Kolumne: Gipfelbuch
29.06.2018, 10:00 Uhr
Woher kommen Ihre Fachkräfte?
Fachkräfte zu finden wird für viele Unternehmen immer schwieriger. Dabei könnte ein Blick über den Tellerrand hinaus neue Möglichkeiten eröffnen.
„Wenn das Angebot an MINT-Arbeitskräften (Mathematiker, Informatiker, Naturwissenschaftler und Techniker) wächst, dann erhöht das die Innovationskraft der exportstarken deutschen Industrie“, so die Kernaussage des Berichts „MINT und das Geschäftsmodell Deutschland“ vom Institut der Deutschen Wirtschaft. Klingt logisch: Mit den richtigen Spezialisten im Unternehmen steht fortschrittlichen Neuerungen nichts im Wege. Doch erst im April berichtete „Die Welt“, dass beispielsweise der Elektroindustrie „laut dem Branchenverband ZVEI bis zu 50.000 Mitarbeiter, angefangen bei Ingenieuren über Softwareentwickler bis hin zu Facharbeitern und Logistikpersonal“ fehlten.
Wie sichern sich deutsche Unternehmen erfahrene Fachkräfte und motivierten Nachwuchs? Arbeitnehmer können heute innerhalb der EU ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt verlagern. Genau dieses Potenzial, das den Fachkräftemangel im Zuge der Modernisierung eigentlich relativieren sollte, schöpfen viele Unternehmen kaum aus. In meiner Strategieberatung beobachte ich immer wieder, dass fehlendes kulturelles Verständnis und mangelnde Englischkenntnisse den Unternehmenserfolg negativ beeinflussen. Denn wenn die Unternehmensleitung im Meeting mit europäischen Kollegen auf einmal verstummt, weil Ideen und Strategien nicht kommuniziert werden können, dann bleiben wir im internationalen Wettbewerb um kreative Köpfe auf der Strecke. Zu Innovationskraft gehört heute eben mehr als Prozessoptimierung und ein internes Vorschlagswesen; es braucht eine Unternehmenskultur, die Vielfalt in Sprache, Herkunft und Know-how als Chance begreift – und das bei der Personalsuche auch deutlich macht.