Führungswechsel 29.11.2023, 13:50 Uhr

Nordisk-Geschäftsführer Werner Blömer geht in Rente

Werner Blömer verabschiedet sich nach 22 Jahren als Geschäftsführer der Nordisk Freizeit GmbH in den Ruhestand. Mit seinem Nachfolger, Patrick Laquer, trifft er bereits seit sechs Monaten alle Entscheidungen gemeinsam, das schafft Ruhe für den Wechsel.
(Quelle: Nordisk)
Über 25 Jahre Outdoorbranche und davon mehr als 22 Jahre bei der Nordisk Freizeit GmbH als Geschäftsführer: Werner Blömer ist geschätzt in der Branche und bekannt für seinen fairen, geradlinigen, partnerschaftlichen Charakter sowie seine strategische, überlegte Sichtweise. Mit seiner zuverlässigen, sympathischen und verbindlichen Art schafft er Vertrauen. Im Gespräch mit dem Geschäftsführer hat SAZsport sein spannendes Berufsleben Revue passieren lassen. Ende des Monats verabschiedet sich Blömer dann in den wohlverdienten Ruhestand.



SAZsport: Herr Blömer, wie sind Sie in die Outdoorbranche gekommen?

Werner Blömer: Nach dem Abitur 1989 in Westfahlen, absolvierte ich eine Ausbildung zum Textilbetriebswirt BTE in Nagold. Danach startete ich in meine Berufslaufbahn beim damals angesagten Mode- und Bekleidungsfilialisten Hettlage als Substitut in Würzburg. Zwei Jahre später bekam ich das Angebot für dasselbe Unternehmen in der Filiale in Hamburg die HaKa als Abteilungsleiter zu übernehmen. Darauf folgten weiteren Stationen in verschiedenen Unternehmen der Bekleidungs- und Schuhbranche in denen ich unterschiedliche Positionen, vom Verkaufsrepräsentanten über den Regionalvertriebsleiter, bis hin zum Filialleiter, durchlief. 1997 bin ich schließlich als Verkaufsrepräsentant und anschließend als Geschäftsführer Deutschland bei Ajungilak A/S, Norwegen in die Outdoorbranche eingetaucht. Und das war von Beginn an „meine Welt“, da ich geschäftlich mit Produkten zu tun hatte, die ich privat schon lange nutzte.



SAZsport: Und wie und wann kam es zum Wechsel zu Nordisk?

Blömer:
Es war wie so oft, die Empfehlung eines meiner damaligen Kunden. Dieser wusste, dass der Eigentümer von Nordisk, einen Geschäftsführer suchte. Und so ergab sich bei einem guten Glas Rotwein auf der Messe, der erste positive Kontakt. Im März 2001 trat ich dann schließlich die Stelle an. Fünf Jahre später übernahm der heutige Inhaber Erik J. Møller das Unternehmen und dankenswerterweise auch mich als Geschäftsführer der Nordisk Freizeit GmbH in Quickborn, mit Verantwortung für den DACH-Raum.



SAZsport: Was änderte sich durch Erik J. Møller, den neuen Inhaber?

Blömer:
Erik J. Møller war damals schon ein Visionär. Bei einer Billiard Runde am Abend, weihte er uns in seinen Plan ein: Die Marke „Nordisk“ zu etablieren und stärken – weg vom Zulieferanten für Eigenmarken, hin zur eigenständigen Marke, die sich konzentriert qualitativ hochwertige, innovative Produkte zu entwickeln und den entsprechenden Service anzubieten. Ab diesem Zeitpunkt, 2005, wurde in alle Bereiche sehr viel investiert: in das Team, die Produktentwicklung, die Prozessoptimierung, die Produktionsstätten und das Sourcing. Dänisches Design und skandinavische Werte galten als Prämisse und auch die Kundenzufriedenheit wurde in einen völlig neuen Fokus gerückt. Erik hat die Menschen mit seiner Vision, seiner Passion begeistert. Wir waren alle gespannt, es hörte sich sehr zukunftsorientiert an und wir waren höchst motiviert an diesem dynamischen Rad mitzudrehen.

 

SAZsport: Was bedeutete das im Detail?

Blömer:
Detail ist das richtige Wort – bei Produktneuentwicklungen haben wir auf jedes Detail geachtet und akribisch daran gearbeitet, um Endkunden möglichst viele Mehrwerte und Händlern schlagkräftige Argumente zu bieten. Dafür konnten wir auch andere Preise erzielen, die mit den bisher angebotenen Produkten utopisch und auch nicht gerechtfertigt gewesen wären. Wir haben solide und zuverlässig gearbeitet, die Qualität auf ein neues Level gehoben, länderspezifische Bedürfnisse analysiert, Kollektionen verändert und jede Herausforderung angenommen. Allerdings mussten wir auch immer wieder Rückschläge überwinden. Wir haben aus Fehlern gelernt und konnten uns so, Schritt für Schritt ein positives Image und Vertrauen erarbeiten.

