Interview mit jungem Verkäufer
15.04.2024, 15:11 Uhr
Warum sich Julian Zwinger für den Einzelhandel und Sport Reischmann entschied
Die Generation Z hat unheimlich viele berufliche Möglichkeiten. Julian Zwinger entschied sich nach dem Realschulabschluss für den Einzelhandel. Warum, wie er bei Sport Reischmann gelandet ist und was ihn dort hielt, verrät er hier.
Es ist ein einziges Trauerspiel: Händeringend sucht der Einzelhandel nach Personal, es mangelt massiv an Verkäufern, an Beratern (je nach dem, wie man sie nennen möchte). Darum ist es auch einmal schön, ein Beispiel zu bringen, wie es gelingen kann, junge Leute für diesen Beruf zu begeistern – und sie auch nach der Ausbildung im Unternehmen zu halten. Julian Zwinger, heute 20 Jahre jung, ist so ein Fall: Von September 2021 bis Januar 2024 lernte er bei Sport Reischmann in Memmingen, seit ein paar Monaten ist er dort fest angestellt. Zu seinen Spezialgebieten als Sportberater zählen Runnning, Fitness und Tennis.
SAZsport: Ihr jungen Leute habt in der heutigen Zeit unheimlich viele berufliche Möglichkeiten. Was war deine Motivation, eine Ausbildung im Einzelhandel zu machen?
Julian Zwinger: Der Weg dahin war bei mir ein bisschen komplizierter. Ich war auf der Realschule und wusste nicht so ganz, wohin mit mir. Die Bundesagentur für Arbeit kam aber jede Woche zu uns in die Schule, und wir haben immer wieder versucht herauszufinden, in welche Richtung es gehen könnte. Zum Beispiel auch mit einem Test, bei dem ich meine Fähigkeit angeben sollte in Verbindung mit dem, was mir Spaß macht. Und irgendwann sind wir auf den Einzelhandel gekommen. Ich habe mich ein bisschen eingelesen, worum es dabei genau geht: Kunden beraten, die Ware kennen, sich selbst auch weiterentwickeln. Das finde ich im Einzelhandel echt spannend. Es hört sich vielleicht etwas blöd an, wenn man das so sagt, aber man kann sich dort wirklich weiterentwickeln – was die Menschenkenntnis angeht, wie man Worte benutzt, dass man es fast noch einmal neu lernt, sich sprachlich auszudrücken. Und wie man auf Menschen zugeht, womit das Selbstvertrauen dann noch einmal ansteigt.
SAZsport: Wie viele Bewerbungen hast du denn schreiben müssen, um einen Ausbildungsplatz zu bekommen?
Zwinger: Tatsächlich waren das nicht so viele – drei oder vier. Ich weiß von Leuten, die deutlich mehr schreiben mussten. Das Thema Sport Reischmann war schon von Anfang an das, was mich am meisten angesprochen hat. Auch deshalb, weil ich damals dort schon Kunde war. Ich bin aber erst über Umwege ins Sporthaus gekommen. Zuerst habe ich ein Praktikum im Modeunternehmen von Reischmann gemacht (ich bin ziemlich modeinteressiert) und mich dort um einen Ausbildungsplatz beworben. Die Verantwortlichen meinten, sie wollten mich gerne haben, allerdings würden sie aktuell keine neuen Leute mehr suchen. Und dann kam der Vorschlag von Seiten Reischmanns, ein Praktikum im Sporthaus zu machen, um zu sehen, wie es mir dort gefällt. Sportlich war ich schon immer recht aktiv, und es hat sich herausgestellt, dass es mir dort noch besser gefallen hat, weil mich auch das Technische sehr interessiert (zum Beispiel bei Laufschuhen).
SAZsport: Du hast vorhin kurz erwähnt, bereits Kunde im Sporthaus gewesen zu sein. Das hat dann natürlich auch sehr stark dafür gesprochen, dort die Ausbildung zu machen.
