Partnerschaft ist gefragt
17.04.2020, 10:40 Uhr
Verbände machen Druck auf Regierung und Lieferanten
Die Verbände haben mit einer Reihe von Maßnahmen auf Corona reagiert – mit durchaus unterschiedlichen Ergebnissen bei Händlern und Lieferanten.
Markus Hupach (li.) und Dr. Alexander von Preen kamen bei ihrem Umgang mit der Krise ganz unterschiedlich bei Händlern und Lieferanten an.
(Quelle: Intersport/Sport2000)
Auf wirtschaftlicher Ebene könnte die damit verbundenen Geschäftsschließungen über mehrere Wochen noch mehr Existenzen vernichten. Die aufgrund der Corona-Pandemie notwendigen, mehrere Wochen andauernden Geschäftsschließungen bedrohen die Existenz zahlreicher Unternehmen. Die Handelsverbände machen Lobbyarbeit bei der Regierung in Berlin, um Gelder freizumachen, und sie erhöhen den Druck auf Lieferanten, um Lieferungen zu stoppen, zu verschieben oder zu stornieren. Sie stemmen sich gegen das Massensterben im Handel. Solidarität ist gefragt, allerdings zeigt diese nicht jeder.
„2,5 Millionen Vollzeitbeschäftigte, 430.000 Ausbildungsplätze, ein Umsatz von mehr als 507 Mrd. Euro (rund 18 Prozent des Bruttoinlandsprodukts). Die über 230.000 mittelständischen Unternehmen des kooperierenden Mittelstandes brauchen sofort eine Lösung für die Überwindung des akuten Liquiditätsengpasses im Zuge der Corona-Krise“, beschreibt Intersport die dramatische Lage im Handel. Dem Mittelstand gehe das Geld aus. Nach der Schließung der Geschäfte hätten fast alle Einzelhändler keine Einnahmen mehr, aber die Kosten laufen weiter. Ohne Liquidität sei infolge der von den Behörden angeordneten Geschäftsschließungen ein Massensterben kleiner und mittlerer Unternehmen – gerade im Handel, Handwerk und im Dienstleistungsbereich – unabwendbar. Und was einmal verschwunden ist, komme selten wieder.
Um das Überleben des Mittelstands zu sichern, hat der Mittelstandsverbund ZGV aus seinen 310 Verbundgruppen die „Taskforce Liquidität für den Mittelstand“ ins Leben gerufen. Mit der Leitung der Taskforce wurde Günter Althaus, ehemaliger Präsident des Mittelstandsverbundes und Ex-ANWR-Vorstandsvorsitzender, beauftragt. An der Taskforce sind unter anderem auch die ANWR Group, Mutter von Sport 2000, und Intersport beteiligt. „Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft. Wir dürfen nicht riskieren, dass insbesondere inhabergeführte Geschäfte jetzt in unverschuldete finanzielle Not geraten und Fördermittel zu spät fließen,“ erklärt Dr. Alexander von Preen, CEO von Intersport Deutschland. Und er ergänzt. „Hier können wir als Verbundgruppe eine für die Politik und Wirtschaft wichtige Mittler- und Verteilungsfunktion übernehmen.“
Die Taskforce sieht die von Bund und Ländern auf den Weg gebrachten Rettungsprogramme für den Mittelstand als vielversprechend an. Allerdings drohen die Liquiditätshilfen durch die Überlastung der Fördereinrichtungen durch den Massenansturm nicht schnell genug dort anzukommen, wo sie wirklich gebraucht werden. Unter anderem fordert die Taskforce, dass der Staat kraft Gesetzes die Zahlungsverpflichtungen für die Unternehmen einfriert, um dann in einem geordneten Verfahren die Bereitstellung der benötigten Hilfen umsetzen zu können.
In Deutschland könnten zudem die Verbundgruppen des kooperierenden Mittelstandes neben den Banken als zusätzliche Auszahlungsstelle zur Verfügung stehen, um kurzfristig Liquidität bereitzustellen und das System in der Antrags- und Verteilungsadministration zu entlasten. Die Verbundgruppen hätten nicht nur die Prozesse dafür einsatzbereit, sondern auch die nötigen Bonitäts- und Firmeninformationen aus ihrer Mitgliederberatung von mehr als 230.000 angeschlossenen Unternehmen und deren Lieferanten. Dies sei für alle Beteiligten in der gesamten Produktions-, Zuliefer- und Handelskette die schnellste und vor allem die beste Lösung im Sinne unserer Volkswirtschaft, plädiert die Taskforce.
