaus Saemann GmbH & Co. KG gehören insgesamt fünf Geschäfte: der Intersport Profimarkt, der Concept-Store Saemann Sportkultur (beide in Heilbronn), sowie drei Golf-Shops in Bad Rappenau, Friedrichsruhe und Liebenstein. Die hohen Verbindlichkeiten von etwa 1 Million Euro seien laut Medienberichten nicht mehr zu bewältigen. Das Sporthaus Saemann in Heilbronn verzeichnete Umsatzeinbrüche von mehr als 1,5 Mio. Euro durch eine fast 20-monatige Baustelle am Europaplatz mit Sperrung der Karl-Nägele-Brücke im Jahr 2017/18. Bereits damals geriet die Firma in Schieflage. Vor allem auch das ausbleibende Wintergeschäft hat ein Loch hinterlassen: "Mit unserer Werkstatt, Verleih und Service machen wir in einem normalen Winter 500.000 Euro Umsatz", so Gauß Ende Dezember. "Wir sprechen von 10.000 bis 12.000 Paar Ski, die wir von Mitte Oktober bis Mitte März im Service haben. Bis vergangene Woche hatten wir vier Paar."
Geschäftsführer Gauß, der seit 2009 Vorsitzender der Stadtinitiative ist, wird sein Amt, sowie das Amt des Vizepräsidenten der IHK Heilbronn-Franken, mit sofortiger Wirkung niederlegen. „Ein Geschäft mit 122-jähriger Tradition, als eines der letzten verbliebenen familiengeführten Unternehmen in Heilbronn, aufgrund von nicht durch uns zu beeinflussenden Faktoren wie Baustellen und Corona-Pandemie schließen zu müssen, schmerzt mich sehr. Vor allem auch im Hinblick auf unser tolles Team, welches auch in schwierigen Zeiten immer einen herausragenden Job gemacht hat“, erklärte der 50-Jährige.