Wegen Corona und Online-Shopping 11.11.2021, 08:57 Uhr

Mieten im Einzelhandel im Sturzflug

Laut einer Studie des Immobilienverbands IVD brechen die noch bis vor der Pandemie stark steigenden Mieten im Einzelhandel deutschlandweit ein. Neben den Corona-Auswirkungen ist der schnell wachsende Online-Handel eine weitere Ursache.
Die Folgen der Corona-Pandemie treffen den Einzelhandel schwer.
(Quelle: Shutterstock/Corona Borealis Studio)
Die Folgen der Corona-Pandemie haben die Mieten im deutschen Einzelhandel bei Neuverträgen einbrechen lassen. Insbesondere in den Metropolen gibt es nach Jahren der Mietsteigerungen kräftige Rückgänge, wie die Studie des Immobilienverbands IVD zeigt.

München und Stuttgart mit dem größten Minus

So sanken die Einzelhandelsmieten demnach im ersten Halbjahr 2021 im Bundesschnitt um rund zehn Prozent gemessen am Vorjahreszeitraum, der von der Corona-Pandemie nur teilweise betroffen war. In den sieben größten deutschen Städten (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf) sanken die Mieten laut IVD noch drastischer mit fast 13 Prozent. Die Rückgänge in kleinen und mittelgroßen Städten fielen mit rund einem Prozent bis gut fünf Prozent dagegen wesentlich niedriger aus.
Am deutlichsten war der Einbruch der Mieten laut Studie in München. Dort brachen sie für kleine Ladenflächen in neuen Verträgen um fast 27 Prozent ein. In Stuttgart waren es 20 Prozent. In Berlin und Düsseldorf fiel das Minus deutlich geringer aus (minus 12,0 Prozent). IVD-Präsident Jürgen Schick begründete die Entwicklung gegenüber der Deutschen Presseagentur damit, dass nach vielen Jahren der Konjunktur und steigenden Mieten in Metropolen wie München nun eine Belastungsgrenze erreicht wurde. Zudem seien Städte jeder Größe vom Trend zum Online-Shopping betroffen.

Einkaufen in der Stadt noch deutlich unter Vorkrisenniveau

Dazu kommt, dass das Shoppen in den Einkaufsstraßen großer deutscher Städte derzeit oft noch unter dem Niveau vor der Pandemie liegt und dem Einzelhandel so zeitweise die Kundschaft fehlte. Das zeigt eine Statista-Grafik auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes. So waren beispielsweise am 1. November in den großen Shopping-Straßen in Frankfurt/Main, Köln und München weniger Passanten unterwegs als zur gleichen Zeit im November 2019. Seit Mitte Mai 2021 sind die Passantenfrequenzen allerdings deutlich angestiegen und deuten eine kontinuierliche Annährung an die Werte des Jahres 2019 an. Die Zahl der Passanten kann als Indikator für den Besuch des Einzelhandels und für den privaten Konsum interpretiert werden. Letzterer war insbesondere in den Innenstädten in Folge der Corona-Maßnahmen und Lockdowns während der Corona-Pandemie deutlich eingebrochen.
Auch leerstehende Mietflächen nehmen zu: Im Schnitt lag die Leerstandsquote im Einzelhandel laut IVD zuletzt bei rund 20 Prozent und damit rund ein Drittel höher als vor Beginn der Pandemie. Die Lage des Einzelhandels habe sich noch verschärft. Es gebe nun einen Trend zu kürzeren Mietverträgen und kleineren Flächen, sagte Schick. Von der Politik fordert er, das Baurecht zu vereinfachen, damit sich Handelsimmobilien besonders in B- und Nebenkernlagen sowie in Klein- und Mittelstädten leichter in Wohnungen oder Büros umwandeln ließen.

Maxim Huber
Autor(in) Maxim Huber


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