Laut Althaus klafft trotz eines neuen KfW-Schnellkredit-Programms, noch immer eine große Lücke im Hilfsprogramm der Bundesregierung. Rund drei Millionen kleine Unternehmen in Deutschland fallen noch immer durch das Raster und sind nicht antragsberechtigt, weil sie nicht die nötige Größe von mindestens zehn Vollzeit-Mitarbeitern haben. Die EU-Kommission hatte bereits Nachbesserungen bei KfW-Krediten für betroffene Unternehmen genehmigt – allerdings ohne eine zusätzliche Schwelle der Mitarbeiterzahl. Hohe Arbeitslosigkeit und sterbende Innenstädte seien die Folge. Die Direkthilfe-Programme der Länder, die der Bund für Soloselbständige mit 9.000 Euro und für Unternehmen mit bis zu 10 Beschäftigten mit 15.000 Euro fördert, reichen für die meisten dieser mittelständischen Betriebe nicht aus, um die in der Krisenzeit bestehenden Kosten zu decken und die jetzt benötigte Sommerware zu finanzieren. Die Lager sind voll, die aktuelle Frühjahrsware ist bezahlt, kann aber in diesem Jahr nicht mehr verkauft werden. Eine große Belastung stellen zudem die Mietzahlungen dar. Hier müsse der Gesetzgeber schnell Rechtssicherheit schaffen.
Intersport stellt einseitige Forderungen
Die Unterstützung durch die Handelsverbände kommt bei den Händler an: „Dekaden gestoppt, Lieferungen gestoppt, Zahlungsverlängerungen mit der Industrie werden verhandelt, Informationen über staatliche Hilfen“, zählt Intersportler Martin Klumpp aus Baiersbronn auf. Auch wenn vereinzelte Verbandsmitglieder noch der Meinung sind Heilbronn tue zu wenig oder nicht viel, die überwiegende Zahl, wie zum Beispiel Andreas Strauch von Intersport Sauer in Bad Hersfeld, ist zufrieden mit der Arbeit ihres Verbandes: „Intersport tut alles dafür, dass wir diese Krise überstehen. Die Warenlieferung wird ausgesetzt, Dekaden geschoben.“ Mehrmals pro Woche informieren die Vorstände ihre Händler per Videokonferenz über die aktuellen Entwicklungen, sei es die Karstadt-Pleite, Social-Media-Erfolge oder weitere Prozesse mit den Lieferanten. Heilbronn hält seine Händler engmaschig auf dem Laufenden.
Bei der Industrie ist die Resonanz allerdings eine andere. „Mit den Verbänden hätten wir gerne gemeinsam eine Verlängerung für unsere Kunden vereinbart, Intersport kam uns mit einer einseitigen, nicht abgesprochenen Information zuvor“, erklärt ein enttäuschter Lieferant gegenüber SAZsport. Am 17. März, also einen Tag vor den bundesweiten Geschäftsschließungen, informierte Intersport ihre Lieferanten per Newsletter - teilweise wurden sogar nur die Info-Mail-Adressen der Marken angeschrieben - über „folgende neue Bedingungen“: „Mit vielen unserer strategischen Partner haben wir uns im Vorfeld persönlich zu den aktuellen Ereignissen ausgetauscht und positive Rückmeldungen erhalten. Ab dem 18.03.2020 ist bis auf Widerruf keine Ware an unsere Mitglieder und unser Zentrallager zu liefern und die Fakturierung auszusetzen. Rechnungen, die wir bis zum 30.06.2020 erhalten, werden wir gemäß der vertraglichen Zahlungsbedingungen unter Aufrechterhaltung der dort vorgesehenen Skontobedingungen zuzüglich einer Valuta von 90 Tagen regulieren. Bei Vororderaufträgen für die Liefertermine im September, Oktober und November im laufenden Jahr, welche mit Lieferverzögerungen von mehr als 28 Tagen ausgeliefert werden, behalten wir uns im Namen unserer Anschlusshändler ein (Teil-)Stornorecht vor.“
Von einem Tag auf den anderen galt also ein kompletter Lieferstopp. Stellvertretend für viele Lieferanten ein beispielhaftes Statement aus der Industrie dazu: „Kurz und bündig wird das Corona-Risiko auf die Lieferanten verlagert. Ich gehe mal davon aus, dass die ‚strategischen Partner‘ Intersport eine Absage erteilt haben und der Rest der Lieferanten mit diesem Schreiben abgefertigt worden ist. Da hat man doch als Lieferant so richtig Lust darauf, bei Intersport weiter dabei bleiben zu wollen.“
Intersport sagt, die Maßnahmen seien mit Lieferanten „abgestimmt“, aber viele auch marktführende Hersteller wussten nichts von diesem Schritt und reagierten auch entsprechend, indem sie den Bedingungen von Intersport widersprachen. Auf verschobene Liefertermine und Lieferstornierungen gingen sie zum Teil ein. Bei den Valuten auf 90 Tage schieden sich schon die Geister. Aber man werde Sofortaufträge und Nachorders direkt ausliefern, da man davon ausgehe, dass diese Ware sofort benötigt wird. Schließlich gebe es Intersport-Mitglieder, die zum Beispiel ein Online-Geschäft hätten und die weiterhin von den Lieferanten beliefert werden wollen.
