Sebastian und Sonja Sprenger mit Tochter Amelie sowie Petra und Johannes Sprenger
V. l. n. r.: Sebastian und Sonja Sprenger mit Tochter Amelie sowie Petra und Johannes Sprenger bei der Geschäftsübergabe im Jahr 2019.
Quelle: Sprenger privat
Sport 2000 18.06.2024, 02:00 Uhr

So klappt die Suche nach dem Nachfolger

Keine Nachfolge im Betrieb: Damit stehen viele mittelständische Unternehmen in der nahen Zukunft vor dem Aus. Wie ist die Lage im Sportartikelmarkt?
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat im März dieses Jahres ihren KfW-Mittelstandsmonitor veröffentlicht. Diese Umfrage der staatlichen Förderbank hat ergeben, dass bis zum Ende des Jahres 2026 rund 560.000 der insgesamt etwa 3,8 Millionen mittelständischen Unternehmen eine Nachfolge suchen. 190.000, so das Ergebnis, planen, ohne eine Nachfolgeregelung aus dem Markt auszuscheiden. Rund 70.000 geplante Unternehmensübergänge könnten laut KfW allein bis Ende dieses Jahres an einem fehlenden Nachfolger scheitern.



Das aber spiegelt wohl das eigentliche Ausmaß noch gar nicht wider. Darauf jedenfalls lassen aktuelle Beobachtungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) schließen. Die sich kumulierenden Krisen haben deutliche Auswirkungen auf die Unternehmensnachfolge im Mittelstand, heißt es beim DIHK. Beispiele dafür sind die Corona-Pandemie ebenso wie die Inflation, Lieferkettenprobleme und hohe Energie- und Rohstoffkosten. Diese schwierige Gemengelage lässt viele Unternehmen ans Aufhören denken.



Der deutsche Mittelstand steht somit vor einer großen Herausforderung: Wie aber ist die Lage im Sportartikelmarkt? Etwa 30 Prozent der Unternehmer (über 55 Jahre alt) im Sport-2000-Verbund müssen sich in den nächsten Jahren dieser Herausforderung stellen, erklärt Michael Fanck, Bereichsleiter Fachberatung bei Sport 2000. Im Worst-Case-Szenario müsse man davon ausgehen, dass rund 30 Prozent der betroffenen Unternehmen ihre Geschäfte schließen müssen, weil kein Nachfolger gefunden wird. Deshalb sei es sehr wichtig, sich so früh wie möglich mit diesem Thema zu beschäftigen. „Eine gut vorbereitete und umgesetzte Nachfolgeregelung umfasst nicht selten einen Zeitraum von fünf Jahren und mehr“, betont Fanck.



Wie kann der Einkaufsverbund Sport 2000 Hilfe leisten, wenn der Händler im Kreise der Familie oder dem näheren Umfeld keinen Kandidaten für die Übernahme findet? „Eine Lösungsvariante ist, dass ein Sport-2000-Kollege den Standort als Filiale weiterbetreibt. Diese Variante kommt bei unserem Schwesterverband, der ANWR Schuh GmbH, durchaus öfter zum Tragen“, erklärt Fanck. „Bei einem Sportfachgeschäft stellt sich die Herausforderung, dass es sehr eng mit der lokalen und regionalen Sportszene vernetzt sein muss. Das Engagement eines Sportfachhändlers reicht demzufolge weit über die Öffnungszeiten seines Geschäfts hinaus. Dieses Engagement kann oder will ein Filialleiter oder eine Filialleiterin oft nicht aufbringen. Dies erklärt auch die Tatsache, dass es – zumindest im deutschen Sportfachhandel – nur ganz wenige erfolgreich operierende Filialunternehmen gibt. Und man kann nicht behaupten, dass es nicht schon etliche versucht haben.“



Ein tolles Beispiel für eine gelungene Nachfolge ist Sprengers Sportland in Schongau. Hier übernahm vor fünf Jahren Tochter Sonja Sprenger zusammen mit ihrem Ehemann Sebastian Lotz das Sportfachgeschäft von ihren Eltern Petra und Johannes Sprenger. „Ich bin bereits 2004 in das Geschäft miteingestiegen, und 2016 folgte mein Mann, er kündigte seinen früheren Job“, so Sonja Sprenger. Sie ist froh, dass sie weiterhin Unterstützung von ihren Eltern bekommt. So kümmert sich ihre Mutter Petra immer noch um die Buchhaltung. Das Geschäft hat derzeit neun Mitarbeiter. „Das wird für uns eine Herausforderung darstellen, wenn es zu Veränderungen im Team kommt, neues Personal zu finden. Das ist für viele Arbeitgeber ein Problem“, schätzt Sonja Sprenger. Die Mutter einer Tochter hat ansonsten eigentlich keine großen Zukunftssorgen. Sie ist froh über die Entscheidung, das Geschäft zu führen. „Ein großer Vorteil ist, dass wir uns als Eltern optimal absprechen können, wann wir arbeiten und wer sich von uns um die Tochter kümmert“, ergänzt Sonja Sprenger.

3 Monate, 9,90 Euro, das volle Digital-Programm

Sie wollen mehr Wissen? Jetzt SAZsport DigitalPlus testen!
    • Alle Plus-Artikel auf SAZsport.de
    • Aktuelle Ausgaben als ePaper
    • Zugang zum Online-Archiv mit allen vergangenen Ausgaben
    • Monatlich kündbar