Expansionskurs vorerst vorbei 05.10.2022, 16:02 Uhr

Sportartikelfilialist XXL bekommt einen Dämpfer in Österreich

Der norwegische Sportretailer XXL (Oslo) hatte das ambitionierte Ziel, die Nr. 1 im hartumkämpften österreichischen Sportartikelmarkt zu werden. Doch nun müssen die Norweger wohl ihr Zentrallager und weitere Filialen aufgeben.
(Quelle: XXL)
Der norwegische Filialist XXL Sports & Outdoor ist seit 2017 in Österreich aktiv, der erste Flagship-Store wurde in der Shopping City Süd in Vösendorf eröffnet. Dort übernahm man einen Standort der britischen Kette Sports Direct, die seit der Übernahme von Sport Eybl/Sports Experts (2013) in Österreich nur rote Zahlen geschrieben hat. Seitdem verfolgte XXL einen konsequenten Expansionskurs in der Alpenrepublik. Bis jetzt hat das Unternehmen acht Filialen und ein 7.000 Quadratmeter großes Zentrallager vor den Toren Wiens in Enzersdorf eröffnet. Der Plan war es, Marktführer zu werden: „Wir wollen in fünf Jahren die Nr. 1 in Österreich sein", hatte Österreich-Chef Patrick Verwilligen bei der Eröffnung des zweiten Standorts im Wiener Donauzentrum verkündet. Und Magnus Kreuger, der im Frühjahr 2019 zum Österreich-Chef von XXL berufen wurde, sprach im Interview mit SAZsport vom Ziel, in den kommenden Jahren zwischen zwölf und 20 Stores eröffnen zu wollen.

Doch jetzt scheint der Expansionskurs des norwegischen Unternehmens vorerst ein Ende gefunden zu haben. Wie die österreichische Tageszeitung „Der Standard“ berichtet, sei XXL gerade dabei, Nachmieter für seine Filialen zu suchen. Sogar von einem Gesamt-Rückzug aus Österreich ist hier die Rede, und auch der Versuch, die Standorte im Paket an andere große Einzelhändler abzugeben, soll gescheitert sein. Das ist nicht verwunderlich, denn in Zeiten von Inflation und Energiekrisen scheuen sich viele Unternehmen davor, Flächen von teilweise 4.000 Quadratmetern zu mieten. Jetzt sei man dabei, eine strategische Überprüfung durchzuführen, wie man Verluste stoppen und wirtschaftlich nachhaltige Lösungen finden könne, so Kreuger auf eine Anfrage von „Der Standard“. Man wolle sich alle Optionen offenlassen, sicher sei jedoch der Auszug aus dem Zentrallager und die Schließung einer Filiale. Weitere Entscheidungen seien noch nicht getroffen worden.
XXL Sports & Outdoor wurde im Jahr 2000 vom norwegischen Einzelhändler Øivind Tidemandsen gegründet, der auch Vorstandsmitglied und einer der Haupteigentümer von XXL ist. Der erste Store wurde 2001 in Oslo eröffnet. Im Jahr 2010 expandierte man nach Schweden, 2014 wurde die erste Filiale in Finnland aufgesperrt. 2016 startete XXL das E-Commerce Geschäft in Dänemark. Seitdem hat man sich in den nordischen Ländern eine Position als größter Online-Sporthändler aufgebaut, im Jahr 2020 übertraf der Online-Umsatz die Hürde von 2 Mrd. NOK (rund 190 Mio. Euro). Aktuell betreibt XXL insgesamt 90 Filialen: 37 in Norwegen, 29 in Schweden, 17 in Finnland und sieben in Österreich. Die Standorte werden von insgesamt drei Zentrallagern aus beliefert: Neben dem eben erwähnten Enzersdorf betreibt man noch ein Lager in Gardermoen (Norwegen) und eins in Örebro (Schweden).




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