Die Reaktion von Intersport war überraschend: Eine Woche später, am 25. März, verschickten die Vorstände ein Schreiben mit überarbeiteten Maßnahmen. Darin heißt es, der Lieferstopp gelte weiterhin, vor dem 18.3. gelieferte Waren werde weiter mit 90 Tagen valutiert, 90 Tage Valuta zum ersten Zahlungsziel bleibe erhalten, das Stornorecht gelte nun nicht nur für die Herbstmonate, sondern neuerdings auch für Juni, Juli und August. Außerdem wolle man auch über Abschriftenbeteiligungen oder Warenretouren sprechen. Intern wurden die Händler bei regelmäßigen Webinaren erinnert, dass ihnen eine Vertragsstrafe von bis zu 25.000 Euro drohe, wenn sie an der Zentralregulierung vorbei Geschäfte direkt mit den Lieferanten abwickeln würden. 35 Prozent der Lieferanten hatten bei der SAZsport-Umfrage, die Situation, dass Händler beliefert werden wollten, obwohl Intersport den kompletten Lieferstopp ausgesprochen hat. 30 Prozent haben diesen Wunsch auch erfüllt.
„Die einseitigen Forderungen sind nicht partnerschaftlich, sondern, hochgradig unanständig, und da braucht sich doch am Ende auch keiner wundern, wenn sich die Industrie mehr und mehr andere und neue Kanäle sucht und suchen wird, über die sie ihre Produkte absetzen kann“, erklärt ein Lieferant. Es werde immer von Partnerschaft gesprochen, aber am Ende ist es ein Verschieben der roten Linie in Richtung Industrie. Über zwölf Tage hinweg konnte Online-Player Mytoys, der größte bei Intersport zentralregulierte Onliner, nicht beliefert werden, weil der Verband allen Lieferanten mit einem Lieferstopp einen Riegel vorgeschoben hatte und es in dieser zeit keine entsprechende Ausnahmeregelung gab. Für den Zukauf zum Ostergeschäft war das ein Desaster.
Am 31. März, also zur dritten Woche des Corona-Shutdowns, erhielt die Industrie das dritte Schreiben von Intersport mit einer „wertschöpfenden Option“. Ab dem 1. April werde eine „Übergangs-Zentralregulierung“ eingesetzt für alle Häuser, die während der Pandemie noch weiterverkaufen können und wollen. Unter diesen 70 Händlern finden sich die Conrads, Bittls, Schusters und Schecks dieser Welt genauso wie Otto oder seine Tochter Mytoys. Die Dekaden 16, 17 und 18 ruhen, Valuten werden im Rahmen der laufenden Verhandlungen bezahlt, ab Dekade 19 werde der Einzug auch für die Übergangs-ZR eingesetzt. Zusatzbedingung: „Abweichende mit einem Anschlusshaus vereinbarte Valuta-Regelungen können nur berücksichtigt werden, wenn diese auch den Intersport-Verbundunternehmen eingeräumt werden.“
Wie die Industrie das Vorgehen von Intersport in Summe bewertet, zeigt eine Umfrage, an der fast 100 Lieferanten teilgenommen haben (siehe Grafik). Im Gegensatz zur Sport 2000 und SportXtreme schneidet Intersport dabei nicht gut ab. Auch hier exemplarisch eine Stimme aus der Industrie: „Es ist eine katastrophale Situation mit Intersport. Der Verband hat es in zwei Wochen nicht geschafft, Lösungen zur Weiterbelieferung beispielsweise von Online-Händlern in den eigenen Reihen zu finden. Zudem werden unverschämte zusätzliche Zahlungsziele aufgestellt, die sich Heilbronn ohne Rücksprache selbst genehmigt.“
„Wir wollen keine Lieferungen mehr und werden verspätet zahlen“, Forderungen solcher Art kamen sonst nur noch vom Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof, der im Zuge der Krise unter einem Schutzschirm in die Insolvenz geflüchtet ist. Einige Lieferanten machen sich Sorgen, dass am Ende nicht nur ein Drittel der Händler unter die Räder kommt, sondern auch Intersport als Verband pleite geht und bei einer Insolvenz die offenen Rechnung an die Händler dann nicht abgesichert sind.