Ich bekam jedes Mal Gänsehaut, wenn unsere Handelsvertreter und Reisenden Neukunden gewinnen konnten, die zu den absoluten Spezialisten dieser Branche zählten und es größtenteils auch heute noch sind. Unabhängig, ob sie klein oder groß waren, wir freuten uns über jeden kompetenten Händler, der als Benchmark galt und Strahlkraft hatte. Dadurch wurden wir attraktiver als Marke und interessanter für Händler und Endkunden, aber auch als Arbeitgeber und für unsere eigenen Lieferanten. So konnten wir beispielsweise mit Hans Steiner vor fünf Jahren einen erfahrenen, prädestinierten Macher und Netzwerker als Verkaufsleiter gewinnen, der unglaublich energiegeladen und kreativ ist. Mit ihm und unserem inzwischen gewachsenen, starken Team konnten wir das Wachstum nochmals beschleunigen.



SAZsport: Was war die größte Herausforderung in 22 Jahren Nordisk?

Blömer:
Die Flutkatastrophe, die im Sommer 2010 in Görlitz große Schäden hinterließ, als die Neiße über die Ufer trat. Sie stürzte viele in eine Krise. So auch Yeti, die begehrte Daunenschlafsack- und Daunenjacken-Marke, die damals zwar noch unter eigenem Namen vertrieben, aber schon bereits 2005 bei Nordisk integriert wurde. Die Firmenzentrale sowie die Produktionshalle und das Lager wurden überflutet. Essenziell war, dass wir genau zwei Tage vorher große Lieferungen erhalten hatten, um die Vororder pünktlich zu versenden. Diese Ware wurde komplett verwüstet. Somit hatten wir nichts zu liefern und konnten keine Umsätze erzielen, sondern hatten mit enormen Elementarschäden zu kämpfen.



SAZsport: Wie hat Nordisk weitergemacht oder weitermachen können?

Blömer:
Durch unsere langjährige, gute Partnerschaft mit Globetrotter, haben Erik J. Møller und Andreas Bartmann, Geschäftsführer von Globetrotter, eine Vereinbarung erzielt. So konnten wir schon kurze Zeit später mit der Produktionsstätte in die Globetrotter Filiale nach Dresden ziehen. Dort haben wir unsere erste gläserne Manufaktur eröffnet. Für das Lager und die Büros bekamen wir die Möglichkeit bei Birkenstock in Görlitz, Räumlichkeiten anzumieten. Zwischendurch hatten wir überlegt, alles an einem Standort, im deutschen Headquarter, in Quickborn, zu bündeln. Allerdings hätten uns dort die erfahrenen Näherinnen und das kompetente Produktionsteam gefehlt. Über ein Jahrzehnt später hat Nordisk mit der Fortführung der gläsernen Fabrik in Görlitz ein völlig neues Kapitel aufgeschlagen. Mit den langjährigen Angestellten konnte in der Stadt ein über 120 Jahre altes Gebäude, das völlig renoviert wurde, bezogen werden. Dort befüllen und vernähen wir unsere Daunenschlafsäcke von Hand, um die hohe Qualität zu sichern. Zusätzlich haben wir auf diesen Flächen auch unser Care & Repair Center errichtet, in dem wir unsere Schlafsäcke, Jacken, Zelte und vieles mehr waschen, instandsetzen und reparieren. Das erweitern wir aktuell auch schon wieder und expandieren um eine weitere Etage.



SAZsport: Wie sehen Sie das Ganze rückblickend?

Blömer: Wenn ich sehe, wo wir heute stehen, welche Entwicklung wir durchlaufen und welches Standing wir uns im Markt erarbeitet haben, können wir uns sehr glücklich schätzen. Allein die vielen Awards, die wir die letzten Jahre entgegennehmen durften, das positive Feedback der Journalisten, Meinungsbildner, Händler und Endkunden zeigt uns, dass wir gemeinsam vieles erreicht und viele richtige Entscheidungen getroffen haben. Und sicher, haben wir insgesamt auch etwas Glück gehabt. Durch die Visionen und den Charakter von Erik haben wir vieles aus dem Bauch raus entschieden und einfach gemacht. Damit konnten wir einige Trends, wie „Glamping“ mit unseren großen Baumwollzelten und dem dänischen Gefühl für Hygge sowie unseren Glamping Camps, mitinitiieren.

Es war eine spannende und auch herausfordernde Zeit, um die ich sehr dankbar bin.



SAZsport: Und wenn Sie in die Zukunft von Nordisk blicken …?

Blömer: … bin ich sehr froh, dass wir mit Patrick Laquer einen sehr engagierten Geschäftsführer gewinnen konnten. Seit einem halben Jahr haben wir gemeinsam die Entscheidungen getroffen und ich habe ein gutes Gefühl für beide Seiten. Er wird es anders machen, ist jünger, moderner und wird allein damit schon neuen Schwung reinbringen. Die Marke ist gut aufgestellt, hat noch enormes Potenzial und kann sich gut weiterentwickeln.



SAZsport: Auf was freuen Sie sich persönlich?

Blömer: Auf mehr Zeit mit meiner Familie und den Enkelkindern. Auf das Reisen mit dem Camper und Motorrad. Und dass ich jetzt noch mehr und öfters die Natur genießen kann.

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