Zwinger: Genau. Meine Mutter ist mit uns Kindern immer so im Halbjahrestakt nach Memmingen gefahren, damit wir entsprechend für die Sportsaisons ausgerüstet sind. Reischmann war auch meistens dabei. Somit hatte ich gleich einen direkten Bezug zum Unternehmen.
SAZsport: Nach deiner Ausbildung wurdest du ja auch übernommen. Warum wolltest du bleiben?
Zwinger: Da gibt es vor allem zwei Gründe. Zum einen sind das die Kunden. Über die Ausbildungszeit hinweg habe ich viele gute Beziehungen aufgebaut. Zum anderen die Kollegen. Die sind hier - wie die Kunden - wirklich supernett, und man kann mit jedem über alles reden. Wenn man Probleme hat, dann ist Reischmann sehr offen, diese zu lösen. Und deshalb macht mir der Job einfach Spaß.
SAZsport: Gab es dann für dich gar keine anderen Überlegungen, als zu bleiben?
Zwinger: Doch. Ich hatte schon überlegt, weiter auf die Schule zu gehen, um Handelsfachwirt zu werden und mich weiterzubilden.
SAZsport: Vor ein paar Monaten ist ein Video auf TikTok viral gegangen, in dem sich eine junge Frau tränenreich über das Arbeitsleben beklagt hat – zu wenig Geld, zu wenig Freizeit, nur 30 Tage Urlaub. Die ist ungefähr in deinem Alter (aus der Gen Z). Wenn du so etwas hörst oder siehst – wie kommt das bei dir an?
Zwinger: Ich gehe im Allgemeinen relativ neutral an solche Geschichten heran und lasse mich nicht so sehr darauf ein, was in den sozialen Medien erzählt wird. Die direkten Umstände, das berufliche Umfeld der Frau kenne ich nicht. Es gibt Berufe, wo man bessere und schlechtere Arbeitszeiten hat. Im Einzelhandel muss man damit rechnen, auch mal an einem Samstag arbeiten zu müssen. Das gehört dazu, und das macht den Tag auch so spannend, weil einfach mehr los ist. In Form von Provisionen hat man die Möglichkeit, sich selbst dafür zu belohnen, dass man am Samstag arbeitet. In Sachen Work-Life-Balance kommt es auch immer auf die persönliche Einstellung an. Bei mir im Umfeld ist es nicht so, dass sich jemand extrem über sein Arbeitsleben aufgeregt hat. Es gibt immer mal Tage, wo man nicht so viel Lust hat und man sich dann ein bisschen mehr aufraffen muss. Aber im Normalfall bekommt man das hin, und vielleicht ist der Tag dann auch ganz gut geworden.
SAZsport: Was ist dir denn bei einem Beruf wichtig?
Zwinger: Dass das Arbeitsklima stimmt. Dann natürlich auch die freien Zeiten, sprich dass man doch noch ein bisschen Freizeit einbauen kann. Es ist wichtig, so eine Mischung aus beidem zu haben. Mich stört es überhaupt nicht, wenn ich fünf Tage voll durcharbeiten muss (Teilzeit wäre für mich kein Thema). Aber natürlich möchte ich auch an dem einen oder anderen Tag meine Ruhe haben und meinen Sport machen. Wichtig ist mir auch noch das Umfeld – wie der Arbeitsalltag gestaltet wird mit Ordentlichkeit, Sauberkeit, einem geregelten Ablauf. Wenn man einfach weiß, was man an dem Tag zu tun hat oder von wann bis wann man arbeiten muss. Spontane Aktionen finde ich schwierig. Klar, man muss flexibel sein, aber es ist schon ein großer Pluspunkt bei mir, wenn alles geregelt abläuft.
SAZsport: Wie wichtig ist dir das Finanzielle?
Zwinger: Mir ist das schon recht wichtig. Ich versuche das Beste aus dem zu machen, was mir zur Verfügung gestellt wird. Aber die beste finanzielle Lage würde mir wenig bringen, wenn ich nicht glücklich wäre.
SAZsport: Wie denken die Leute aus deinem Freundes- und Bekanntenkreis über ihren Beruf, auch in Bezug auf dieses TikTok-Video?