Wie kommt es, dass die Arbeit von Sport 2000 und SportXtreme so viel besser beurteilt wird? Was haben diese beiden Verbände anders gemacht als Intersport?
Die Sport-2000-Geschäftsführer Markus Hupach, Margit Gosau und Hans-Hermann Deters haben mit ihrem Team zunächst zum guten alten Telefon gegriffen und persönlich mit jedem einzelnen Lieferanten den Kontakt gesucht, um die Situation zu beurteilen und individuelle Lösungen zu finden. Die Lieferanten wurden zudem gebeten, die kurzfristig anstehenden Lieferungen an die Handelspartner einzustellen beziehungsweise diese nur noch auf individuellen Abruf zu veranlassen. Statt Forderungen zu äußern, wurden Wünsche formuliert. Auch wenn man zu Beginn noch 120 Tage Valuta wollte, am Ende fand man für Handel und Industrie eine Lösung, mit der beide Seiten leben können –Adidas und Nike ausgeschlossen. Stellvertretend für viele Hersteller steht das Lob von Martin Riebel, Geschäftsführer bei Deuter: „Ja, Markus Hupach und sein Team zeigen in dieser Zeit Nähe, Menschlichkeit und Bereitschaft zum gemeinsamen Dialog. Das habe ich ihm auch so gesagt. Klasse Job.“
Konkret hat Sport 2000 nach den persönlichen Gesprächen gemeinsam mit der Industrie zeitnah Round Tables in Form von Videokonferenzen organisiert, bei denen man nach Schwerpunkten (Running, Teamsport, Fitness, Outdoor und Winter) unterteilt mit den wichtigsten Marken zusammen die nächsten Produkt-Intros, Produktlebenszyklen, das Ordermanagement und den Go-to-Market-Prozess im kommenden Saisonverlauf besprach. „„Wir sind es gewohnt, dass ein Produkt alle sechs Monate ein Colorupdate bekommt, aber vielleicht ist es ok, wenn eine Farbe jetzt ein Jahr durchläuft oder die Ski auch in die nächste Saison gehen. Darüber hinaus gibt es jetzt die große Chance Saisonstarts mal ‚wieder gerade zu ziehen‘. Sehr viel Hartware darf auch gerne erst in den relevanten Monaten kommen. Ich bin durchaus zufrieden nach den ersten Gesprächen, wir hatten offene und respektvolle Gespräche mit guten Feedbacks und großer Bereitschaft seitens der Industrie gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Ein effizienter digitaler Go-to-Market Prozess wird forciert, an gemeinsamen Kampagnen wird gearbeitet und sinnvolle Warensteuerungen angegangen“, erklärt Markus Hupach und erläutert weiter, dass die Krise nur durch solidarischen Schulterschluss zwischen Industrie und Handel bewältigt werden kann.
Der Großhandel der Fachhandelssparten von ANWR Schuh und Sport 2000 hatte offene Rechnungen für seine Händler mit 90 Tagen valutiert und bis auf weiteres keine Ware mehr ausgeliefert. Der Start der E-Commerce-Plattform Sport2000.com wurde um ein paar Wochen vorgezogen: „Wir sind glücklich jetzt live zu sein. Wir haben für unsere Handelspartnern damit einen zusätzlichen Weg zum Kunden geschaffen, der gerade in Zeiten wie diesen an Relevanz gewinnt“, freut sich die für E-Commerce verantwortliche Geschäftsführerin Margit Gosau. „Auch in der Zeit nach der Krise bietet die Content- und Experience-Plattform eine ideale digitale Ergänzung des stationären Geschäfts.“ Die Sport-Plattform fungiert wie die ebenso angebundene ANWR-Plattform Schuhe.de als Marktplatz für die derzeit 140 angedockten Partner-Unternehmen, um ihr Sortiment sichtbar zu machen und den Online-Verkauf auch ohne eigene Shop-Lösung zu ermöglichen. Die Sportfachhändler können ihr Sortiment mit den Online-Shop-Funktionen auch in die eigene Webseite integrieren.
