Unfallstatistik 2020 19.08.2021, 12:53 Uhr

DAV meldet im Corona-Jahr historisches Tief an Todeszahlen

Der Deutsche Alpenverein veröffentlichte seine Bergunfallstatistik für das Jahr 2020. Mit 28 Toten wird die geringste Quote seit Gründung des Vereins erreicht. Einen starken Anstieg von Notfällen beobachtet man jedoch beim Klettersteiggehen und beim Mountainbiken.
Als häufigste Ursache für Unfälle beim Bergwander nennt der DAV internistische Gründe wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
(Quelle: DAV/Hans Herbig)
Seit seiner Gründung im Jahr 1952 veröffentlicht der Deutsche Alpenverein (DAV) jedes Jahr eine Bergunfallstatistik, wie sich die Unfälle und Notlage seiner Mitglieder entwickeln. Der aktuelle Berichtszeitraum reicht vom 1. November 2019 bis zum 31. Oktober 2020. Bemerkenswert: In diesem Zeitraum gab es die wenigsten Toten seit 70 Jahren. 28 DAV-Mitglieder kamen 2020 beim Bergsport ums Leben – das sind halb so viele wie 2019. Zudem gingen bei den meisten Bergsportaktivitäten wie Bergwandern, Alpinklettern, Sportklettern, Skitourengehen, Pisten- und Variantenskifahren oder Hochtourengehen die Unfallzahlen zurück – Ausnahmen sind hierbei jedoch das Klettersteiggehen und Mountainbiken. Der DAV interpretiert die insgesamt auf dem Vorjahresniveau gebliebenen Notfallmeldungen so, dass die Bergsportler im Corona-Jahr mit mehr Zurückhaltung unterwegs waren als sonst üblich. Das entspräche den Appellen, die die Alpenvereine an die Bergsportszene gerichtet hatten. Die sehr geringe Todesfallquote führt der DAV auch auf die Einflüsse der Pandemie zurück.

Mehr Notfälle auf dem Klettersteig

Beim Klettersteigehen gab es nach mehreren konstant rückläufigen Jahren 2020 wieder 69 Notfallmeldungen mit drei tödlichen Ausgängen, während es 2019 nur 33 Meldungen und zwei Tote gab. Der DAV geht davon aus, dass als Ursache hinter den Unfällen und Notfällen meistens Überforderung steckt. Denn die Mehrzahl der Vorfälle wurden aus sehr schwierigen Klettersteigen gemeldet und Blockierungen, bei denen die Betroffenen nicht mehr vor und zurückkommen, kommen doppelt so häufig (54 Prozent) vor wie Stürze (24 Prozent). Das heißt, dass viele DAV-Mitglieder ihre Kapazitäten auf Klettersteigen überschätzen. Die Empfehlung von Lukas Fritz von der DAV-Sicherheitsforschung lautet daher, Touren vorher gut vorzubereiten, ausreichend zu trainieren und im Notfall eher früher einen Notruf abzusetzen als zu spät. „In dieser Situation sollte man nicht den Helden spielen“, so Fritz.

Viele Stürze beim Mountainbiken

Beim Mountainbiken wurden 2020 insgesamt 65 Vorfälle mit einem tödlichen Ausgang gemeldet, während es ein Jahr zuvor nur 38 Vorfälle mit ebenfalls einem Todesfall waren. Als häufigste Unfallursache werden Stürze ohne Fremdeinflüsse genannt. Erstaunlicherweise gab es wie schon im Vorjahr keine Kollisionen zwischen Wanderern und Mountainbikern. Auch der Anteil an Unfällen mit E-Bikes ist mit 12 Prozent überraschend gering.

Wenig Risiko beim Bergwandern

Weil die meisten DAV-Mitglieder beim Wandern unterwegs sind, gibt es hier auch die meisten Unfälle und Notlagen. 2020 stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr von 292 auf 307, die Zahl der Todesfälle sank von 17 auf zwölf. Der DAV betont jedoch, dass Wandern generell nicht gefährlich sei: „Wenn man die Massen an Menschen sieht, die Wandern, passiert relativ wenig“, so Lukas Fritz. Statistisch gesehen müsste man rund 228 Jahre jeden Tag eine Wanderung unternehmen, bis man statistisch gesehen erstmals eine Verletzung erleide. Als häufigste Unfallursache beim Bergwandern werden internistische Gründe wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen genannt. Auffallend sei die große Zahl an überforderten Kindern und Jugendlichen.

Weniger Unfälle auf Skitouren

In den vergangenen Jahren erlebte das Skitourengehen einen regelrechten Boom – die Zahl der Skitourengeher hat sich laut DAV-Angaben seit Anfang der 2000-Jahre auf mehr als eine halbe Million verdreifacht. Durch geschlossene Liftanlagen aufgrund von Corona verstärkte sich der Trend noch weiter. Weil es jedoch überdurchschnittlich warm war und in Bayern viele Tourenmöglichkeiten wegfielen, sank in diesem Bereich auch die Zahl der Unfälle. 79 DAV-Mitglieder gerieten 2020 in Not, das sind 16 weniger als im Vorjahr.



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