Zwinger: Natürlich ist jeder unterschiedlich sensibel. Wenn ihr das Ganze nahe geht, dann verstehe ich das schon. Als ich aus der Schule raus war, lief es bei mir ähnlich ab. Ich habe mir gedacht: Oh Gott, jetzt wird mir so viel Zeit genommen. Ich habe mich jetzt daran gewöhnt, vielleicht wird das auch bei ihr der Fall sein. Es gibt genügend Unternehmen, wo man in seinem Beruf glücklich werden kann.
SAZsport: Ihr jungen Leute habt in der heutigen Zeit unheimlich viele berufliche Möglichkeiten. Was war deine Motivation, eine Ausbildung im Einzelhandel zu machen?
Julian Zwinger: Der Weg dahin war bei mir ein bisschen komplizierter. Ich war auf der Realschule und wusste nicht so ganz, wohin mit mir. Die Bundesagentur für Arbeit kam aber jede Woche zu uns in die Schule, und wir haben immer wieder versucht herauszufinden, in welche Richtung es gehen könnte. Zum Beispiel auch mit einem Test, bei dem ich meine Fähigkeit angeben sollte in Verbindung mit dem, was mir Spaß macht. Und irgendwann sind wir auf den Einzelhandel gekommen. Ich habe mich ein bisschen eingelesen, worum es dabei genau geht: Kunden beraten, die Ware kennen, sich selbst auch weiterentwickeln. Das finde ich im Einzelhandel echt spannend. Es hört sich vielleicht etwas blöd an, wenn man das so sagt, aber man kann sich dort wirklich weiterentwickeln – was die Menschenkenntnis angeht, wie man Worte benutzt, dass man es fast noch einmal neu lernt, sich sprachlich auszudrücken. Und wie man auf Menschen zugeht, womit das Selbstvertrauen dann noch einmal ansteigt.
SAZsport: Wie viele Bewerbungen hast du denn schreiben müssen, um einen Ausbildungsplatz zu bekommen?
Zwinger: Tatsächlich waren das nicht so viele – drei oder vier. Ich weiß von Leuten, die deutlich mehr schreiben mussten. Das Thema Sport Reischmann war schon von Anfang an das, was mich am meisten angesprochen hat. Auch deshalb, weil ich damals dort schon Kunde war. Ich bin aber erst über Umwege ins Sporthaus gekommen. Zuerst habe ich ein Praktikum im Modeunternehmen von Reischmann gemacht (ich bin ziemlich modeinteressiert) und mich dort um einen Ausbildungsplatz beworben. Die Verantwortlichen meinten, sie wollten mich gerne haben, allerdings würden sie aktuell keine neuen Leute mehr suchen. Und dann kam der Vorschlag von Seiten Reischmanns, ein Praktikum im Sporthaus zu machen, um zu sehen, wie es mir dort gefällt. Sportlich war ich schon immer recht aktiv, und es hat sich herausgestellt, dass es mir dort noch besser gefallen hat, weil mich auch das Technische sehr interessiert (zum Beispiel bei Laufschuhen).
SAZsport: Du hast vorhin kurz erwähnt, bereits Kunde im Sporthaus gewesen zu sein. Das hat dann natürlich auch sehr stark dafür gesprochen, dort die Ausbildung zu machen.
Zwinger: Genau. Meine Mutter ist mit uns Kindern immer so im Halbjahrestakt nach Memmingen gefahren, damit wir entsprechend für die Sportsaisons ausgerüstet sind. Reischmann war auch meistens dabei. Somit hatte ich gleich einen direkten Bezug zum Unternehmen.
SAZsport: Nach deiner Ausbildung wurdest du ja auch übernommen. Warum wolltest du bleiben?
Zwinger: Da gibt es vor allem zwei Gründe. Zum einen sind das die Kunden. Über die Ausbildungszeit hinweg habe ich viele gute Beziehungen aufgebaut. Zum anderen die Kollegen. Die sind hier - wie die Kunden - wirklich supernett, und man kann mit jedem über alles reden. Wenn man Probleme hat, dann ist Reischmann sehr offen, diese zu lösen. Und deshalb macht mir der Job einfach Spaß.