Gemeinsam mit der konzerneigenen DZB Bank hat die ANWR Gruppe zusätzlich zu der angebotenen Erhöhung der Saisonlinie für Handelsunternehmen auch einen Kredit-Check eingeführt, um innerhalb von drei bis fünf Tagen eine Absicherung über eine Bürgschaftsbank und damit ein Darlehen zu erhalten. Diese Bürgschaft kann bis zu 250.000 Euro betragen und würde einen Kredit einer Geschäftsbank zu 80 Prozent absichern.
„Wir sind mit der Unterstützung von Sport 2000 sehr zufrieden. Lob an alle Mitarbeiter des Verbands! Wir werden mit Tipps, Musterschreiben, hilfreichen Links und vielem mehr unterstützt. Der Verband konnte bei vielen Herstellern lange Valuten aushandeln und hat den Standpunkt der Händler sehr gut gegenüber den Lieferanten vertreten. Sehr positiv sehen wir auch die kurzfristige Erhöhung der Saisonlinie, die unbürokratisch erreicht wurde. Wir sind in diesen Tagen sehr froh, in einem Verband zu sein“, beschreibt Michael Huber von Vertical Extreme aus Holzkirchen seine Lage.
SportXtreme überzeugte Händler und Lieferanten
Auch der GMS-Verbund konnte bei seinen 1.900 Händlern (darunter auch über 200 Sporthändler bei SportXtreme) und Lieferanten in der Krise punkten. Claudia Kolb vom gleichnamigen Sportgeschäft in Köln wurde vom Verband per Email über Kurzarbeit, Kredite, Steuerstundungen und weitere akute Themen informiert. SportXtreme reagierte sehr schnell auf die Krise mit konkreten und zeitnahen Maßnahmen für seine Händler wie zum Beispiel die individuelle Beratung durch eine Task Force oder eine Online-Beantragung von KfW-Mitteln über eine Partnerbank. Dadurch konnten Anträge schneller als bei den Hausbanken innerhalb von acht bis 14 Tagen bearbeitet werden. Auch die Lieferanten waren zufrieden mit den Lösungen, wie unsere Statistik belegt.
Der Verband Deutscher Sportfachhandel hat gemeinsam mit Sport 2000 und ISPO, aber ohne Intersport ein Statement herausgegeben, die Kampagne #sportbleibt gestartet und an die Solidarität der Branche appelliert: „Es ist ein heißes Thema“, erklärte VDS-Generalsekretär Stefan Herzog im SAZsport-Podcast. „Es stehen sofort Forderungen im Raum seitens des Handels in Richtung Industrie. Solche Forderungen kann man mehr oder weniger clever stellen. Die Industrie hat auch Probleme, die aber nachgelagert sind. Deswegen sollten die Forderungen des Handels gut abgewogen und vernünftig sein. Da sehe ich, dass man in der Mode- und Textilindustrie weiter ist, dass sich dort Handel und Industrie ganz anders unterhaken, zum Beispiel mit Schutzschirmen, die von großen Lieferanten in Kooperation mit dem Bund für Händler aufgespannt werden.“
Auch der Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie e.V. (BSI) hat von der Regierung Liquiditätshilfen für Lieferanten und Händler gefordert. BSI-Präsidiumsmitglied Monique van Dooren-Westerdaal (CCO bei Ekkia SAS) appellierte zudem ebenso wie der VDS unmissverständlich für partnerschaftliche Lösungen in der Sportartikelbranche. „Maßnahmen, die Kosten und Risiken einseitig auf Hersteller übertragen, sind nicht zielführend und fallen am Ende auf die gesamte Sportartikelbranche zurück.“ Dazu gehören aus Sicht des BSI etwa einseitig kommunizierte Forderungen ohne Handlungsspielraum. Es bedarf eines offenen Dialoges auf Augenhöhe über individuelle Lösungen und gegenseitige Zugeständnisse, damit eine wirtschaftliche Erleichterung für Händler und Hersteller gleichermaßen erfolgen kann.
Der nächste Schritt: Laut unserer Herstellerumfrage würde rund ein Drittel der befragten Lieferanten einen Liquiditätsfond unterstützen, knapp 50 Prozent waren sich unsicher und nur sechs Prozent hatten das verneint. Solidarität ist gefragt, jetzt ist die Zeit zu handeln!