Zu viele Alttextilien für Afrika 22.02.2023, 11:25 Uhr

Bundesregierung mahnt zu bewussterem Textilkonsum  

Die deutsche Bundesregierung macht auf das Problem der massenhaften Verschiffung von Secondhand-Kleidern nach Westafrika aufmerksam. Sowohl Verbraucher als auch deutsche Unternehmen sollten noch bewusster handeln.
Jede Woche kommen in Ghana etwa 100 Container mit rund 15 Millionen Secondhand-Artikeln an, auch aus Deutschland.
(Quelle: Shutterstock/Anton_Ivanov)
Im Rahmen ihrer Westafrika-Reise besuchten Bundesminister Hubertus Heil und Entwicklungsministerin Svenja Schulze einen der weltgrößten Secondhand-Märkte in Ghanas Hauptstadt Accra. Jede Woche kommen hier rund 100 Container mit rund 15 Millionen Artikeln an, auch aus Deutschland. Die heimische Produktion hat es dagegen schwer, und durch die Alttextilien werden enorme Umweltprobleme verursacht. „Ich glaube, man muss auch Bewusstsein bei Verbrauchern wecken“, sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Beim Konsum könne man mehr aufpassen und ein bisschen mehr überlegen, was man einkaufe. Menschen in den westlichen Ländern mit einem großen oder mittleren Einkommen würden auch viele Sachen kaufen, die sie kaum bräuchten.
Verbraucherinnen und Verbraucher könnten zwar bewusster einkaufen, sagte Heil. «Aber man kann es nicht bei Verbrauchern allein abladen, sondern es ist eine staatliche und eine Unternehmensverantwortung», sagte der Minister. Die Bundesregierung unterstütze die EU-Kommission bei dem derzeit in Vorbereitung befindlichen europäischen Lieferkettengesetz. Die Richtlinie sieht auch vor, dass Unternehmen stärker darauf achten müssen, dass ihre fertigen Produkte nicht etwa als Recycling-Material oder Müll große Probleme verursachen. Das deutsche Lieferkettengesetz könne dagegen wenig ausrichten, räumte Heil ein. Das zum Jahresbeginn in Kraft getretene deutsche Gesetz schreibt vor, dass Unternehmen bei der Herstellung Menschenrechte einhalten müssen.
Ein Beispiel für den Geltungsbereich des deutschen Gesetzes ist der Kakaoanbau in Ghana und der Elfenbeinküste. Hier werden oft Kinder als Arbeitskräfte eingesetzt. In solchen Fällen drohen Schokoladenherstellern nach dem deutschen Gesetz künftig Strafen. An diesem Mittwoch reisen Schulze und Heil von Ghana in die Elfenbeinküste weiter. Dort ist auch die Besichtigung einer Kakaoplantage geplant.



Das könnte Sie auch interessieren