Corona-Krise
12.05.2020, 11:49 Uhr

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn stand im Digital Talk Rede und Anwort

Wie kommt der Handel durch die Corona-Krise? Marcus Diekmann, Geschäftsführer von Rose Bikes und Mitinitiator der Initiative "Händler helfen Händlern", diskutierte mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Mark Rauschen, Geschäftsführer von L+T.
Marcus Diekmann, CEO Rose Bikes und Mitinitiator von "Händler helfen Händlern" und Mark Rauschen, Geschäftsführer des Modehauses L+T im Digital-Talk mit Gesundheitsminister Jens Spahn über die angespannte Lage im Handel durch die Corona-Krise. 
(Quelle: Händler helfen Händlern)
Die Initiative "Händler helfen Händlern" ging mit hochkarätigen Sprechern beim Digital-Talk in die fünfte Runde. Dabei wandte sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn kam mit einer beruhigenden Botschaft an den deutschen Handel: "Wenn wir es richtig machen, sehe ich nicht, dass wir noch einmal in umfassende Beschränkungen müssen", wiegelt der CDU-Politiker die Angst der Wirtschaft vor einer zweiten Infektionswelle mit einem zweiten Shutdown ab. Man arbeite schon länger daran, Infektionsherde sofort zu unterbrechen - notfalls mit harten Maßnahmen vor Ort. Wenn dies gelinge, könnten bundesweite oder landesweite Maßnahmen vermieden werden, so der Bundesgesundheitsminister. Dennoch hat Deutschland die Corona-Krise noch nicht überwunden - es bestehen weiterhin Abstands- und Hygieneregeln beim Einkaufen. Insbesondere die Maskenpflicht stört L+T-Chef Mark Rauschen: "Menschen kommen in die City, um sich vom Alltag ablenken zu lassen", so Rauschen. Die Maske störe die Leichtigkeit. "Wir würden lieber Abstand halten oder Plexiglasscheiben nutzen." 
In diesem Punkt lässt Jens Spahn jedoch nicht mit sich Reden. Nachdem Virologen erkannt hätten, dass sich die Covid-19-Erreger nicht wie in den ersten Wochen gedacht vermehrt im unteren Teil der Lunge ansiedeln, sondern mehrheitlich im Rachenraum, wurde die Maskenpflicht im Handel und im öffentlichen Nahverkehr eingeführt. "Ich halte Masken in der Sache für richtig, insbesondere da, wo man sich näherkommen könnte", betont Spahn. Noch sei die Frequenz in den Geschäften niedrig. "Aber wenn ich am Samstagmorgen durch Berlin fahre und die Schlange vor den Geschäften sehe, frage ich mich schon, wie lange die Menschen das aushalten." Wenn es in den Geschäften dann wieder enger werde, würden Masken schon einen Unterschied machen. Darüber hinaus würden sie das Bewusstsein aufrechterhalten, dass Deutschland noch immer mitten in der Pandemie sei.

"Die 800-Quadratmeter-Regelung hat viel Akzeptanz gekostet"

Ein Paradebeispiel für staatlichen Zwang, der in die falsche Richtung zielte, ist die 800-Quadratmeter-Regelung für die Wiedereröffnung des Handels nach dem Shutdown. Während die letzten Bundesländer wie Hamburg noch immer an der Regelung festhalten, gibt Spahn zu: "Wir hätten besser über andere Kriterien gesprochen als Quadratmeter, denn es hat viel Akzeptanz gekostet, warum 799 Quadratmeter aufmacht und 801 nicht.“ Die 800 Quadratmeter, so erzählt der Gesundheitsminister, seien ein Unterscheidungsmerkmal im Baugesetzbuch. "Da ging es eher darum, überhaupt ein Kriterium zu haben", erklärt er. Allerdings gab es auch die Sorge, dass größere Geschäfte mehr Frequenz in die Innenstädte bringen würden. Und an manchen Bildern von dichtgedrängten Menschen in den Innenstädten sehe man ja dieser Tage schon wieder, dass diese Sorge nicht von der Hand zu weisen sei, so der Minister.
 
Von den Händlern Marcus Diekmann und Mark Rauschen bekam Spahn noch einige Forderungen mit auf den Weg nach Berlin: "Wir brauchen echte Staatshilfen. Es gibt die Arbeitslosenversicherung als Kurzarbeit und Kredite. Aber mehr nicht. Wir bekommen in unserer Unternehmensgröße nicht einen Euro Zuschuss. Aber ich habe die Sorge, dass viele Player in der City nicht überleben und wir das, was das Einkaufserlebnis in der Stadt ausmacht, langfristig verlieren", sagt L+T-Geschäftsführer Rauschen. Zudem wurde von Handelsseite vorgeschlagen, dass Unternehmen auch die Tilgung von Krediten von der Steuer abziehen dürfen. So könne man gezielt gesunde Unternehmen fördern, die Gewinne machen und die gesparten Steuergelder reinvestieren. Und schließlich forderte Marcus Diekmann, auch die Vermieter ihren Teil zur Krisenbewältigung beitragen zu lassen. Statt Mietzahlungen mit acht Prozent Zins zu verstunden, sollten die Mietverpflichtungen zwischen Händlern und Vermietern geteilt werden. Insgesamt hoffen die Händler, künftig eine bessere Stimme in Berlin zu haben. "Das ist für uns Händler wichtig", so Diekmann. Denn anders als die Autolobby habe der Handel in der Vergangenheit immer zu viel alleine gehandelt.
 
Der Minister versprach, die Anregungen für wirtschaftliche Hilfen mit nach Berlin zu nehmen  - warb aber gleichzeitig auch um Verständnis dafür, dass in der öffentlichen Wahrnehmung derzeit vor allem die Rettung von Großkonzernen im Vordergrund zu stehen scheint. "Lufthansa war auf dem Weg, zu einem der größten Luftfahrtunternehmen der Welt zu werden", sagt Spahn. Nach der Krise entscheide sich, ob China und die USA die weltweite Marktführerschaft unter sich aufteilen, oder ob da auch noch ein Europäer mitspielen werde. Das gleiche gelte für Automobil und andere Bereiche, in denen Deutschland weiter in der Weltliga mitspielen wolle. "Die Frage, ob es da gut läuft, hat dann ja auch mit Einzelhandel zu tun", so Spahn. "Denn nur wenn wir als Exportweltmeister erfolgreich bleiben, haben genug Leute Kohle, um überhaupt einkaufen zu gehen."
Der fünfte Digital-Talk der Initiative „Händler helfen Händlern“ ist unter folgendem Link abrufbar:
https://neovaude.live/haendlerhelfenhaendlern/
 


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