SAZsport: Gab es dann für dich gar keine anderen Überlegungen, als zu bleiben?
Zwinger: Doch. Ich hatte schon überlegt, weiter auf die Schule zu gehen, um Handelsfachwirt zu werden und mich weiterzubilden.
SAZsport: Vor ein paar Monaten ist ein Video auf TikTok viral gegangen, in dem sich eine junge Frau tränenreich über das Arbeitsleben beklagt hat – zu wenig Geld, zu wenig Freizeit, nur 30 Tage Urlaub. Die ist ungefähr in deinem Alter (aus der Gen Z). Wenn du so etwas hörst oder siehst – wie kommt das bei dir an?
Zwinger: Ich gehe im Allgemeinen relativ neutral an solche Geschichten heran und lasse mich nicht so sehr darauf ein, was in den sozialen Medien erzählt wird. Die direkten Umstände, das berufliche Umfeld der Frau kenne ich nicht. Es gibt Berufe, wo man bessere und schlechtere Arbeitszeiten hat. Im Einzelhandel muss man damit rechnen, auch mal an einem Samstag arbeiten zu müssen. Das gehört dazu, und das macht den Tag auch so spannend, weil einfach mehr los ist. In Form von Provisionen hat man die Möglichkeit, sich selbst dafür zu belohnen, dass man am Samstag arbeitet. In Sachen Work-Life-Balance kommt es auch immer auf die persönliche Einstellung an. Bei mir im Umfeld ist es nicht so, dass sich jemand extrem über sein Arbeitsleben aufgeregt hat. Es gibt immer mal Tage, wo man nicht so viel Lust hat und man sich dann ein bisschen mehr aufraffen muss. Aber im Normalfall bekommt man das hin, und vielleicht ist der Tag dann auch ganz gut geworden.
SAZsport: Was ist dir denn bei einem Beruf wichtig?
Zwinger: Dass das Arbeitsklima stimmt. Dann natürlich auch die freien Zeiten, sprich dass man doch noch ein bisschen Freizeit einbauen kann. Es ist wichtig, so eine Mischung aus beidem zu haben. Mich stört es überhaupt nicht, wenn ich fünf Tage voll durcharbeiten muss (Teilzeit wäre für mich kein Thema). Aber natürlich möchte ich auch an dem einen oder anderen Tag meine Ruhe haben und meinen Sport machen. Wichtig ist mir auch noch das Umfeld – wie der Arbeitsalltag gestaltet wird mit Ordentlichkeit, Sauberkeit, einem geregelten Ablauf. Wenn man einfach weiß, was man an dem Tag zu tun hat oder von wann bis wann man arbeiten muss. Spontane Aktionen finde ich schwierig. Klar, man muss flexibel sein, aber es ist schon ein großer Pluspunkt bei mir, wenn alles geregelt abläuft.
SAZsport: Wie wichtig ist dir das Finanzielle?
Zwinger: Mir ist das schon recht wichtig. Ich versuche das Beste aus dem zu machen, was mir zur Verfügung gestellt wird. Aber die beste finanzielle Lage würde mir wenig bringen, wenn ich nicht glücklich wäre.
SAZsport: Wie denken die Leute aus deinem Freundes- und Bekanntenkreis über ihren Beruf, auch in Bezug auf dieses TikTok-Video?
Zwinger: Natürlich ist jeder unterschiedlich sensibel. Wenn ihr das Ganze nahe geht, dann verstehe ich das schon. Als ich aus der Schule raus war, lief es bei mir ähnlich ab. Ich habe mir gedacht: Oh Gott, jetzt wird mir so viel Zeit genommen. Ich habe mich jetzt daran gewöhnt, vielleicht wird das auch bei ihr der Fall sein. Es gibt genügend Unternehmen, wo man in seinem Beruf glücklich werden kann.
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